Tristesse am Großauheimer Josef-Mischke-Haus

Die Begegnungsstätte des Josef-Mischke-Hauses in der Großauheimer Waldsiedlung fristet ein trauriges Dasein – zumindest optisch. Die Vorhänge sind seit Langem zugezogen, Gras wächst auf dem Vordach. Das wenige Leben, was sich dort noch abspielte, hat die Corona-Pandemie vollends zum Stillstand gebracht. Und eine dem Anschein nach dringend nötige Renovierung lässt weiter auf sich warten.
Großauheim. Dieser Zustand währt schon einige Jahre, unsere Zeitung berichtete bereits in der Vergangenheit darüber. Auch die Häuser, in denen sich 34 Sozialwohnungen zwischen 36 und 46 Quadratmeter befinden, machen von außen nicht gerade den schönsten Eindruck. Einst war das Mischke-Haus, das heute der Vereinten Martin Luther + Althanauer Hospital Stiftung Hanau (VMLS) gehört, ein zukunftsweisendes Projekt. Anfang der 70er Jahre hatte es die damals noch eigenständige Stadt Großauheim als Komplettlösung fürs Alter gebaut. Neben den drei Gebäuden mit Wohnungen für Senioren gab es auch eine Art Krankenstation, in der die Menschen medizinisch betreut wurden. Für die Bevölkerung war der ärztliche Notdienst eine gefragte Anlaufstelle.
Und auch in der Begegnungsstätte war viel los. Regelmäßig fanden dort private Feiern oder Veranstaltungen für und mit Senioren statt – nach Angaben der Stiftung bis zum Beginn der Corona-Pandemie. Mancher Großauheimer hat allerdings beobachtet, das auch schon zuvor lange nichts mehr stattfand. „Der Seniorenbeirat Großauheim hat hier regelmäßig Seniorenfrühstücke und eine Disco für Senioren ausgerichtet, zudem gab es Veranstaltungen der VMLS-Sozialarbeiterinnen“, erklärt Thorsten Hitzel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Die Mitarbeiterinnen böten auch jetzt und trotz Corona wöchentliche Sprechstunden vor Ort an. Dort könnten sich die Mieter zu Behördenangelegenheiten, Hilfsleistungen oder anderen Themen beraten und unterstützen lassen.
Höchstens einen Außenanstrich wird es geben
Ebenfalls bis vor Corona sei es sowohl den Mietern als auch externen Interessenten möglich gewesen, die Räumlichkeiten für Familienfeiern, Seminare und mehr zu nutzen. Die VMLS selbst habe Fortbildungen in der Begegnungsstätte durchgeführt. All diese Aktivitäten seien wegen der Pandemie aus Sicherheitsgründen ausgesetzt.
Und die Sanierung, für die sich der Ortsbeirat Großauheim/Wolfgang schon vor langen Jahren und wiederholt eingesetzt hat? Dazu sagt Hitzel, die Stiftung bewerte ihre Immobilien regelmäßig mithilfe externer fachlicher Expertise und entscheide dann über Maßnahmen. „Für die Liegenschaft in Großauheim sind in den nächsten drei bis fünf Jahren weder ein Abriss noch ein Umbau geplant. Einen Außenanstrich oder Ähnliches können wir uns aber durchaus vorstellen.“ Das Josef-Mischke-Haus sei „in gutem, gebrauchsfähigen Zustand“. Es sei weitestgehend barrierefrei und biete als sozialgebundener Wohnungsbau Wohnraum für ganz verschiedene Mieter, die sich teure Wohnungen nicht leisten können. „Mit einem Quadratmeterpreis von deutlich unter fünf Euro ist der Spielraum für aufwendige Sanierungen für uns begrenzt. Als spendensammelnde Organisation freuen wir uns über Zuwendungen“, betont Hitzel.
Supermarkt gegenüber ist schon lange zu
Einzelne Wohnungen jedoch seien immer wieder modernisiert worden. Wenn jemand ausziehe, würden Renovierungen durchgeführt. Laut Hitzel werden Böden erneuert, gegebenenfalls Bäder saniert, die Elektrik erneuert, die Wände neu tapeziert und gestrichen. 2018 sei die Ölheizung ausgebaut und die Liegenschaft an die Fernwärme angeschlossen worden, erläutert der Vorstandsvorsitzende der VMLS.
Das brachliegende Begegnungszentrum ist nicht das einzige Problem in der Waldsiedlung. Seit Jahren gibt es an der Ecke Bruchwiesenweg/John-F.-Kennedy-Straße keinen Supermarkt mehr. Stattdessen findet sich dort ein Geschäft für Friseurzubehör. Im Viertel zu Fuß Lebensmittel kaufen gehen, das ist nicht mehr möglich – mit Ausnahme von Backwaren, die täglich morgens an einem Bäckerwagen verkauft werden. Für alles andere muss man nach Großauheim oder Wolfgang – mit dem Auto, dem Bus oder, wer kann, per Fahrrad. Gerade für ältere Menschen ist das kein Zuckerschlecken.
Von Christian Dauber