Kurios: Warum DFB-Sportdirektor Rudi Völler als Hanauer nicht gendern will
In einem Interview stellte Rudi Völler klar, dass er als Hanauer nicht gendere. Das liege vor allem an der Vergangenheit seiner Heimatstadt.
Hanau – Dass das Thema Gendern seit Jahren bundesweit die Gemüter erhitzt, ist mittlerweile normal. Doch jetzt hat sich der DFB-Sportdirektor Rudi Völler in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau zu dem Thema geäußert. In diesem rechtfertigt der gebürtig aus Hanau stammende Völler seine Abneigung gegen das Gendern mit einem sehr kuriosen Argument.
In dem Interview sagt er: „Es ist ja bekannt, dass Wilhelm und Jacob Grimm nicht nur Märchen gesammelt und erzählt, sondern die deutsche Sprache mitgestaltet haben und sogar noch geschliffen. Deshalb kann ich als Hanauer mit voller Überzeugung sagen, dass ich an der alten Schreibweise festhalten werde.“ Ob es sich darum wirklich um ein valides Argument handelt, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Bizarr ist es aber allemal, die Stadt Hanau und die Gebrüder Grimm, die im 18. Jahrhundert gelebt haben, als Vorwand zu nehmen, nicht gendern zu müssen.

Völler zum Gendern: „Ich mache nicht jeden Trend mit“ - Hanau und Gebrüder Grimm dienen als Argument
Obwohl Völler anscheinend eine Abneigung gegenüber Gendern hat, akzeptiert er dennoch die Menschen, denen das Thema wichtig ist: „Jeder soll machen, was er will. Das akzeptiere ich natürlich. Aber ich mache nicht jeden Trend mit, das sollte man auch mir zugestehen.“ Nun stellt sich aber die Frage, ob auch genau diese Menschen Völler akzeptieren oder er sich mit seinen Aussagen ins Aus geschossen hat.
Und auch auf ein anderes, gesellschaftspolitisches Thema hat sich der neue DFB-Sportdirektor eingeschossen: die Debatte um die One-Love-Binde. Bei der WM 2022 in Katar kochte die Diskussion hoch, als Völlers Vorgänger Oliver Bierhoff das Amt noch bekleidete. Damals wollte der DFB mit der bunten Binde ein Zeichen gegen Homophobie setzen.
Geht es nach Völler, läuft der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft in Zukunft wieder mit einer schwarz-rot-goldenen Binde auf. Dafür bekam er vor allem vonseiten der AfD Beifall, was ihn zwar stört, aber ihn nicht von seiner Meinung abbringen lässt. Er sagt: „Aber grundsätzlich müssen wir uns als Nationalmannschaft auch nicht dafür rechtfertigen, dass unser Kapitän auf dem Weg zur EM in Deutschland eine schwarz-rot-goldene Binde trägt. Es gibt ohnehin doch keine Zweifel, dass ich und der DFB für freiheitlich-demokratische Werte stehen.“
Twitter-User bezeichnet Aussagen von aus Hanau stammenden Völler als „antiquiert“
Dass er diese Werte wirklich vertritt, scheinen einige Twitter-User allerdings anzuzweifeln. So schrieb @SaschaDueerkop: „Ich finde gut, dass Völler so deutlich beweist, dass ein „unpolitischer Fußball“ vor allem ein extrem politischer Fußball mit konservativen bis nationalen politischen Botschaften ist.“
Auch der User @SerChristoph bezeichnete Völlers Aussagen als „antiquiert“. Er hoffe, dass es sich insgeheim um Satire handele. (Jakob von Sass)
Mittlerweile ist Rudi Völler seit mehr als 20 Jahren Ehrenbürger von Hanau.