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Mirja Dorny ist neue Chefin der städtischen Baugesellschaft Hanau

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Von: Christian Spindler

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Die erste Frau an der Spitze der Hanauer Baugesellschaft: Mirja Dorny, die auch als Fußballnationalspielerin erfolgreich war.
Die erste Frau an der Spitze der Hanauer Baugesellschaft: Mirja Dorny, die auch als Fußballnationalspielerin erfolgreich war. © MORITZ GÖBEL/SCHEIBER

Hanau – Die Hühner waren es. Ohne die Hühner wäre Mirja Dorny nicht nach Hanau gekommen. Ohne die Hühner wäre sie nicht die neue Geschäftsführerin der Baugesellschaft. Die 36-Jährige ist die erste Frau auf dem Chefsessel des städtischen Wohnungsunternehmens.

Noch bevor die gebürtige Bochumerin Näheres über Hanau oder gar die Baugesellschaft erfuhr, war sie im Internet auf das Hanauer Hühner-Projekt aufmerksam geworden, weil sie für das 125-Jahr-Jubiläum ihres Arbeitgebers, des Spar- und Bauvereins Solingen, nach besonderen Aktionen suchte. Unsere Zeitung hatte als Erste über die Hühner berichtet, die die Baugesellschaft Hanau seit 2019 Hausgemeinschaften in ihren Liegenschaften zur Verfügung stellt und die von Mietern versorgt werden.

Erst später wurde Mirja Dorny auf die Stellenausschreibung aufmerksam, mit der die Baugesellschaft einen Nachfolger von Jens Gottwald suchte. Dorny bewarb sich, weil sie die Baugesellschaft für ein „spannendes Unternehmen“ hielt – und bekam den Zuschlag.

Neuer Führungsstil bei der Baugesellschaft Hanau

Dass mit dem Wechsel an der Spitze ein neuer Führungsstil an der Heinrich-Bott-Straße Einzug gehalten hat, wird allein schon an der Einrichtung des Chefbüros deutlich. Statt rotem Teppich und eher wuchtigen Regalen mit allerlei Sporttrophäen, ist alles viel luftiger und dezenter geworden. Auch die beiden großen, gewölbten Computer-Bildschirme auf dem Schreibtisch künden von Neuem.

Was sie denn schon von ihrem neuen Wohnort mitbekommen hat? Auf die Frage, die man Zugezogenen eben so stellt, antwortet Mirja Dorny, mit der Aufzählung von Sehenswürdigkeiten wie Schloss Philippsruhe oder Wilhelmsbad. Weil sie ungeachtet dessen – auch bei Dienstfahrten – viel mit dem Fahrrad unterwegs ist, bekomme sie viel mit vom Leben in der Stadt. Das sei ihr wichtig, sagt Dorny. Darum sei klar gewesen, dass sie mit Antritt der neuen Stelle nach Hanau ziehen wird, wo sie mittlerweile in der Nähe der Zeichenakademie wohnt.

Baugesellschaft Hanau: Neue Chefin für 4200 Wohnungen

Rund 4200 Wohnungen hat die Baugesellschaft aktuell in ihrem Bestand. 57 Mitarbeiter sind bei dem städtischen Unternehmen angestellt, zudem weitere 20 als geringfügig beschäftigte Hausmeister. Mirja Dorny ist Größeres gewohnt. Die Genossenschaft, bei der sie als Prokuristin gearbeitet hat, hat 7000 Wohnungen in ihrem Portfolio und Solingen ist mit 160 000 Einwohnern deutlich größer als die Brüder-Grimm-Stadt, die gerade den Sprung über die 100 000-Marke gemacht hat. Aber Hanau wächst rasch. Diese Stadtentwicklung zu begleiten und mitzugestalten, sei besonders reizvoll an ihrem neuen Job, sagt die Frau, die viele Jahre lang auch in einem ganz anderen Metier für Schlagzeilen gesorgt hat: als Fußballerin. Der Wikipedia-Eintrag von Dorny kündet von einer veritablen Karriere unter anderem beim Erstligisten Duisburg, von Länderspieleinsätzen in U-17 bis U-21-Nationalmannschaften oder ihrer Teilnahme am DFB-Pokalendspiel 2003 im Berliner Olympiastadion.

Ja, sagte Mirja Dorny auf die entsprechende Frage, sie glaube schon, dass sich von Sport so manches aufs Berufsleben übertragen lasse. Zumal von einem Mannschaftssport wie dem Fußball. Zum Beispiel, wenn es darum gehe, unterschiedliche Charaktere zu motivieren als Team aufzutreten und sich gegenseitig zu unterstützen in der Einstellung, „dass wir es gemeinsam schaffen.“ Wer Mirja Dorny dabei zuhört, merkt, da spricht nicht mehr die Spielerin, sondern die Trainerin, die Chefin des Teams Baugesellschaft.

Das steht vor einigen Herausforderungen. Immerhin 43 Millionen Euro will das städtische Wohnungsunternehmen dieses Jahr für Instandhaltung ihrer Immobilien und für Neuinvestitionen ausgeben. In den vergangenen vier Jahren waren es jeweils zwischen 20 und 27 Millionen. Das erste Großprojekt, das unter Dornys Leitung umgesetzt werden soll, ist die Sanierung von Baugesellschafts-Gebäuden am Ballplatz (siehe Kasten).

Millionen-Projekt am Ballplatz

Noch in diesem Jahr soll die Sanierung von Gebäuden der städtischen Baugesellschaft am Ballplatz erfolgen. Die entsprechenden Beschlüsse liegen vor, heißt es. Dabei geht es laut Geschäftsführerin Mirja Dorny um insgesamt 38 Wohnungen. Das städtische Wohnungsunternehmen will am Ballplatz fünf Millionen Euro investieren. Das Projekt ist das erste größere, das unter der Regie der neuen Geschäftsführerin umgesetzt wird.

Frühere Fußballspielerin: Sportliche Herausforderung im Beruf

Die Mieten bezahlbar zu halten, ist zumal in einem Ballungsraum wie dem Rhein-Main-Gebiet eine Daueraufgabe. Die Durchschnittsmiete für Wohnungen der Baugesellschaft von derzeit 6,35 Euro pro Quadratmeter sei „absolut vertretbar“, meint Dorny. Laut Immobilienportalen liegt der durchschnittliche Mietpreis aktuell in Hanau bei um die zehn Euro.

Ein Thema, das auch Mirja Dorny und die Baugesellschaft zunehmend beschäftigen wird: Nachhaltigkeit. Wenn die Zielvorgaben der Bundesregierung geschafft und Klimaneutralität bis 2045 erreicht werden soll, muss auch viel in Gebäude investiert werden. Nach ersten Schätzungen ist allein für die Baugesellschaft von zusätzlich bis zu 100 Millionen Euro die Rede. Auch wenn das „noch keine verlässlichen Zahlen“ seien, sagt Dorny, „muss sich so was natürlich auch wirtschaftlich darstellen lassen.“

Eine sportliche Herausforderung nennt man das wohl. Das kennt Mirja Dorny, wenn auch längst nicht mehr im Leistungssport. Gelegentlich kickt sie aber immer noch. Auch schon in ihrer neuen Heimat: montags in einem Freizeitteam bei Kewa Wachenbuchen. (Christian Spindler)

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