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Wenn der Auktionshammer fällt: So laufen Versteigerungen im Pfandleihhaus in Hanau ab

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Von: Jutta Degen-Peters

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Im Pfandleihhaus Schröder in Hanau (Main-Kinzig-Kreis) landen Wertsachen, wenn Menschen in Finanznot geraten. Einige der Gegenstände werden nach einer gewissen Zeit versteigert.

Hanau – Schon wieder ein Ehering. Es ist an diesem Morgen bestimmt schon das 20. Mal, dass neben Ketten, Ohrringen und Broschen ein in Gold gegossenes Eheversprechen unter den Hammer kommt.

Offensichtlich versetzen Menschen in Not häufig ihre Eheringe (vielleicht in der Hoffnung diese zurückzuerwerben). Und nicht selten scheitert diese Absicht – oder die Ehe hat da schon längstens an Wert verloren.

Erst Versteigerung nach Corona-Pause im Pfandleihhaus Hanau

Das Hanau Pfandleihhaus Schröder hält an diesem Tag eine seiner turnusmäßigen Versteigerungen ab, die nach langer Aktionspause allerorten hier in der Jahngaststätte erstmals wieder stattfinden darf – unter Wahrung der Abstandsregeln, versteht sich, und mit Mundschutz.

Da die Versteigerungen, die zwei mal im Jahr stattfinden, nicht wie üblich im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten und nicht zu dem seit Jahren üblichen Termin im Mai über die Bühne gehen, sind nur sieben oder acht Interessenten gekommen, die sich in dem Raum mit dem Charme einer Turnhalle niederlassen.

Pfandleihhaus Hanau: Profis und Schnäppchenjäger

Die meisten sind schon um kurz nach neun Uhr gekommen, um sich die Stücke in Ruhe zu betrachten, darunter die Großmutter, die für ihre Enkelin ein paar Ohrringe sucht genauso wie der Profi, der später bei fast jedem Schmuckstück den Finger hebt.

Über den (improvisierten) Auktionstisch gehen an diesem Tag knapp 100 Gegenstände, die ihren Eigentümern einmal lieb und teuer waren. Die meisten Kunden, die das von Sabine Schröder in dritter Generation betriebene Pfandleihhaus in Hanau aufsuchen, sind Stammkunden, erklärt die Betriebswirtin.

Pfandleihhaus in Hanau hat Kunden in allen Altersstufen

Frauen und Männer zwischen 18 und 90 Jahren kämen zu ihr und setzten überwiegend Schmuckstücke ein, die sie zwei bis drei Wochen – häufig zum Monatsbeginn – später wieder abholten. Meist tauchten sie am Monatsende auf, wenn die Waschmaschine plötzlich den Geist aufgegeben hat oder die Telefonrechnung des Enkels hoch ausgefallen ist.

Der Großvater erklärt dann, er wolle dem Enkel aus der Patsche helfen, die Eltern sollten von dem Missgeschick nichts wissen. Ob die Erklärungen jeweils zutreffen, weiß Sabine Schröder nicht. „95 Prozent aller Menschen, die zu mir kommen, holen ihre eingesetzten Pfandstücke wieder ab“, sagt sie.

Pfandleihhaus Hanau: Prozedere ist immer gleich

Das Prozedere sei jedoch immer dasselbe. Schröder setzt einen Wert fest, der bei Schmuckstücken häufig die Hälfte des reellen Wertes betrage und zahle dem Kunden diesen Betrag aus. Der hat dann drei Monate Zeit, seinen Ring, die kette oder die Brosche wieder einzulösen.

Kann er dies nicht, kann er die Beleihungszeit gegen eine Gebühr verlängern.

Technische Gerät sind im Pfandleihhaus Hanau schwer zu verkaufen

Eben ruft die Auktionatorin eine schwarzglänzende E-Gitarre der Marke Ibanez auf, für die Schröder dem Vorbesitzer 100 Euro gegeben hat. Mindestgebot 78 Euro. Niemand meldet sich. Der Mann hinten rechts bietet nach einigen Sekunden Stille schließlich 34 Euro – und erhält den Zuschlag.

Technische Geräte sind laut Schröder schwerer an den Mann oder an die Frau zu bringen, erläutert die Inhaberin des Pfandleihhauses. Sie verlören zu schnell an Wert. Das zeigt sich auch bei den Kameras, die wie Sauerbier angepriesen werden müssen, eine Olympus, die schon im lange im Pfandleihhaus liegt und zwei Samsung-Digitalkameras.

Pfandleihhaus in Hanau: Schmuck versteigert sich schnell

Beim Schmuck geht das Versteigern ruckzuck. Meist kommt Bieter Nummer 108 zum Zug, der ein Schmuckstück nach dem anderen kauft. Als zwei Trauringe und eine Kette im Set versteigert werden, kommt Leben in die Bude, was die Auktionatorin zum Ausruf „Juhu Auktion“ veranlasst.

Denn ein Ehepaar mischt sich ein und nimmt die Stücke schließlich mit nach Hause. Auch die ältere Dame, die einen Satz silberner Ohrringe erwirbt, macht sich zufrieden auf den Heimweg, nachdem sie auch noch für 15 Euro eine Silberkette mit Kreuz erworben hat.

Kunden müssen Eigentum im Pfandleihhaus in Hanau nachweisen

Beliehen wird im Pfandleihhaus Schröder alles, was von Wert und transportabel ist, also Gold- und Silberschmuck wie Uhren, Ketten und Ringe. Vorausgesetzt, der Kunde weist sich aus und belegt, dass es sich bei dem Wertgegenstand tatsächlich um sein Eigentum handelt.

Auch technische Gegenstände werden als Pfand akzeptiert, wenn sie nicht älter sind als ein Jahr und mit Einkaufsrechnung vorgelegt werden. Auf den ihm ausgezahlten Betrag oder Kredit zahlt der Kunde pro Monat Zinsen von einem Prozent und eine gesetzlich festgelegte Bearbeitungsgebühr für die sachgemäße und sichere Aufbewahrung und Versicherungskosten. Wer beispielsweise eine Uhr mit 100 Euro beleiht, zahlt dafür einen Euro Zinsen plus eine Gebühr von 2,50 Euro.

Kein Profit für Pfandleihhaus bei Versteigerungen 

Löst der Kunde sein Eigentum innerhalb des ersten Monats wieder aus, zahlt er also insgesamt 103,50 Euro. Bei den Auktionen wird die Inhaberin des Pfandleihhauses, Sabine Schröder, übrigens nicht reich.

Denn den Erlös kann sie – abzüglich eines Betrags für die Versteigerung mit Saalmiete und Lohn für die Helfer – nicht behalten. Er geht an die, die ihre Wertgegenstände eingesetzt haben. Und wenn diese nicht mehr ausfindig gemacht werden können, an die öffentliche Hand.

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