Impfmarathon des Main-Kinzig-Kreises ein voller Erfolg

Samstag, kurz nach 11 Uhr. Wie an einer Perlenkette aufgereiht, bewegt sich der Strom aus Autos, Fahrradfahrern und Fußgängern Richtung August-Schärttner-Halle. Einige haben ihr gelbes Impfheft schon in der Hand. Die Schlange am Haupteingang windet sich in mehreren Bögen bis zur Straße. Oben sind Zelte aufgebaut. Hier verteilt das DRK warmen Tee, Kaffee und Suppe.
Hanau – Das ganze Wochenende dauert der Impfmarathon. Er gehört zu einer ganzen Reihe von Aktionen des Main-Kinzig-Kreises, bei denen sich Bürgerinnen und Bürger ohne Termin gegen Covid-19 impfen lassen können.
Die Informationen für die Helfer sind bereits Anfang der Woche verschickt worden, waren vorbildlich aufbereitet. Jeder hat eine Jobbeschreibung bekommen, dazu die Uhrzeiten und den Lageplan der Halle.
Durch den Seiteneingang geht’s in den Helfer-Bereich oberhalb der Tartanbahn. Die Stuhlreihen unten sind alle voll, die Tribüne, von wo aus die Menschen nachrücken, ist gut besetzt. In einem Raum werden die Spritzen vorbereitet, für alle über 30 ist Moderna vorgesehen, für Menschen unter 30 Jahren und Schwangere Biontech. Dr. Gunther Quidde, Hauptgeschäftsführer der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern läuft flink hin und her, um die Spritzen aus einem umfunktionierten Brotkorb zu holen und zu den Impfzelten zu bringen.

Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler, die vor zwei Wochen die Idee zu diesem besonderen Marathon hatte, begrüßt die zweite Schicht an diesem Tag. 50 Helfer sind wir, alle an verschiedenen Stationen eingeteilt. Es sind Mitarbeiter von Verwaltungen, aus Unternehmen, von Hilfs- und Rettungsorganisationen sowie medizinisches Personal. Sie kommen aus dem gesamten Kreis. Ich lerne eine Apothekerin aus Wachenbuchen kennen, die Elternzeit hat, hier aber mithelfen möchte. Verena Lenz, Mitarbeiterin der Stadt Langenselbold ist da. Jens Fischer von der Sparkasse möchte ebenfalls Dienst tun.
„Danke, dass ihr da seid“, sagt Simmler, die seit 5 Uhr in der Halle ist. Dann schickt sie uns an die Stationen. Regina Wilke aus der Stadtverwaltung Nidderau weist mich an der Anmeldung ein. Hier werde ich Dienst tun. Sechs Tische gibt es, gearbeitet wird zu Zweit. „Ich habe gehofft, dass so viel Menschen kommen“, sagt Regina Wilke zu mir. Sie freut sich über den großen Zuspruch – und natürlich auf den bevorstehenden Feierabend.

Ich arbeite in den kommenden Stunden zusammen mit Stefanie Stiller. Sie hatte den Aufruf vor einigen Tagen im Intranet des Main-Kinzig-Kreises gelesen und sich spontan angemeldet. Die Langenselbolderin kümmert sich sonst um den Bereich Ausbildung und die Praktikantenbetreuung beim MKK. Wie für mich, ist es auch für sie der erste Dienst bei einer Impfaktion.
Die Tribüne vor uns ist voll. Bis ganz oben sitzen die Menschen und schauen uns erwartungsvoll an. „Los geht’s“, sagt Stefanie Stiller. Impfling um Impfling kommt zu uns an den Tisch. Männer, Frauen, Junge, Alte. Einmal boostern bitte, sagen viele, andere – und es sind mehr, als ich dachte – kommen zur Erstimpfung.
So bunt gemischt wie das Alter sind auch die Nationalitäten. Ich sehe polnische Ausweise und kroatische Dokumente, einen amerikanischen und einen griechischen Pass, Aufenthaltsbewilligungen. Was ich aber vor allem sehe, ist Dankbarkeit.
Wir prüfen die Anamnesebögen. Sind alle Daten ausgefüllt? Ist es eine Erst-, Zweit- oder Boosterimpfung? Passt der Abstand? Wird ein Arztgespräch gewünscht?

Auf unserem Platz liegen Filzstifte, um die vorangegangenen Vakzine zu vermerken. Grün für Biontech, Blau für Moderna, Rot für Johnson & Johnson, Gelb für Astra Zeneca. Nach 30 Minuten sind wir drin in der Arbeit, plaudern mit den Menschen, die aus der ganzen Umgebung kommen, sogar aus Schlüchtern, Offenbach, Seligenstadt und Aschaffenburg. Manche haben ihren Booster-Termin beim Hausarzt erst Ende Januar oder im Februar. Zu spät sei das, befinden sie.

Die Stimmung in der Halle ist gut. Es ist ruhig, die Menschen sind freundlich. Dass sie ein, zwei Stunden warten müssen, haben viele einkalkuliert. Jutta und Wilhelm Dorn aus Hanau haben mit dem Schwager telefoniert, der gleich geimpft wird. „Er hat gesagt: ‘Es ist leer. Kommt doch’, also haben wir uns auf den Weg gemacht“, erzählt Jutta Dorn. Sie lobt die gute Organisation.
Kurze Pause um 16 Uhr, denn die Konzentration lässt merklich nach. Auch im Helferbereich gibt es Tee, Suppe und belegte Brötchen. Ich komme mit Doris Eizenhöfer ins Gespräch. Die Steinheimerin arbeitet bei Evonik im Industriepark. Der Konzern hat im Intranet Werbung für den Impfmarathon gemacht, 15 Kollegen haben sich angemeldet. „Ich wollte endlich auch einmal etwas zurückgeben“, sagt Eizenhöfer.
Nach 17 Uhr ist ein bisschen weniger los, aber ganz leer ist es nie auf unserer Tribüne. Um kurz vor 18.30 Uhr machen wir die Übergabe an die nächste Schicht. „Es war anstrengend, aber es hat Spaß gemacht“, befindet Stefanie Stiller auf dem Weg zum Ausgang. Es sei eine Freude gewesen, dabei helfen zu können, dass sich viele Menschen impfen lassen.
Als ich auf mein Fahrrad steige, stehen immer noch mehr als 30 Menschen in der Schlange. Bis 24 Uhr werden es insgesamt 2300 Impfdosen sein, die an diesem Tag verabreicht wurden – ein voller Erfolg für alle Beteiligten. (Von Yvonne Backhaus-Arnold)