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Schlitterpartie in den Morgen

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Von: Kerstin Biehl

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Kein Risiko: Aufgrund des starken Glatteises blieben die städtischen Friedhöfe in Hanau gestern geschlossen.
Kein Risiko: Aufgrund des starken Glatteises blieben die städtischen Friedhöfe in Hanau gestern geschlossen. © PM

Schule oder nicht? Diese Frage stellte sich für viele Eltern am gestrigen Morgen mit Blick aus dem Fenster. Spiegelglatte Straßen und Gehwege machten den Schulweg nicht nur gefährlich, teilweise war er für manche Schüler auch schlichtweg gar nicht möglich, so rutschig ging es draußen zu.

Hanau/Main-Kinzig-Kreis – Eine allgemeine Empfehlung, die Kinder daheim zu lassen, gab es vonseiten des Schulträgers und des Staatlichen Schulamts des Main-Kinzig-Kreises nicht. Jede Schule war angehalten, individuell zu entscheiden. In Maintal etwa fand an der Büchertalschule, Waldschule, Albert-Einstein-Schule, Villa Kunterbunt (teilweise) und Wilhelm-Busch-Schule kein Präsenzunterricht statt. In Erlensee fiel an der Grundschule am Eulenhof und an der Grundschule Rückingen der Unterricht aus. In Nidderau war die Kurt-Schumacher-Schule geschlossen, die Geschwister-Scholl-Schule in Großkrotzenburg blieb ebenso zu, wie die Pressestelle des Kreises berichtet.

Kommuniziert wurden die Schließungen per digitaler Nachricht. An der Hohen Landesschule in Hanau etwa informierte Schulleiter Martin Göbler die Eltern per E-Mail darüber, dass sie selbstständig entscheiden sollen, ob der Schulweg sicher ist. „Im Zweifelsfall bleiben Sie bitte zunächst zu Hause, bis sich die Lage entspannt hat“, hieß es in der E-Mail.

Die Schulleiterin der Heinrich-Böll-Schule in Bruchköbel, Christine Georg, wandte sich bereits am Sonntagabend schriftlich an die Eltern mit der Info, dass es bis dahin noch keine Aussage vom Staatlichen Schulamt gebe, und wies auf mögliche Einschränkungen im Bus- und Bahnverkehr hin.

Polizisten müssen in Hanau zu Fuß zu einer Unfallstelle laufen

Auf Nachfrage unserer Zeitung, wie sich das Staatliche Schulamt in derart schwierigen Situationen verhalte, teilte Silke Siekemeyer mit, dass die Entscheidung, eine Schule geschlossen zu lassen, gestern jeweils in der Hand der Schulleitungen lag. „Generell kann das Schulamt Schulen nicht schließen. Eine mögliche Schließung aufgrund einer Krisensituation erfolgt immer in enger Absprache zwischen Schulträger und Schulamt.“

Seitens des Kreises heißt es in einer Mitteilung, dass am späten Sonntagabend in Abstimmung mit dem staatlichen Schulamt für den Main-Kinzig-Kreis verabredet worden war, dass jede Schule individuell entscheidet, da „ein genereller Unterrichtsausfall an allen Schulen nicht sinnvoll“ erschien. Damit wurden die Schulen in die Lage versetzt, unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten und der technischen Voraussetzungen in eigener Verantwortung auf den Distanzunterricht zu setzen.

Auch konnten die Eltern eigenständig darüber entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken. Ein Notbetrieb wurde von den Schulen in der Regel angeboten. „Jedes Kind, das heute die Schule wegen Glätte nicht besuchen konnte, ist entschuldigt. Eine schriftliche Entschuldigung sollten die Eltern dennoch mitgeben“, so Siekemeyer.

Auf den Straßen im Kreisgebiet ereigneten sich Unfälle im „hohen zweistelligen Bereich“, wie die Pressestelle des zuständigen Polizeipräsidiums Südosthessen meldete. Im Hanauer Stadtteil Lamboy etwa sperrten Beamte am Morgen zeitweise die Straße An der Brückengrube sowie die Johann-Carl-Koch-Straße. Gegen 6.30 Uhr meldete sich ein Verkehrsteilnehmer und gab an, dass er gegen ein geparktes Auto gefahren sei. Noch während der Anfahrt einer Polizeistreife wurde im dortigen Bereich ein weiterer Verkehrsunfall aufgrund der Straßenglätte gemeldet; auch ein alarmierter Rettungswagen rutschte bei der Anfahrt in der Johann-Carl-Koch-Straße von der Fahrspur ab und beschädigte ein geparktes Auto.

Letztlich stellten die Polizeibeamten, die die letzten Meter zur Unfallstelle aufgrund der enormen Glätte zu Fuß zurücklegten, fünf Unfallbeteiligte fest; ersten Ermittlungen zufolge blieben alle unverletzt. Beim Großteil der Unfälle handelte es sich um Sachschadenunfälle.

Über vereinzelte Probleme bei der Schülerbeförderung informiert zudem der Kreis, „doch in weiten Teilen haben vor allem die Straßenmeistereien mit ihrem zuverlässigen Einsatz ein Chaos verhindert“, heißt es.

Zahlreiche Unfälle vor allem abseits der Fahrbahnen

Zahlreiche Unglücksfälle gab es offenbar abseits der Fahrbahnen. Bis gestern Mittag mussten nach Rückmeldung der Leitstelle mehr als 130 Sturzverletzungen über die Rettungsdienste versorgt werden. Entsprechend überlastet waren zwischenzeitlich auch die Notaufnahmen der Krankenhäuser. Größere Zwischenfälle oder lebensbedrohliche Situationen im Zusammenhang mit dem Glatteis gab es laut Kreispressestelle aber nicht.

Die Straßenreinigung des Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service (HIS) startete ihren Dienst bereits um 4 Uhr in der Nacht, um die städtischen Straßen zu streuen. Dies habe laut Mitteilung für freie Straßen im Stadtgebiet gesorgt, verhinderte allerdings nicht eine erhöhte Verletzungsquote auf vereisten Bürgersteigen. Allerdings sei laut Stadt ein Großteil der Gehwege nicht mit notwendigem Streugut versehen gewesen. Die Stadt weist darauf hin, dass für die Räumung und Streuung der Gehwege vor privaten Wohnhäusern grundsätzlich die Anwohner in der Pflicht sind. Insgesamt 30 Mitarbeiter von HIS waren im Einsatz. Mit fünf größeren Fahrzeugen wurden rund 130 Kilometer Fahrbahn von Eis befreit, 13 kleinere Fahrzeuge sowie vier Handräumungstouren bearbeiteten wiederum 125 Kilometer Gehwege in städtischer Verantwortung.

Wie die Stadt Hanau weiter informierte, konnte die Müllabfuhr ihre Touren nicht wie geplant durchführen und musste nach kurzer Zeit die Arbeit abbrechen, denn die Unfallgefahr war zu groß. Die bislang nicht geleerten Mülltonnen werden im Laufe dieser Woche abgearbeitet. Bürger sollen die Tonnen vor der Tür stehen lassen, bis sie geleert werden.

Auch alle Friedhöfe im Stadtgebiet waren gestern aufgrund der Eisglätte geschlossen.

Von Kerstin Biehl

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