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MKK SCHREIBT 2022: Bester wird Deutschlehrer Joachim Schieb mit vier Fehlern

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Von: Jutta Degen-Peters

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Sechs Schulen mit Schülern, Lehrern und Eltern lassen die Stifte übers Blatt flitzen.
Sechs Schulen mit Schülern, Lehrern und Eltern lassen die Stifte übers Blatt flitzen. © -

„Zuallererst“ – das geht ja gut los. Wird das Wort zusammengeschrieben oder auseinander? 60 Köpfe beugen sich in der Aula des Kreuzburg-Gymnasiums angestrengt über ihre Diktate. Die Schülerinnen und Schüler unter ihnen kennen solche Prüfungssituationen aus dem Effeff. Diesmal aber, beim Rechtschreibwettbewerb „MKK schreibt 2022“, sitzen auch Lehrer, Eltern und ein HA-Leser-Team mit im Boot.

Hanau – Und von ihnen allen wird am Schluss keiner sagen können, er habe die Aufgabe im Nullkommanix gelöst. Kein Wunder. Dr. Eva Molitor, Deutschlehrerin an der Hohen Landesschule und eine der beiden Siegerinnen des letzten Rechtschreibwettbewerbs, hat sich den Text ausgedacht. Und als sie von den Moderatorinnen des Abends, Yvonne Backhaus-Arnold und Kerstin Biehl vom HANAUER ANZEIGER, auf die Bühne gebeten wird, da formuliert sie den Satz: „Ich habe das Diktat so angelegt, dass es möglichst nicht mit null Fehlern zu bewältigen ist.“ Das sitzt. Im Klartext: Otto Normalverbraucher hat heute einen schweren Stand.

Umso lobenswerter, dass hier Lernende aus sechs Schulen antreten: Neben Mutigen aus dem Kreuzburg-Gymnasium sind das Schüler aus Karl-Rehbein- und Otto-Hahn-Schule, der Hohen Landesschule, Heinrich-Böll- sowie der Lindenauschule. Thomas Wolf, Direktor des gastgebenden Franziskanergymnasiums, zeigt sich denn auch begeistert, dass sich so viele aus seiner Schule gemeldet haben. Die heute praktizierte Kommunikation über so viele Kanäle sei ja nicht unbedingt mit Rechtschreibung zusammenzubringen, meint er und wünscht allen Teilnehmern ein „herzliches Willkommen zum Tango mit der deutschen Rechtschreibung“, frei nach einem Chanson von Reinhard Mey.

Der Tango hat es dann in sich. Der Text entpuppt sich als Streifzug durch den Main-Kinzig-Kreis und meistert die Gratwanderung, am Beispiel von Koryphäen aus dem Kreis die Themen Literatur und Mobilität zu verknüpfen. Der Gelnhäuser Philipp Reis kommt darin vor, der nicht nur das Telefon erfunden hat, sondern auch ein Veloziped. Auch Grimmelshausens Simplicissimus taucht auf, natürlich die Grimm’schen Märchen und die Festspiele im Amphitheater.

Das Vorlesen des Texts übernimmt die Klein-Auheimer Schülerin Mia Specht, Siegerin des letzten Hanauer Vorlesewettbewerbs. Sie meistert diese Aufgabe mit Bravour – für die Schreiberlinge eine wichtige Voraussetzung zum Gelingen. Doch gute Betonung hin oder her: Manche Kopfnuss bleibt zum In-die-Knie-Gehen.

