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In der Hanauer Politik steht der Nachwuchs bereit

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Von: Christian Spindler

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Oberbürgermeister Claus Kaminsky liegt gewissermaßen über Plan. Eigentlich wollte er zur OB-Wahl im März 2021 nicht mehr antreten. Diese Entscheidung soll Ende 2019 bereits festgestanden haben. Dann kam das rassistisch motivierte Attentat, dann kam Corona. Kaminsky machte weiter, wurde zum vierten Mal als OB gewählt und hat in schweren Zeiten bewiesen: Kaminsky kann auch Krise.

Seit Kurzem zeichnet sich indes das Ende einer Ära ab: Der 63-Jährige hat es in einem Interview selbst skizziert. In vier Jahren, Ende 2026, will er aus dem Amt scheiden – nach 31 Jahren hauptamtlich in der Politik und 23 Jahren als Hanauer Oberbürgermeister. Er wird dann der dienstälteste OB in Hessen sein.

Was viele Politiker nicht hinbekommen, will Kaminsky selbst managen: einen angemessenen Abgang. Der soll nach seinen Vorstellungen ein Jahr eher stattfinden, als es die eigentlich bis November 2027 laufende Amtszeit vorsieht. Mit der nächsten OB-Wahl wird jedenfalls ein Generationswechsel abgeschlossen, der in der Hanauer Politik und Verwaltung seit geraumer Zeit läuft und der in den nächsten Monaten auch im hauptamtlichen Magistrat vollzogen wird. Er wird die Stadtregierung in bisher so nicht da gewesener Weise verjüngen. Und er wird den Hoffnungsträgern von SPD und CDU Raum zur Profilierung bieten.

Es sind etliche Herausforderungen und Aufgaben in der verbleibenden Amtszeit von OB Kaminsky zu meistern – von der Finanzsituation in (Nach-)Krisenzeiten über den Ausbau der (sozialen) Infrastruktur bis zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum oder der lokalen Klimawende. Kaminsky indes wird den Übergang moderieren und bestimmen. Insofern macht die frühzeitige Ankündigung seines Fahrplans ihn keineswegs zu einer viel apostrophierten Lame Duck, sondern verschafft ihm politische Beinfreiheit und beendet etwaige Spekulationen.

Die CDU, die nach der Abwahl der seinerzeitigen Rathauschefin Margret Härtel viele Jahre in innerparteilichem Zwist und Turbulenzen gefangen war, ist jüngst zumindest personell durchgestartet. Mit Jens Böhringer (36), der 2021 auch als OB-Kandidat angetreten war, steht seit Sommer ein neuer Mann an der Spitze der Partei. Und dass sich die jahrelang politisch geradezu handzahm aufgetretenen Christdemokraten in eine Koalition mit der SPD und FDP gerettet haben, hat ihnen neue Perspektiven eröffnet. Isabelle Hemsley (32) soll im Sommer kommenden Jahres hauptamtliche Stadträtin werden. Mit dem Ende der Amtszeit von FDP-Dezernent Thomas Morlock geht der Posten laut Koalitionsvertrag an die CDU.

Auch die Sozialdemokraten bringen den Mann, der in Zukunft reüssieren soll, in eine prominente Position: Maximilian Bieri (32), bisher Fraktionschef der SPD im Stadtparlament, soll in einem halben Jahr Bürgermeister in Hanau und damit Nachfolger von Axel Weiss-Thiel werden – ebenfalls mit der Aussicht auf höhere Weihen. Bieri und Hemsley stehen für den Generationswechsel in der Hanauer Politik. Und sie werden diejenigen sein, die das politische Handeln in den nächsten Jahren maßgeblich mitbestimmen, wenn auch zunächst an der Seite des Fahrensmanns Kaminsky.

Dabei wird interessant sein, mit welchen Aufgaben er die neuen Kollegen betraut. Denn die Dezernatverteilung obliegt dem Rathauschef. Und auch wenn Kaminsky mahnt, man dürfe Hemsley und Bieri nicht von Anfang an daran messen, wer nächster Oberbürgermeister oder nächste Oberbürgermeisterin wird - verhindern lässt sich dieser Blick nicht. Warum auch? Es ist durchaus ein Vorteil, dass genügend Zeit bleibt, um herauszufinden, wer das Zeug hat, Kaminskys Nachfolge anzutreten. Die Fußstapfen sind groß.

Von Christian Spindler

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