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Jürgen Fehler wechselt nach Wiesbaden / Kaminsky lobt Zusammenarbeit

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Von: Yvonne Backhaus-Arnold

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„Ich will in meinen letzten fünf Jahren bei der Polizei noch mal was anderes machen“, sagt Jürgen Fehler zu seinem Abschied aus Hanau.
„Ich will in meinen letzten fünf Jahren bei der Polizei noch mal was anderes machen“, sagt Jürgen Fehler zu seinem Abschied aus Hanau. © Patrick Scheiber

Jürgen Fehler verlässt die Polizeidirektion Main-Kinzig und wechselt nach Wiesbaden. Hier, im noch neu zu gründenden hessischen Präsidium für Einsatz, wird der 56-Jährige die Leitung der Abteilung Einsatz übernehmen.

Hanau - Fehler hat die Veränderung gesucht. „Ganz freiwillig“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung und lacht. Und so hat er sich auf die ausgeschriebene Stelle in Wiesbaden beworben. „Ich will in meinen letzten fünf Jahren bei der Polizei noch mal was anderes machen“, sagt der Wahl-Hanauer, der neben dem Rundumblick aus dem siebten Stock der Wache am Freiheitsplatz vor allem die Kollegen vermissen wird.

Wer den Lebenslauf des 56-Jährigen betrachtet, sieht ständige Veränderung. Bewegung. Neues anstoßen, Dinge aufbauen – das passt zu Jürgen Fehler. 1987 hat er bei der hessischen Polizei angefangen, ist im mittleren Dienst in Frankfurt groß geworden. Dann Studium, Schichtdienst in der Mainmetropole. Gruppenleiter. Dienstgruppenleiter.

Danach bewirbt sich Fehler auf den höheren Dienst, schließt das Studium in Wiesbaden und Münster ab und arbeitet ab 2004 im Innenministerium. Von 2007 bis 2009 leitet der Mann, der gern ausgiebige Radtouren unternimmt, die Polizeidirektion Main-Kinzig zum ersten Mal. In diese Zeit fällt die Vorbereitung zum Hessentag in Langenselbold.

Danach wechselt Fehler als Revierleiter aufs 4. Revier in Frankfurt, arbeitet ein Jahr am European Police College in England, danach in der Polizeidirektion am Frankfurter Flughafen und im Anschluss drei Jahre als Abteilungsleiter Zentrale Dienste in Frankfurt. Hier führt er den flächendeckenden Digitalfunk für Hessen ein.

Im März 2018 kehrt Jürgen Fehler als Leiter der Polizeidirektion Main-Kinzig zurück an den Freiheitsplatz. Am 19. Februar 2020 erlebt der leitende Beamte die unwirklichsten Stunden seines bisherigen Berufslebens, als ein Attentäter neun Menschen mit Migrationshintergrund ermordet. Er ist die ganze Nacht im Einsatz, voller Adrenalin. Ohne Pause, ohne Luftholen seien diese Stunden gewesen, sagt ein nachdenklicher Jürgen Fehler. Ein Termin folgte auf den nächsten, dazu Anfragen von Botschaften und Konsulaten, am Nachmittag des 20. Februar kündigten sich die ersten Staatsgäste an.

Sechs Wochen lang habe die Polizei vor Ort unter Hochdruck gearbeitet, viele Einsatzlagen gehabt: Trauerfeiern, Kundgebungen, Demonstrationen.

Mit Corona seien die ersten an die Polizei gerichteten Vorwürfe in den Medien aufgetaucht, Behauptungen zu Fakten gemacht worden – Fehler kann bis heute nicht glauben, dass das einfach so geschehen konnte. Er bleibt bis heute bei der Aussage, die er damals als einziger und erster leitender Beamter vor laufenden Kameras getätigt hat: „Ich glaube nicht, dass wir als Polizei in der Tatnacht Fehler gemacht haben.“ Den Kollegen gibt er damit Rückendeckung. Auch beim Untersuchungsausschuss (UNA) zum Anschlag von Hanau wiederholt der 56-Jährige diese Worte. Zweimal musste er dort bereits aussagen. Den UNA sehe er als gutes Medium, hoffe, dass die Fragen der Opfer-Angehörigen beantwortet werden können, finde es aber auch gut und wichtig, dass hier auch die Polizei sprechen darf.

Seit dem Anschlag, sagt der Leitende Polizeidirektor, sei die Stadtgesellschaft seiner Meinung nach „zerrissen“. „Das Themenfeld ist belastet. Wenn die Polizei heute einen Ladendieb festnimmt, bildet sich schnell eine Gruppe. Dann heißt es: ‚Den nehmt ihr fest. Wo wart ihr denn in der Tatnacht?’ Das holt uns hier in Hanau immer wieder ein.“ Derweil lobte Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) „die vertrauensvolle Zusammenarbeit“ zwischen der Polizeidirektion und dem Rathaus während Fehlers Amtszeit. Er bedauere den Weggang Fehlers, so Kaminsky, und attestierte dem scheidenden Polizeichef einen stets offenen und konstruktiven Umgang.

Seine letzte Schicht absolviert Jürgen Fehler in der Silvesternacht. Bereitschaftsdienst. Ein letztes Mal in Hanau.

Von Yvonne Backhaus-arnold

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