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Im Wald rund um Hanau ist es weiterhin viel zu trocken

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Opfer der Trockenheit: Forstwirtschaftsmeister Heinz-Dieter Kießling, der unter anderem für die Verkehrssicherung im Wald zuständig ist, sitzt vor einem Baumstumpf. Der Baum musste gefällt werden, weil er drohte, umzustürzen und auf einen Waldweg zu fallen.
Opfer der Trockenheit: Forstwirtschaftsmeister Heinz-Dieter Kießling, der unter anderem für die Verkehrssicherung im Wald zuständig ist, sitzt vor einem Baumstumpf. Der Baum musste gefällt werden, weil er drohte, umzustürzen und auf einen Waldweg zu fallen. © Per Bergmann

Rund 40 Forstämter gibt es in Hessen, dem – gemessen an seiner Fläche – waldreichsten Bundesland. „Alle stehen vor individuellen Herausforderungen“, weiß Forstwirtschaftsmeister Heinz-Dieter Kießling vom Forstamt Hanau-Wolfgang. Wir haben mit ihm über die Veränderung unserer Wälder gesprochen.

Hanau - Die Vielfalt des Waldes sei eine der Herausforderungen für die Forstwirtschaft, denn „jeder Baum ist anders“, so Kießling. Aktuell gibt es jedoch ein Problem, mit dem alle Forstmenschen zu kämpfen haben – die Trockenheit.

Neue Projekte werden heutzutage fast immer unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit geplant. „Das Wort ist vor rund 300 Jahren aus der Forstwirtschaft gekommen“, weiß Kießling. Es ging dabei ursprünglich um das Prinzip, nach dem nicht mehr Holz gefällt werden darf, als jeweils nachwachsen kann.

Baumkronen „wie geröstet“

Nicht nur gesamtgesellschaftlich, auch in der Forstwirtschaft wird dieses Prinzip aufgrund zunehmender Trockenheit immer wichtiger. Nach seinem Empfinden sei das Problem spätestens 2019, „nach einem langen, trockenen Sommer“, offensichtlich geworden. Auffällig seien damals vor allem die Baumkronen der Hanauer Buchen gewesen, die „wie geröstet“ erschienen.

„Bei der Entnahme von Holz müssen wir deshalb heute sehr vorsichtig sein.“ Seit etwa zwei Jahren würden nur noch geschädigte Bäume entnommen, „um den Wald nicht zusätzlich zu belasten“. Für Waldbesucher sei es derweil umso wichtiger, das strikte Rauchverbot im Wald vom 1. März bis zum 31. Oktober des Jahres zu respektieren, mahnt der 53-Jährige aus Marköbel.

Borkenkäfer ein weiteres Problem

Neben der Trockenheit wird der Borkenkäfer zu einem Problem für unsere Wälder, vor allem für Fichten. „Der Borkenkäfer ist schon immer da, aber erst seit der Trockenheit ein großes Problem, weil die Fichten so geschwächt sind, dass sie sich kaum noch gegen die Insekten wehren können.“ Weniger Wasser bedeute, dass die Bäume weniger Harz produzieren können, das sie wiederum vor den Käfern schützt. Kießling arbeitet mittlerweile seit 35 Jahren im Wald, seit 2012 ist er im Forstamt Hanau-Wolfgang als Forstwirtschaftsmeister angestellt.

Seine Leidenschaft für die körperliche Arbeit im Wald entdeckte schon als Kind, als ihn sein Großvater Friedrich Meerbott, der einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb hatte, regelmäßig mit in den Wald nahm. Im zeitigen Frühjahr fuhr Kießling mit seinem Opa in den Wald, wo sie gemeinsam herumliegendes Leseholz sammelten. „Er hat mich inspiriert, in diesen Beruf zu gehen.“

„Wir brauchen den Wald mehr denn je“

Heute ist das Befahren des Waldes ausschließlich auf den ausgewiesenen Waldwegen zulässig. Die Verkehrssicherung dieser Wege zählt zu den Aufgaben des Forstwirtschaftsmeisters. Kießling ist für neun Revierförstereien des hessischen Staatswaldes zuständig, für die er immer auf Abruf bereitsteht. Auf Anfrage der Revierleiter kümmert er sich, neben der Verkehrssicherung, um den Jagdbetrieb und waldpädagogische Angebote.

„Wir brauchen den Wald mehr denn je“, betont Kießling mit Blick auf die Klimaveränderung und immer häufiger auftretende extreme Wetterereignisse. „Die Bäume sind sehr wichtig für unser Klima, weil sie Kohlendioxid binden und Sauerstoff produzieren. Jedes einzelne Blatt ist wie eine kleine Sauerstofffabrik.“ In Bezug auf das Wetter schützen uns Wälder zudem vor Stürmen, „weil sie den Wind bremsen“ und vor Hochwassern, „weil sie sehr viel Wasser binden können“. Bei extremen Wetterphänomenen können Wälder für Mensch und Tier überlebenswichtig sein.

Zudem ist Holz aus unserem täglichen Leben nicht wegzudenken. Das fängt bei dem Papier an, auf dem diese Zeilen gedruckt sind. Es ist einer unserer ursprünglichsten Rohstoffe und mittlerweile auch im architektonischen Bereich wieder voll im Trend. Die Pflege unserer Wälder, mit der Forstwirtschaftsmeister Kießling beauftragt ist, zählt nicht zuletzt deshalb zu einer elementaren Aufgabe unserer Gesellschaft.

Von Per Bergmann

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