Als nach rund 20 Minuten das Diktat geschrieben ist, atmen alle auf. Jetzt ist die Jury dran: der Schriftsteller Gerhard Roth, Dieter Dausien vom Buchladen am Freiheitsplatz, der Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Thorsten Stolz, die Vize-Schulleiterin des Kreuzburg-Gymnasiums, Andrea Dähn, Kreuzburg-Direktor Thomas Wolf und Oliver Beddies von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Als alle Arbeiten gesichtet sind und die Sieger feststehen, antwortet Beddies auf die Frage, weshalb die Polytechnische Gesellschaft einst den Wettbewerb „Deutschland schreibt“ ins Leben gerufen habe, eine gute Rechtschreibung sei eigentlich ein vernachlässigtes Kulturgut und eine persönliche Visitenkarte. „Sie zeigt, wer ich bin und wie viel Mühe ich mir gebe“. Auffällig werde Orthografie erst dann, wenn man sie nicht beherrsche.

Davon können nun selbst die Siegerinnen und Sieger ein Lied singen, von denen kein einziger fehlerfrei geblieben ist. Joachim Schieb, Deutschlehrer des Kreuzburg-Gymnasiums, mit vier Fehlern bester im Gesamtklassement und Sieger im Lehrerteam, ärgerte sich jedenfalls: „Zwei Fehler waren komplett überflüssig.“ Dass Christopher Almeling, Nummer 1 unter den Eltern, einst ein Schüler Schiebs war, dürfte den Pädagogen allerdings freuen.

Nach den orthografischen Kopfnüssen durften sich die Teilnehmer bei Musik und Häppchen entspannen. Die Blechbläser der Bigband unter Leitung von Ulrike Hoffmann spielten auf, während ein Schülerinnen-Team von der Schülerzeitung der Kreuzburg HA-Redaktionsleiterin Backhaus-Arnold und deren Kollegin Kerstin Biehl auf den Zahn fühlte. Unter anderem erfuhren sie, dass der HANAUER ANZEIGER schon zum dritten Mal den Wettbewerb „MKK schreibt“ ausgerichtet hat.

Als kleine Versöhnung für 20 anstrengende Diktatminuten servierten die Ökotrophologin Marion Himmelein-Hildebrand und ihr Schulcatering-Team Couscous-Salat, leckere Backteilchen und als krönenden Abschluss ein Erdbeer-Dessert. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Duden-Redaktion mit Buchpreisen und von der Ursula-Berenbrok-Winterstein-Stiftung.

Von Jutta Degen-peters

Fürs Schreiben des Diktats nutzen die Teilnehmer einen schwarzen Stift, korrigiert wird dann mit Rot.
Fürs Schreiben des Diktats nutzen die Teilnehmer einen schwarzen Stift, korrigiert wird dann mit Rot. © -
Grübeln angesichts so einiger kniffliger Wörter – einfach ist der Text nicht.
Grübeln angesichts so einiger kniffliger Wörter – einfach ist der Text nicht. © -
Noch brütet Joachim Schieb über seinem Diktat – am Ende wird er als Gesamtsieger hervorgehen.
Noch brütet Joachim Schieb über seinem Diktat – am Ende wird er als Gesamtsieger hervorgehen. © -
In der Aula des Kreuzburg-Gymnasiums herrscht absolute Stille, als das Diktat aus der Feder der Hola-Lehrerin Dr. Eva Molitor vorgetragen wird.
In der Aula des Kreuzburg-Gymnasiums herrscht absolute Stille, als das Diktat aus der Feder der Hola-Lehrerin Dr. Eva Molitor vorgetragen wird. © Mike Bender
Vorleserin Mia Specht, Schülerin der KRS.
Vorleserin Mia Specht, Schülerin der KRS. © -
Mit wachsamen Augen prüfen die Jurymitglieder Gerhard Roth, Thorsten Stolz und Thomas Wolf die Diktate.
Mit wachsamen Augen prüfen die Jurymitglieder Gerhard Roth, Thorsten Stolz und Thomas Wolf die Diktate. © -
Durch den Abend führen Yvonne Backhaus Arnold, Redaktionsleiterin des HANAUER ANZEIGER (rechts), und Redakteurin Kerstin Biehl.
Durch den Abend führen Yvonne Backhaus Arnold, Redaktionsleiterin des HANAUER ANZEIGER (rechts), und Redakteurin Kerstin Biehl. © -

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