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Ganz dunkel wird‘s in Hanau nicht

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Von: David Scheck

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In der Innenstadt wurde die Beleuchtung auf LED umgestellt. Eine flächendeckende Umrüstung im ganzen Stadtgebiet wäre sehr kostenintensiv.
In der Innenstadt wurde die Beleuchtung auf LED umgestellt. Eine flächendeckende Umrüstung im ganzen Stadtgebiet wäre sehr kostenintensiv. © Backhaus-Arnold

Bei der Frage, wie Kommunen in der Krise Energie einsparen können, spielt die Straßenbeleuchtung eine wichtige Rolle. Diese nachts komplett für einige Stunden abzuschalten, ist dabei sogar eine Option, allerdings wohl nur für kleinere Kommunen. In größeren Städten dagegen gehört die Beleuchtung oft zum Sicherheitskonzept zur Vermeidung von Angsträumen, außerdem ist das Verkehrsaufkommen in der Regel wesentlich höher.

Hanau - Doch auch Kommunen mit höherer Einwohnerzahl haben Möglichkeiten, Energie einzusparen, beispielsweise durch kürzere Zeitfenster bei der sogenannten Nachtabsenkung. So handhabt es auch die Stadt Hanau.

Das generelle Ein- und Ausschalten der Straßenbeleuchtung in der Brüder-Grimm-Stadt ist an einen Schwellenwert für Beleuchtungsstärke gebunden und liegt bei 15 Lux, wie die Stadt auf eine Anfrage unserer Zeitung mitteilt. Die An- beziehungsweise Abschaltung der Straßenbeleuchtung erfolgt über einen zentralen Dämmerungsschalter.

Nachtabsenkung schon um 21 Uhr

Bis Ende August wurde die Helligkeit der Straßenbeleuchtung ab 23 Uhr in den Stadtteilen überall dort abgesenkt, wo es technisch möglich war. Seit dem 7. September erfolgt diese sogenannte Leistungsabsenkung bereits um 21 Uhr. Diese Nachtabsenkung ist eine der Hanauer Energiesparmaßnahmen, die gemeinsam von Polizei, Straßenverkehrsbehörde, Hanau Energiedienstleistungen und Managementgesellschaft mbH (HEMG), Hanau Netz sowie dem städtischen Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS) vorbereitet wurde (unsere Zeitung berichtete). Die Nachtabsenkung endet um 6 Uhr, ehe bei ausreichendem Sonnenlicht dann die Straßenbeleuchtung komplett abgeschaltet wird.

Die Einschaltung der Straßenbeleuchtung habe einen recht hohen Bedarf an elektrischer Energie, daher erfolge die Schaltung der Straßenbeleuchtung zeitversetzt innerhalb eines Intervalls von 15 Minuten.

Sicherheitsempfinden steht Einsparungen entgegen

Eine Komplettabschaltung der Beleuchtung, auch in einzelnen Stadtteilen beziehungsweise Quartieren, sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgesehen, wie aus der Antwort auf unsere Anfrage hervorgeht. Dabei spiele zum einen die Frage nach dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger eine wichtige Rolle: „Eine gut ausgeleuchtete Straße, die entsprechend für ausreichende Sicht in verschiedene Richtungen sorgt, erhöht das Sicherheitsempfinden der Menschen, wenn sie im Dunkeln auf Bürgersteigen oder in der Fußgängerzone unterwegs sind“, so die Stadt Hanau.

Zum anderen sorgten gut ausgeleuchtete Straßen für eine erhöhte Verkehrssicherheit. Zuletzt sei diese Fragestellung in Hanau im vergangenen Sommer ausführlich unter anderem unter Sicherheits- und Sparaspekten beleuchtet worden. Schon lange vor der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise und in erster Linie aus Gründen des Klimaschutzes haben Kommunen begonnen, die öffentliche Beleuchtung auf LED umzustellen.

Alle neuen Lampen sind LED

Die Umrüstung von konventionellen Leuchten auf LED erfolgt dabei meist sukzessive, so auch in Hanau, und ist im Fall der Brüder-Grimm-Stadt nicht auf Ortsteile beschränkt. Die Leuchten des städtischen Bestands variieren in puncto Alter, daher werden aus Kostengründen zuerst die ältesten und die ineffizientesten Modelle durch LED ersetzt, heißt es seitens der Stadt. Eine ergänzende Richtschnur für den Umbau der Beleuchtung bilde das Gesetz- und Verordnungswerk der Europäischen Union (EU).

Darin werde unter anderem vorgegeben, welche Leuchtmittel aufgrund ihrer energetischen Ineffizienz nicht mehr verkauft werden dürfen. Schon vor Jahren, damals noch unter Stadtrat Andreas Kowol (Grüne), hieß es, in Hanau werde die Straßenbeleuchtung aus Kostengründen nicht flächendeckend umgestellt. Auch heute verweist die Stadt bei der Frage nach dem aktuellen Stand bezüglich LED-Umrüstung auf die Kosten: Eine vollständige Umrüstung auf LED würde demnach zum heutigen Zeitpunkt – ohne Kosten für Masten und Verdichtungen einzubeziehen – rund fünf Millionen Euro kosten. Alle Neu- und Umbauten in der Straßenbeleuchtung erfolgten aber ausschließlich mit LED-Leuchtmitteln.

Intelligente Steuerung möglich

In Hanau existierten zurzeit rund 12 000 Leuchten unterschiedlichen Alters. Davon würden aktuell rund 36 Prozent mit LED betrieben. Ein modernes Konzept zur Einsparung von Energie ist die sogenannte intelligente Straßenbeleuchtung. Dabei wird das Licht gedimmt und die Straßenlaternen werden nur dann heller, wenn Fahrzeuge, Fahrräder oder Fußgänger sich nähern. Die LED-Laternen erfassen über Sensoren die Bewegungen und beleuchten den Weg nur dort, wo es notwendig ist. Erste Systeme sind bereits auf dem Markt und werden von einigen Kommunen stellenweise getestet.

Eine intelligente Straßenbeleuchtung sei zwar in der Zukunft durchaus denkbar, für Hanau sei zum jetzigen Zeitpunkt jedoch ein anderer Weg geplant, so die Stadt: Ein Teil der neuen LED-Leuchten besitze bereits Schnittstellen für den Datenempfang und den Datenversand. Über solche Schnittstellen können Leuchtengruppen angesteuert und individuell gedimmt werden.

„Für den Einsatz einer intelligenten Straßenbeleuchtung müsste der gesamte Bestand mit entsprechender Sensorik ausgerüstet werden. Die sich daraus ergebenden Einsparungen dürften nach heutigem Kenntnisstand ähnlich denen sein, die sich durch die Schnittstellensteuerung ergeben“, heißt es. Eine flächendeckende Installation von Sensoren sei hingegen deutlich teurer als eine Steuerung via Schnittstelle.

Von David Scheck

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