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Zoll-Akademie in Hanau ist noch in weiter Ferne

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Von: David Scheck

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Im oberen Teil von Sportsfield Housing soll die Zoll-Akademie eines Tages untergebracht sein. Lange Zeit war von den Plänen nichts mehr zu hören, dennoch sind sie laut der Stadt Hanau nach wie vor aktuell.
Im oberen Teil von Sportsfield Housing soll die Zoll-Akademie eines Tages untergebracht sein. Lange Zeit war von den Plänen nichts mehr zu hören, dennoch sind sie laut der Stadt Hanau nach wie vor aktuell. © Axel Häsler

Als „mutmachendes Signal“ sah die Stadt Hanau die Pläne des Bundesfinanzministeriums, in einem Teil der Gebäude von Sportsfield Housing eine Ausbildungsstätte des Zolls einzurichten. Das war im Februar 2021. Danach passierte nicht viel. Bereits im Januar berichtete unsere Zeitung darüber, dass die zukünftigen Zöllner auf sich warten lassen. Nur wenige Wochen später kam der Ukraine-Krieg und mit ihm viele Geflüchtete, die nun dort untergebracht sind. Das wird wahrscheinlich auf absehbare Zeit so bleiben, die Pläne für eine Zoll-Akademie sind damit aber nicht vom Tisch. Ein langer Atem ist dennoch gefragt.

Hanau - „Die Zoll-Akademie ist nach wie vor fest in Planung“, heißt es in diesen Tagen vonseiten der Stadt Hanau auf eine entsprechende Anfrage unserer Zeitung. Die Stadt sei im regelmäßigen Austausch mit dem Bauherren. Derzeit gehe man von einer Realisierung ab 2027 aus. Ein ziemlich langer Zeithorizont also. Deutlich greifbarer scheinen da die Visualisierungen: Es gebe aktuell eine erste städtebauliche Studie, informiert die Stadt. Eine öffentliche Präsentation der Pläne im ersten Halbjahr 2023 sei realistisch. „Auch an unseren Plänen, die Häuser auf Sportsfield Housing langfristig als Wohnraum nutzen zu können, hat sich nichts geändert“, heißt es weiter.

Bereits seit Jahren versucht die Stadt Hanau, wie mehrfach berichtet, die Bestandsgebäude der früheren US-Wohnsiedlung Sportsfield Housing vor dem Abriss zu bewahren und einer sinnvollen Weiternutzung zuzuführen. Favorisierte Lösung ist die Schaffung von günstigen Wohnungen. Doch eine solche Nutzung ist aufgrund der Nähe zur Firma Goodyear-Dunlop beziehungsweise der Grenzwerte für Lärm und Geruch rechtlich nicht möglich. Diesbezüglich hatte die Stadt Initiativen in Richtung Land und Bund gestartet, mithilfe einer Experimentierklausel eine Nutzung als Wohnraum zukünftig möglich zu machen.

Hanau versucht seit Jahren, die Häuser auf Sportsfield einer sinnvollen Nachnutzung zuzuführen

Vor dem Hintergrund dieser Auseinandersetzung wurden die Pläne für einen Aus- und Fortbildungsstandort der Zollverwaltung auf dem Sportsfield-Gelände im Rathaus und auch in der Hanauer Politik als positives Zeichen gewertet. Die Pläne einer Akademie in Hanau-Wolfgang sind Teil des Standortkonzepts, so die Generalzolldirektion. Außer in Hanau sollen auch in Hamburg, Roth und Bonn neue Aus- und Fortbildungsstätten realisiert werden. Bereits bestehende Standorte gibt es in Münster, Sigmaringen und Plessow.

Im Detail geht es um jene Gebäude, die ab 2015 vom Land Hessen als Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete genutzt wurden und seit der Schließung der Landesunterkunft im Jahr 2019 leerstehen. Nach dem Umbau sollen in der Zoll-Akademie Räume, jeweils mit eigenem Bad, für 275 Aus- und Fortbildungsteilnehmer eingerichtet werden, wie die zuständige Generalzolldirektion auf eine frühere Anfrage mitteilte. Darüber hinaus soll es Lehrsäle, Gruppenarbeitsräume und eine Mensa geben und Platz geschaffen werden für 32 Lehrkräfte und 42 Beschäftigte des Zolls.

Konkrete Pläne, die aber seit der Veröffentlichung auf ihre Umsetzung warten und im Frühjahr dieses Jahres erst einmal ganz ausgebremst wurden. Die Stadt Hanau und der Main-Kinzig-Kreis brauchten nach Ausbruch des Krieges dringend Unterkünfte für die aus ihrer Heimat geflohenen Ukrainer. Die zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) überließ Stadt und Kreis die sieben zusätzlichen Mehrfamilienhäuser mit einer Gesamtnutzfläche von mehr als 15 000 Quadratmetern. Die Verträge für Sportsfield II, wie die Häuser der ehemaligen Erstaufnahmeeinrichtung genannt werden, laufen nach Angaben der Stadt seit dem 21. März dieses Jahres und enden am 31. Juli 2026. Die Verträge für Sportsfield I, also jene 15 Gebäude, in denen die Stadt ihre kommunale Flüchtlingsunterkunft eingerichtet hat, laufen seit dem 1. November 2015 und enden am 31. Juli 2025. Derzeit sind insgesamt 1573 Geflüchtete auf Sportsfield Housing untergebracht, 492 von ihnen in den Gebäuden der früheren Erstaufnahmeeinrichtung des Landes.

Von David Scheck

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