Streit um Hauptschulabschluss: Widerstand gegen das Schulamt Hanau wächst

An Förderschulen im Main-Kinzig-Kreis soll der Bildungsgang Hauptschulabschluss nicht mehr angeboten werden. Der Oberbürgermeister von Hanau schaltet sich ein.
Hanau - Während die Schülerinnen und Schüler noch in den Sommerferien weilen, weitet sich die Auseinandersetzung um das Bildungsangebot an zwei Förderschulen im Main-Kinzig-Kreis aus. So ist das vom hiesigen Staatlichen Schulamt angestrebte „Aus“ für den Bildungsgang Hauptschulabschluss an der Elisabeth-Schmitz-Förderschule in Hanau-Wolfgang nun Gegenstand einer Kleinen Anfrage der Linken im Hessischen Landtag geworden.
Doch Ärger bahnt sich auch um einen ähnlichen Vorgang an der Haidefeldschule in Birstein-Hettersroth an. Wie in Hanau handelt es sich um eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen, an der es bislang in Kooperation mit der Birsteiner Haupt- und Realschule den Bildungsweg Hauptschulabschluss gab. Dieses BuS-Angebot („Beruf und Schule“) wurde zum Ende des Schuljahres eingestellt. Auch hier ist das Staatliche Schulamt involviert.
Hanau: Diskussion über Hauptschulabschluss an Förderschulen – Antwort erst nach Sommerferien
Der SPD-Landtags- und Kreistagsabgeordnete Heinz Lotz vermutet, „dass hier leichtfertig mit der Zukunft junger Menschen gespielt“ wird. Lotz und der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, wollten beim Kultusministerium in Erfahrung bringen, wie dieses zu dem Vorgang steht.
Doch ihnen sei mitgeteilt worden, dass man erst nach den Sommerferien antworten könne. Lotz befürchtet gegenüber unserer Zeitung: „Dann gibt es keine Möglichkeit mehr, diese Entscheidung für das kommende Schuljahr rückgängig zu machen. Hier“, so seine Vermutung, „sollen eiskalt Fakten geschaffen werden.“
Kein Hauptschulabschluss an Förderschulen: Auch in Birstein gibt es Ärger
Doch diese Fakten gibt es längst. Auf Anfrage unserer Zeitung verwies die Leiterin des Staatlichen Schulamtes, Sonja Litzenberger, bereits Ende Juli auf eine „gemeinsame Erklärung der Haidefeldschule, der Haupt- und Realschule in Birstein, sowie des Staatlichen Schulamtes“. Die Beteiligten hätten demnach am 10. Mai erklärt, das Angebot des Hauptschulabschlusses zum Ende des (inzwischen beendeten) Schuljahres einzustellen. Noch in dem Projekt befindliche Schüler seien nicht davon betroffen. Grund seien „veränderte Rahmenbedingungen“.
Landtagsabgeordneter Lotz erklärt auf Nachfrage: „Von einer solchen Erklärung ist mir nichts bekannt. Vielmehr bin ich von aufgebrachten Eltern informiert worden, die sich vehement gegen ein Ende des Hauptschulabschluss-Angebots wenden. Ich gehe fest davon aus, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.“ Auch eine Elternvertreterin der Haidefeld-Förderschule sagte auf unsere Nachfrage, sich mit der jetzigen Situation nicht abzufinden und „dafür zu kämpfen, den Hauptschulabschluss auch weiterhin an unserer Schule zu ermöglichen“.
OB von Hanau wendet sich an Kultusminister – bisher keine Antwort
Bislang ohne Antwort auf seinen Brief an Kultusminister Professor Alexander Lorz ist Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky geblieben. Der Rathauschef, der sich in seiner Position als OB, aber auch als Vater eines betroffenen Schülers gegen ein Ende des Bildungsgangs Hauptschulabschluss an der Hanauer Elisabeth-Schmitz-Förderschule wehrt, hatte bereits am 19. Juli nach Wiesbaden geschrieben.
Die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag, Elisabeth Kula, will in einer Kleinen Anfrage von der Landesregierung wissen, wie diese sich zum Vorgehen des Staatlichen Schulamtes für den Main-Kinzig-Kreis in Sachen Elisabeth-Schmitz-Schule stellt. Auch soll sich das Kultusministerium dazu äußern, ob es sich gegenüber dem Schulamt für die Beibehaltung des Bildungsganges Hauptschulabschluss einsetzt „oder andere Maßnahmen ergreift“.
Bildungsgang Hauptschule soll an Förderschule gestrichen werden: Hanau wehrt sich
Der Hanauer Stadtverordnete Jochen Dohn (Die Fraktion) sprach davon, dass das Staatliche Schulamt den Bildungsgang Hauptschule an der Elisabeth-Schmitz-Förderschule „mit einem Federstrich streichen“ will. Das, so Dohn in einer Pressemitteilung, werde man in Hanau nicht so einfach hinnehmen.
Der Streit ist entstanden, weil das Staatliche Schulamt die Auffassung vertritt, dass es an der Elisabeth-Schmitz-Schule mit dem Schwerpunkt Lernen keinen Bildungsgang Hauptschulabschluss geben dürfe, da alle Schüler dort den sonderpädagogischen Schwerpunkt Lernen hätten und deswegen nicht „lernzielgleich“ unterrichtet würden. Allerdings gibt es das Angebot in Kooperation mit dem Schulzentrum Hessen-Homburg hier bereits seit acht Jahren und in Birstein seit fünf Jahren (wir berichteten mehrfach). Andere hessische Förderschulen im Rhein-Main-Gebiet, beispielsweise in Wiesbaden, Frankfurt und Offenbach, bieten ebenfalls seit Jahren den Bildungsgang Hauptschulabschluss an. Das Hessische Kultusministerium bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass dies ausdrücklich möglich ist. (Von Reinhold Schlitt)
Hanau wächst. Dadurch steigt der Bedarf nach Schulplätzen, die Stadt reagiert.