Margret Dausien finanziert mit ihrer Spende den Freitags-Eintopf

Als das Telefon im Ajoki in der Alten Johanneskirche vor einigen Tagen klingelte und Elias Kolbe abnahm, war die Ansage am anderen Ende der Leitung ganz klar: „Der Eintopf ist eine schöne Idee, aber warum nur Montag und Mittwoch? Am Freitag sollte man auch noch Suppe essen können.“
Hanau – Margret Dausien lächelt, als sie die Worte wiederholt. Elias Kolbe ist heute bei ihr zu Besuch, gemeinsam mit Dekan Dr. Martin Lückhoff. Sie haben einen großen Weihnachtsstrauß mitgebracht – als Dankeschön. Denn die Hanauerin hat es nicht nur bei Worten belassen, sondern auch die Bezahlung der Suppe übernommen. Bis Ende des Jahres sponsert sie den dritten Tag des Projekts, das der Evangelische Kirchenkreis und das Diakonische Werk Hanau-Main-Kinzig gemeinsam mit Maras Suppenbar und Elias Kolbe, dem Chef vom Kultur- und Bildungsraum Ajoki, auf die Beine gestellt haben (wir berichteten). „Ein beeindruckendes Engagement und bei Weitem keine Selbstverständlichkeit“, findet auch Martin Lückhoff.
Bilanz des Projekts „Eintopf“ durchweg positiv
Für Margret Dausien schon. Die 91-Jährige, die mit ihrem Mann viele Jahre den Buchladen „Bücher bei Dausien“ an der Salzstraße betrieben hat, hatte im Hanauer Anzeiger von dem Projekt gelesen. „Ich war gerne behilflich dabei, dass einen Tag mehr Suppe gespendet werden kann“, sagt die Seniorin, die sich auch bei den Freunden und Förderern für das Historische Museum Hanau Schloss Philippsruhe engagiert und Mitgründerin des Fördervereins ist, der heute rund 80 Mitglieder hat.
Seit 31. Oktober läuft das Projekt Eintopf. Die Bilanz nach rund einem Monat fällt durchweg positiv aus. „Es wird angenommen“, bilanziert der Dekan im Gespräch mit unserer Zeitung. Knapp 100 Suppen pro Woche geben die Mitarbeiter des Ajoki an den bisher zwei Tagen aus. Seit etwa zwei Wochen kommen auch viele Schutzsuchende aus der Ukraine, um hier zu essen. Manche führt die Armut zur Alten Johanneskirche, andere die Einsamkeit. Aber es sind auch „ganz normale“ Bürgerinnen und Bürger unter den Gästen.
Verlängerung bis Ende Januar
Gezahlt wird das, was der Einzelne zahlen kann: ein Euro, zwei, fünf oder zehn. „Die Hälfte der Kosten kommt dadurch wieder rein“, rechnet Lückhoff. Der Erfolg liege sicher auch daran, dass die Suppen gut schmecken. Genauso gut wie der Geschmack sei die Stimmung. „Die Menschen sind dankbar, fröhlich, kommunikativ.“ Hilfe wird auch immer wieder angeboten: Ein pensionierter Koch habe angefragt, ob er in der Küche helfen könne, erzählt Elias Kolbe. Ein Restaurant hat Hilfe angeboten. Und eine Firma spendet in diesem Jahr für den Eintopf, statt Geschenke zu kaufen.
Der Kirchenkreis hat bereits entschieden, dass das Projekt bis Ende Januar verlängert wird. Geplant sei es eigentlich, so Lückhoff, bis Ende Februar. Im Dezember gibt es auch freitags Suppe – dank Margret Dausien und ihrem großherzigen Engagement.
Von Yvonne Backhaus-Arnold