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Schulen in Hanau und im Main-Kinzig-Kreis bereiten sich auf die Schnelltest-Pflicht vor

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Von: Monica Bielesch

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Verpflichtende Tests an den Schulen begrüßen die meisten Schulleiter. Allerdings gibt es auch Kritik, etwa daran, dass kleinere Grundschüler die Tests selbst durchführen oder dass diese in der Schule gemacht werden sollen.
Verpflichtende Tests an den Schulen begrüßen die meisten Schulleiter. Allerdings gibt es auch Kritik, etwa daran, dass kleinere Grundschüler die Tests selbst durchführen oder dass diese in der Schule gemacht werden sollen. © Julian Stratenschulte/dpa

Als eines der letzten Bundesländer hat Hessen am Montagabend im Corona-Kabinett beschlossen, nach den Osterferien die Schnelltests an den Schulen verpflichtend einzuführen. Damit folgte die Landesregierung den Stimmen, die schon seit Längerem eine Testpflicht für die Schüler, die im Präsenzunterricht sind, fordern. So wie unter anderem die SPD im Landtag, deren schulpolitischer Sprecher Christoph Degen, Landtagsabgeordneter aus Neuberg auf Nachfrage unserer Zeitung betonte: „Die Tests sind nur dann sinnvoll, wenn sie verpflichtend sind.“

Hanau/Main-Kinzig-Kreis – Die Schulen in der Region planen schon seit Beginn der Osterferien, um die Tests ab kommenden Montag umzusetzen. Da die Schnelltests bis zur neuerlichen Entscheidung des Corona-Kabinetts eigentlich auf freiwilliger Basis gedacht waren, wurden an vielen Schulen schon Einverständniserklärungen an die Eltern verschickt. Diese haben sich erübrigt, mit dem positiven Effekt, dass den Schulen nun genaue Zahlen vorliegen, wie viele Kinder jeweils getestet werden müssen. Zwei Selbsttests pro Woche sollen für jeden Schüler im Präsenzunterricht an der Schule möglich sein.

Testungen sind großer organisatorischer Aufwand

Die Otto-Hahn-Gesamtschule (OHS) in Hanau hat schon vor Ostern rund 4000 Testsets geliefert bekommen. Laut der kommissarischen Schulleiterin Angela Kirchhof hat die OHS bereits eine Checkliste zur Durchführung der Tests erarbeitet. Wegen der Schulgröße mit 2045 Schülern sei es erforderlich, die Tests jeweils in den Klassenräumen durchzuführen. Vor dem Testen werden die Lehrer in den Klassen das Vorgehen besprechen, so Kirchhof. „Es ist wichtig, dass die Kinder für den Fall eines positiven Testergebnisses sensibilisiert werden“, betont die Schulleiterin. In Vorgesprächen soll das Prozedere nach einem positiven Ergebnis erklärt werden.

Insgesamt sei es für die Schule im ersten Moment ein großer organisatorischer Aufwand. Aber: „Das Prozedere wird sich mit der Zeit einspielen“, ist Kirchhof sicher. Die OHS blickt auf gute Erfahrungen mit Tests zurück. Ende vergangenen Jahres konnten sich Lehrer an einem Testmobil direkt an der Schule testen lassen. „Das hat uns viel Sicherheit gegeben.“

Test selbst durchführen: Kleineren fehlen die motorischen Fähigkeiten

Die Lage anders sieht Katja Wecker, Schulleiterin an der Anne-Frank-Grundschule in Hanau: „Wir sind dagegen, dass die Grundschüler selbst die Tests in den Klassenräumen machen sollen.“ Sie argumentiert, dass beispielsweise Schülern der Vorklasse, die erst fünf bis sechs Jahre alt seien, teilweise die motorischen Fähigkeiten fehlten, um die Tests selbst durchzuführen. Das fange mit dem Öffnen der verpackten Testutensilien an. Wecker hat darum die Osterferien dazu genutzt, einen professionellen Anbieter zu finden, der an der Schule die Tests in der Turnhalle durchführen werde. So wird der Cultura Pflegedienst mit Sitz in Frankfurt dazu zweimal pro Woche an die Schule kommen.

Dieser Pflegedienst führt unter anderem auch an der Hessen-Homburg-Schule sowie an der Wilhelm-Geibel-Schule die Tests bei den Kindern durch. Rund 300 Schüler besuchen die Anne-Frank-Schule, viele von ihnen könnten kaum Deutsch, erzählt Wecker. Auch darum sei es schwierig, die Kinder die Tests selbst durchführen zu lassen. „Wir müssten es erklären, und sie müssten es dann auch verstehen.“

Lehrerverband: Selbsttests nicht in der Schule

Überhaupt seien viele Eltern nach der langen Corona-Zeit verunsichert. Eine Erläuterung der Tests in weiteren Sprachen wären darum sehr hilfreich, meint Wecker. In der Summe verspricht sich die Schulleiterin von den Tests aber auch mehr Sicherheit. Denn gerade vor den Osterferien hätte die Zahl der corona-positiven Kinder stark zugenommen.

Jörg Leinberger, Landesvorsitzender des Deutschen Lehrerverbandes Hessen, ist froh über die Entscheidung, die Test verpflichtend zu machen. „Das haben wir zuvor bereits gefordert. Das ist gut so“, so Leinberger auf Nachfrage. Allerdings sehe der Lehrerverband es kritisch, dass die Tests in den Klassenräumen vorgenommen werden sollen. „Wir wollen nicht, dass die Selbsttests auf dem Schulgelände stattfinden“, betont Leinberger.

Es müsse einen externen Bereich geben, wo die Schüler sich testen könnten. Schließlich gebe das Kultusministerium vor, dass man nur mit einem negativen Testergebnis die Schule besuchen dürfe. Das stehe im Widerspruch zum Selbsttest im Klassenraum, weil dabei ein corona-positives Kind dann bereits in der Schule sei.

Analog zu den Testzentren fordert der Lehrerverband an jeder Schule professionell arbeitende Teststellen außerhalb des Schulgeländes. Für Lehrer, die beim Testen helfen, müsse das Land als Dienstherr für die komplette Schutzausrüstung sorgen.

Besonders begrüße der Lehrerverband die Testpflicht an den Grundschulen, um endlich valides Datenmaterial über die wirklich infizierten jüngeren Kinder zu erhalten, so Leinberger, „denn wir wollen, dass die Schulen wieder komplett öffnen können, die Schüler müssen wieder in die Schulen kommen. Natürlich nur unter der größtmöglichen Sicherheit.“

Der Bildungsexperte der SPD, Christoph Degen, meint, dass es denkbar wäre, für die Schüler sonntags in den bestehenden Testzentren Zeit-Korridore zu reservieren. Akzeptiert werden nämlich Test-Nachweise, die nicht älter als 72 Stunden sind. Alle Schüler, die keinen Test vorweisen können oder ihn nicht in der Schule machen, müssen laut Kultusministeriums im Distanzunterricht bleiben.

Am Lichtenberg-Oberstufen-Gymnasium in Bruchköbel sieht dessen Schulleiter Ingo Wintermeyer dem Testen entspannt entgegen und begrüßt es ausdrücklich. „Die Tests werden Sicherheit und einen Weg in die Normalität ermöglichen.“

corona-test-hessen.de

kultusministerium.hessen.de/schulsystem/aktuelle-informationen-zu-corona

Von Monica Bielesch

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