Neue Philharmonie Frankfurt und Julius Asal begeistern in Hanau mit Rachmaninov

Der Paul-Hindemith-Saal war am Samstagabend nahezu voll besetzt, als die Neue Philharmonie Frankfurt ihr viertes und zugleich letztes Konzert der Reihe „Congress Park Sinfonie“ in der Saison 2022/23 eröffnete.
Hanau - Für den Auftakt hatte Chefdirigent und Künstlerischer Leiter Jens Troester die „Coriolan“-Ouvertüre ausgewählt, die Ludwig van Beethoven 1802 für das gleichnamige Schauspiel von Heinrich Joseph von Collin komponierte.
Die homogene und differenzierte Wiedergabe dieses über weite Strecken in dunklen Farben gehaltenen Werks sollte sich als positiver Fingerzeig für das hohe künstlerische Niveau des gesamten Konzertabends erweisen. Jens Troester und seine Musiker arbeiteten die Feinheiten der Partitur genau heraus und sorgten für eine ideal austarierte Klangbalance zwischen den Instrumentengruppen. Die spannungsvolle Interpretation zeichnete sich zudem durch einen klugen dynamischen Aufbau aus.
Erfreulicherweise war es Troester gelungen, für den Solopart in Sergei Rachmaninovs berühmtem zweiten Klavierkonzert in c-Moll einen jungen, aufstrebenden Pianisten zu gewinnen, der sich zudem als formidabler Teamplayer erwies. Der erst 26-jährige Julius Asal stammt aus einer Oberurseler Musikerfamilie und kann schon Auftritte in renommierten Konzertsälen wie der Londoner Wigmore Hall oder dem Wiener Musikverein sowie bei großen Festivals vorweisen. Bereits im Kopfsatz von Rachmaninovs Werk, das in den Jahren 1900 und 1901 entstand, stellte Asal sein großes spieltechnisches Können unter Beweis. Vor allem die schnellen Läufe und diffizilen Triller nahm der Künstler mit stupender Leichtigkeit.
Im umschmeichelnden und hochromantischen Mittelsatz verband sich Asals modulationsreiches Spiel insbesondere mit dem warmen Timbre der Holzbläser, die an diesem Abend auch insgesamt durch ihr superbes Spiel herausstachen. Das homogene Musizieren des Solisten mit dem Orchester machte das Adagio sostenuto zum interpretatorischen Höhepunkt des Konzerts. Die spieltechnischen Klippen des schnellen Finalsatzes nahm Asal im direkten Anschluss ohne erkennbare Mühen.
Und selbst in den expressivsten Momenten achtete der Künstler auf ein homogenes Zusammenspiel mit der Neuen Philharmonie, sodass eine stringente und aus der Musik heraus entwickelte Wiedergabe entstand.
Das Hanauer Publikum feierte Julius Asal berechtigterweise mit Begeisterungsstürmen, für die sich der 26-Jährige mit einer furiosen Solozugabe bedankte, bei der er sein stupendes technisches Können nochmals eindrücklich unter Beweis stellte.
Passend zur Jahreszeit präsentierten Troester und die Neue Philharmonie nach der Pause noch eine rhythmisch-pulsierende Aufführung von Robert Schumans „Frühlingssinfonie“. Auch diese geriet erfreulich differenziert und bestach insbesondere im langsamen zweiten Satz durch die modulationsreichen Holzbläser und den homogenen Streicherklang. Schön kam dann im Scherzo der tänzerische Duktus von Schumanns Musik zum Vorschein, der auch im Finalsatz immer wieder durchschien.
Die Unbeschwertheit und musikalische Leichtigkeit, die Schumanns 1841 entstandenen ersten Sinfonie in B-Dur über weite Strecken innewohnen, wurden in der Interpretation von Jens Troester greifbar, ohne dass die feinsinnigeren und zurückgenommenen musikalischen Momente ins Hintertreffen geraten wären. Die Zuhörer erlebten so eine organische und klanglich ausgewogene Wiedergabe von Schumanns erstem Orchesterwerk, die sie zu Recht mit großem Beifall bedachten.
Konzerte 2023/24: Die Termine für die vier Konzerte der Reihe „Congress Park Sinfonie“ in der neuen Saison sind am 14. Oktober, 16. Dezember, 9. März und 4. Mai.