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Anschlag in Hanau: Vater des Attentäters verängstigt Angehörige – Mahnwache abgehalten

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Die Rednerin fordert eine lückenlose Aufklärung des Terroranschlags.
Die Rednerin fordert eine lückenlose Aufklärung des Terroranschlags. © Monika Müller

Angehörige der Opfer von Hanau haben Angst, dass der Vater des Attentäters gefährlich werden kann. Nach mehreren Vorfällen ziehen sie vor Gericht.

Hanau – Rund 50 Menschen haben am Dienstag (25. Oktober) an einer Mahnwache auf dem Freiheitsplatz teilgenommen und Schutz für Serpil Temiz Unvar sowie die anderen Angehörigen der Anschlagsopfer gefordert. Zu der Veranstaltung aufgerufen hatte die nach Unvars Sohn Ferhat benannte, antirassistische Bildungsinitiative.

Anlass waren mehrere Vorfälle vor gut einer Woche: Hans-Gerd R., der Vater des Attentäters, stellte sich mit seinem Schäferhund mehrfach vor dem Haus von Ferhats Mutter auf und beobachtete sie durchs Fenster. Beim ersten Mal fragte er sie laut ihrem Gedächtnisprotokoll unter anderem, wie sie sich das Haus leisten könne, warum sie nach Deutschland gekommen sei und wo sie arbeite. Als sie letzteres nicht beantwortete, habe er gesagt, er werde es herausfinden. Von den beiden weiteren Malen liegen Foto- und Videoaufnahmen vor. Unvar fühlt sich bedroht und hat auch Angst um ihre Kinder.

In ihrem Redebeitrag am Dienstagnachmittag beklagte Samia Khan von der Didf-Jugend Hanau, Hinterbliebene hätten vor knapp zwei Jahren nicht durch die Sicherheitsbehörden, sondern durch einen „Spiegel“-Artikel erfahren, dass R. das Weltbild seines Sohnes teile und die Tatwaffen zurückfordere.

Anschlag in Hanau: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Vater des Attentäters

Sie rief dazu auf, die Opferangehörigen und Überlebenden „konsequent zu schützen“ und den rechten Terror, „der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der BRD zieht“, lückenlos aufzuklären. Zudem müssten alle rassistischen Parteien und Organisationen verboten werden. Die Konsequenzen nach den Attentaten seien bislang ausgeblieben.

Dennis Bernhardt vom Internationalen Jugendverein Hanau warnte davor, dass R., der in der Nähe mehrere Hinterbliebener wohnt, gefährlich werden könne. Er kritisierte, dass es in der politischen Debatte zum Hanau-Untersuchungsausschuss im Landtag oft darum gehe, „sich gegenseitig den schwarzen Peter zuzuschieben“, anstatt Verantwortung zu übernehmen, egal ob beim versperrten Notausgang am zweiten Tatort oder dem überlasteten Notruf.

Nachdem R. Serpil Temiz Unvar offenbar gestalkt hatte, verfügte die Polizei ein 14-tägiges Kontakt- und Näherungsverbot gegen ihn. Zu weiteren ergriffenen Maßnahmen machte sie „aus polizeitaktischen Gründen“ keine Angaben. Die Staatsanwaltschaft Hanau leitete nach einer Anzeige der Betroffenen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Nachstellung ein.

Hanau: Vater von Attentäter will Oberbürgermeister zu Hause „besuchen“

Temiz Unvar und weitere Opfer-Angehörige haben jetzt im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes ein sechsmonatiges Kontakt- und Näherungsverbot – R. müsste dabei etwa 70 Meter Abstand halten – beantragt, über das bald das Familiengericht entscheidet.

Eine Anfrage zu den Vorfällen hat Hans-Gerd R. bisher nicht beantwortet. In der Vergangenheit wies er alle Vorwürfe zurück. In dem Prozess am Landgericht Hanau, in dem er auch wegen rassistischer Beleidigung verurteilt wurde, betonte R., er sei friedlich und greife niemanden an. Zudem seien er und seine Familie Opfer einer Geheimorganisation, die für alle Morde verantwortlich sei.

Im Büro von Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) tauchte R. in den vergangenen Wochen ebenfalls wiederholt auf und soll sich provozierend verhalten haben. Da Vorzimmer-Mitarbeiter:innen Angst hätten, solle ein Notfall-Knopf installiert werden. Darüber hinaus habe er angekündigt, den OB in seinem Zuhause zu „besuchen“. (Gregor Haschnik)

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