Schüler können jeden Tag ein neues Unternehmen kennenlernen

Die Idee hinter der Praktikumswoche, die in den Sommerferien erstmals auch im Main-Kinzig-Kreis angeboten wird, ist schnell erklärt: Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren lernen innerhalb einer Woche während der Ferien jeden Tag ein neues Unternehmen in der Region kennen. Aber auch umgekehrt können sich die Unternehmen während des eintägigen Schnupperpraktikums ein Bild von den potenziellen Auszubildenden machen.
Hanau - Hinter dem Konzept steht das Start-Up-Unternehmen Stafftastic, das im Jahr 2018 mit dem hessischen Gründerpreis ausgezeichnet wurde. Kürzlich wurde das Konzept der Praktikumswoche Hanau/Main-Kinzig von der Agentur für Arbeit und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern im Pop-Up-Store Tatkraft im Forum Hanau vorgestellt.
„Die Schüler wechseln nach jedem Tag das Unternehmen und sammeln Erfahrungen in verschiedenen Berufen“, erläuterte Markus Milke, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit. Im Internet können sich Jugendliche eigenständig eine Woche Praktika bei verschiedenen Unternehmen in den Branchen ihrer Wahl zusammenstellen – „kostenlos, komfortabel und zu dem Zeitpunkt, der ihnen passt“, so Milke. Während der gesamten Sommerferien stehen über 90 Unternehmen aus Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis Schülerinnen und Schülern für die Schnuppertage zur Verfügung.
Alles übers Handy
Die Handhabung beschreiben Milke und Miriam Fuchs (IHK) als „denkbar einfach. Man gibt seine Kontaktdaten, den Zeitraum und die gewünschten Branchen an. Den Rest erledigen die Algorithmen.“ Heraus kommt eine Fünf-Tage-Woche, während der die Schülerinnen und Schüler durch die Betriebe gelotst werden, die ihren Interessen entsprechen. „In den letzten beiden Jahren haben die jungen Leute keine Möglichkeiten gehabt, Schulpraktika zu absolvieren. Wie notwendig die sind und wie sehr sie fehlen, merken wir täglich in den Beratungsgesprächen“, berichten die Fachleute.
Jetzt können Jugendliche mithilfe der Praktikumswoche Praxiserfahrung nachholen: „anders, kürzer, aber auch vielfältiger“, zeigt sich Milke von dem Tool, das bereits zahlreiche Städte und Landkreise nutzen, überzeugt. „Dass man alles am Handy erledigen kann, ist für die Schüler und Schülerinnen besonders attraktiv. Man muss sich nicht erst überwinden, anrufen und nachfragen – all das ist mit der Anwendung obsolet geworden. Tatsächlich war es noch nie so einfach, ein Praktikum zu machen“, so Fuchs.
Einblick in die Gewerke
„Mit der Praktikumswoche knüpfen wir zeitlich nahtlos an den Pop-Up-Store an“, erklärt Nicole Laupus von der Hanauer Kreishandwerkerschaft. „Der Pop-Up-Store, in dem wir uns hier befinden, hat das selbe Ziel: jungen Leuten niedrigschwellig Praxiserfahrung zu verschaffen“.
Heiko Schreiber von der Kreishandwerkerschaft Gelnhausen-Schlüchtern freut sich: „Unsere Handwerksbetriebe sind froh, wenn sie handwerksinteressierten Jugendlichen Einblicke in ihr Gewerk geben können, um sie eventuell für das Handwerk zu begeistern. Vielleicht entdeckt ja der eine oder andere sein oder ihr Talent für Arbeit mit den Händen.“
Positiv gestimmt ist auch Sabine Butzke vom Staatlichen Schulamt des Kreises: „Pandemiebedingt fand die Berufsorientierung in den vergangenen beiden Jahren hauptsächlich in der Schule statt, und es gab außerhalb von Schule zum Teil wenig Gelegenheit, Berufe erlebbar zu machen. Die große Vielfalt der Ausbildungsberufe wird den Schülerinnen und Schülern auf diese innovative Weise in kurzer Zeit in Gesprächen und Tätigkeiten direkt in verschiedenen Betrieben nähergebracht. Ich bin zuversichtlich, dass die Jugendlichen das neue Angebot begeistert annehmen werden.“
Weitere Infos
Die Teilnahme an der Praktikumswoche ist kostenlos und während der gesamten Sommerferien möglich. Anmeldungen auf der Internetseite praktikumswoche.de/hanau-mkk.
Von Kerstin Biehl