Karriere dank Mut und Optimismus: PR-Fachmann Hans-Jürgen Müller wird 80

Er ist ein Macher, ein Netzwerker, ein Sport-Liebhaber – und das im ständigen Unruhestand. Hans-Jürgen Müller, der sich seiner Agentur Metropress, stets in der Welt der Wirtschaftsbosse, Politikgrößen und vor allem der Sportstars bewegt hat, wird heute 80 Jahre alt.
Hanau – Geboren am 15. Februar 1942 in Braunschweig, zog er mit seiner Mutter 1948 nach Freigericht. Sein Vater war schon 1943 im Krieg gefallen. Seit 1964 lebt Müller in Hanau. Ein Jahr zuvor hatte er in Frankfurt seine Frau Barbara kennengelernt, wo die gebürtige Dresdnerin in der elterlichen Konditorei und Café arbeitete.
„Ohne die Unterstützung meiner Frau wäre all das nicht möglich gewesen“, gibt der Jubilar zu. Gemeinsam haben die beiden zwei Söhne – Sven (Jahrgang 1965) und Jörg (1969).
In seinen 80 Lebensjahren hat Hans-Jürgen Müller, dem 2010 das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, natürlich eine ganze Menge erlebt. Darauf blickt er zurück:
Das Arbeitsleben vor Metropress: „Ich hatte bei der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) einen sicheren Job. Als ich da 1965 anfing, habe ich 1925 D-Mark verdient. Das war damals viel Geld.“
Mutmacher auf dem Weg in die Selbstständigkeit: „Bei der AP habe ich über Wirtschaft, Politik und Sport berichtet. Joe Louis, der großartige Gegner von Max Schmeling, hat mir in einem Interview vermittelt: Entscheide dich für eines und mache es richtig.“
Die Anfänge der Agentur: „AP wollte mich nach London versetzen. Ich hatte die Idee, PR für Unternehmen zu machen. Meine Frau war zum zweiten Mal schwanger und ich hatte nur ein paar Mark auf dem Konto. Zum Glück habe ich einen Kredit bei einer Bank bekommen.“
Den ersten Arbeitstag in der Selbstständigkeit: „Das war am 13. April 1969 mit einem Schreibtisch, einem Telefon und großem Optimismus.“
Einstiegshelfer: „Über den Sport habe ich viele interessante Persönlichkeiten kennengelernt, die mir Türen geöffnet haben. Der Sport war das wichtigste Element.“
Der erste Sportler: „Ich war 1966 als Reporter beim Eisschnelllauf in Inzell, da habe ich Erhard Keller kennengelernt und wir haben uns angefreundet. Nach seinem zweiten Olympiasieg wurde er Profi und ich habe ihn in der Zeit gemanagt.“
Der erste Kunde: „Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband. Für ihn waren wir über 20 Jahre Lieferant. Los ging es mit dem Weltspartag 1969.“
Das Lebensmotto: „Die 84. Minute - in Anlehnung an das Finale der Fußball-WM 1954. Du kannst hinfallen, musst aber schnell wieder aufstehen. Das gilt im Unternehmen wie im Sport. In Bern lag die Nationalmannschaft nach zehn Minuten auch hoffnungslos zurück.“ Das Spiel sah er live im Stadion und hat ihn nachhaltig geprägt.
Die ersten Kontakte zur Nationalmannschaft: „Über meine Schwiegermutter, die aus Dresden stammt, habe ich den damaligen Bundestrainer Helmut Schön, der auch aus Dresden kam, kennengelernt. Dadurch bekam ich Kontakt zur Nationalmannschaft, zu Bernd Hölzenbein, Jürgen Grabowski, Rainer Bonhof oder Franz Beckenbauer.“ Der Kontakt zu vielen 74er-Weltmeistern besteht heute noch. Oft trifft Müller sie beim Golf spielen oder auf Feierlichkeiten.
Wichtige Wegbegleiter: „Der im vergangenen Jahr verstorbene frühere Herausgeber sowie Chefredakteur des „Kicker“ Reiner Holzschuh sowie Dettmar Grosse-Leege, der Kommunikationschef von VW, Audi und Villeroy Boch war, haben mir Türen geöffnet und wurden gute Freunde von mir.“
Die Entwicklung der Agentur: „Zur Spitze hatten wir 16 bis 18 Mitarbeiter. Wir hatten Fotografen, ein eigenes Fotolabor, haben die Werkszeitungen für Dunlop, Neckermann, Weberhaus und andere Unternehmen gemacht oder die Werbekampagne für Müllermilch bei der Fußball-EM 1988.“
Die treuesten Kunden: „Quelle war mit 26 Jahren der längste Partner. Die Deutsche Post sowie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband jeweils 20 Jahre, dazu 15 Jahre Dunlop und Leifheit. Und natürlich der Sportpresseball seit über 30 Jahren.“
Der Sportpresseball: „Je älter man wird, desto kleiner werden die Bälle – erst Fußball, dann Tennis und im späteren Alter dann Golf. Beim Sportpresseball ist es umgekehrt, der wurde immer größer. Artur Kohlberger, der damalige Sportchef der Offenbach-Post, kam mit einer Delegation auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich nicht den Sportpresseball organisieren könne. Beim ersten Sportpresseball 1989 waren Fritz Walter und Reinhard Fendrich da.“
Seine letzte Aufgabe in der Agentur: Auch für den Sportpresseball 2021 hat Müller noch die Tischordnung gemacht. „Der Sitzplan ist eine sehr sensible Aufgabe.“ Die Leitung von Metropress hat er schon 2006 an seinen Sohn Jörg abgegeben.
Die Zukunft: „Ich würde gerne noch einige Städte sehen – St. Petersburg oder Mexiko City zum Beispiel. In Mexiko war ich mal mit der Presse-Nationalmannschaft, aber von der Stadt habe ich da nicht so viel gesehen.“
Momente des Abschaltens: „Im Fernblick in Freigericht sitzen und den schönsten Sonnenuntergang Hessens zu sehen und nichts zu tun, gibt mir sehr viel. Ich hatte im geschäftlichen Leben viel Stress und Hektik, oft ging es von Termin zu Termin.
Das größte Event in Hanau: „Von der Masse her ganz klar die Feierlichkeiten rund um die Ernennung von Rudi Völler zum Ehrenbürger im Jahr 2002“. Damals kamen rund 7000 Menschen auf dem Marktplatz zusammen.
Erkenntnisse des Lebens: „Ich würde nicht viel anders machen. Es war gut so, wie es ist. Was zur Selbstständigkeit sein dazugehört, ist Mut. Denn Mut ist die völlige Bereitschaft, eine Idee in die Tat umzusetzen. Und 1969 war das der Mut zu PR für Unternehmen.“
Die soziale Ader: „Über Bälle und Golfturniere wurde immer wieder Geld für soziale Einrichtungen und Stiftungen (unter anderem von Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Michael Stich und Rosi Mittermaier) gesammelt. Das war mir immer ein großes Anliegen.“
Die Affinität zu Märchen: „Ich liebe das Märchen Hans im Glück. Meine Mutter hat meine Geburt damals so lange rausgezögert, bis es Sonntag um 0.03 Uhr war. Sonntagskindern wird ja eine Affinität zum Glück nachgesagt. Ich hatte natürlich auch Glück im Leben. Meine Wanderschaft hat mich über Braunschweig und Freigericht nach Hanau geführt, dorthin, wo die Brüder Grimm dieses Märchen geschrieben haben. Und heute arbeiten wir mit der Agentur für die Märchenfestspiele.“
Von Thorsten Jung