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Stadt Hanau will Kaufhof-Immobilie übernehmen

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Von: Christian Spindler, Yvonne Backhaus-Arnold

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Was lange befürchtet wurde, ist seit nun traurige Gewissheit: Auch die Kaufhof-Filiale am Hanauer Marktplatz wird geschlossen. Wie geht es weiter?

Hanau - Laut dem Portal „Business Insider“ ist Hanau eine der Filialen des Essener Konzerns Galerie Karstadt Kaufhof, die nach dem Willen der Konzernführung abgewickelt werden. Laut Betriebsrat sollen insgesamt 5000 Beschäftigte ihren Job verlieren. In Hanau sind nach Informationen unserer Mediengruppe 58 Mitarbeiter betroffen.

Bis zum 31. Januar 2024 sollen bereits 31 Galeria-Filialen geschlossen werden, darunter die in Hanau. Im Rhein-Main-Gebiet soll lediglich die an der Frankfurter Hauptwache erhalten bleiben.

Galeria Karstadt Kaufhof in Hanau: Geschäftsführer will sich nicht äußern

Seit November 2022 war unklar, was mit dem Standort Hanau passieren würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte Galeria Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt und der Insolvenzverwalter angekündigt, dass nur ein harter Kern der 133 Kaufhäuser übrig bleiben werde. Innerhalb von drei Monaten wollte man Klarheit schaffen -- es wurden fast fünf.

Auf Anfrage unserer Zeitung wollte sich der Hanauer Galeria-Geschäftsführer Alireza Eftekhari gestern nicht äußern, verwies auf Mitarbeitergespräche, die gerade liefen. Schon im November hatten sowohl Eftekhari als auch die Konzernzentrale gemauert. Lediglich Verdi-Gewerkschaftssprecherin Ute Fritzel äußerte sich damals im Gespräch mit unserer Zeitung – wohl ahnend, wie die Hängepartie ausgehen würde: „Wir befürchten das Schlimmste.“

Die Stadt will über ihre Vorkaufsrechtsatzung die Kaufhof-Immobilie möglichst rasch übernehmen. Das aus dem Jahr 1957 stammende Gebäude steht unter Denkmalschutz. Archivfoto: Reinhard Paul
Die Stadt will über ihre Vorkaufsrechtsatzung die Kaufhof-Immobilie möglichst rasch erwerben. Das aus dem Jahr 1957 stammende Gebäude steht unter Denkmalschutz. © Reinhard Paul

Bereits vor zwei Jahren, als der Galeria-Konzern schon einmal in einem Insolvenzverfahren war und Standorte geschlossen werden mussten, gab es ein langes Zittern um die Zukunft des Hanauer Hauses, das dann doch nicht von Schließung betroffen war. Jetzt allerdings kam das Ende mit Schrecken.

Hanaus Rathauschef: „Wir stehen bereits in Kontakt mit dem Eigentümer“

Oberbürgermeister Kaminsky, der sich vor Monaten im Interview mit unserer Zeitung bereits „vorsichtig pessimistisch“ über die Zukunft der Hanauer Filiale geäußert hatte, ließ gestern verlauten, die Nachricht über die Schließung „trifft uns hart, aber nicht unvorbereitet“. Der Plan der Stadt sei nun, das Gebäude zu erwerben. Der Eigentümer der Immobilie und der Betreiber des Warenhauses seien völlig unterschiedliche Einheiten. Kaminsky: „Wir stehen bereits in Kontakt mit dem Eigentümer.“

Mit der Vorkaufsrechtsatzung habe die Stadt in den letzten Monaten bereits mehrfach gezeigt, dass sie die Entwicklung der Innenstadt gestalten wolle. Wie berichtet, hat die Stadt Hanau schon in mehrerer Fällen Immobilien in der City gekauft, um unliebsame Entwicklungen wie Billigläden zu verhindern, darunter das Brachmann-Gebäude oder das Haus von Schuh-Dielmann (Kunstkaufhaus Tacheles) sowie das Gebäude der ehemaligen Metzgerei Kober in der Hanauer Altstadt.

„Priorität hat für uns nun, so schnell wie möglich Verfügungsgewalt über die Immobilie zu bekommen“, unterstrich Kaminsky. Man prüfe den Erwerb über eine städtische Gesellschaft, eventuell zusammen mit privaten Partnern. Denkbar sei in dem Gebäude eine Mischung aus Wohnen, Einzelhandel oder Ärztehaus.

Harsche Kritik Geschäftsgebaren des Essener Konzerns

Kaminsky kritisierte außerdem erneut das Geschäftsgebaren des Konzerns und dessen Umgang mit Mitarbeitern: „Erst werden sie monatelang im Unklaren gelassen, dann wird ihnen eiskalt mitgeteilt, dass sie zum 31. Januar 2024 ihre Arbeitsplätze verlieren.“ Er stehe im Kontakt mit dem Betriebsrat und wolle zeitnah weitere Gespräche führen, so Kaminsky: „Meine klare Botschaft an die Beschäftigten: Wir lassen Sie nicht allein.“ (Yvonne Backhaus-Arnold und Christian Spindler)

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