Stadt erschwert Hitachi den Verkauf

Das Parlament in Hanau beschließt eine Veränderungssperre für das ehemalige ABB-Gelände.
Vor knapp drei Jahren kündigte Hitachi Energy an, dass in Großauheim die Lichter ausgehen werden – von der einst 500 ABB-Beschäftigten sollen derzeit nur noch 70 im Betrieb arbeiten – bis Ende des Jahres. Die Gewerkschaft IG Metall konnte damals mit viel Druck auf die Geschäftsführung ein schnelleres Aus verhindern. Nun strebt das Unternehmen offenbar einen Verkauf an:
Laut dem Magistrat der Stadt Hanau soll Hitachi Energy das 16,5 Hektar große Firmengelände, auf dem einst tausende Menschen beschäftigt waren, auf dem Immobilienmarkt platziert haben. Das Vorhaben will die Stadt nun erschweren.
Hitachi Energy „strebt auf einen Vertragsabschluss mit einem Käufer in der ersten Jahreshälfte 2023 hin“, heißt es in einer Vorlage für das Stadtparlament. Darin fordert der Magistrat eine Veränderungssperre für das Geltungsgebiet zwischen Brown-Boveri-Straße und Depotstraße, um so die Kontrolle über die Nachnutzung zu erhalten. Für das Gelände bestand kein Bebauungsplan. Am Montagabend beschlossen die Stadtverordneten die Vorlage einstimmig. Die Veränderungssperre gilt zunächst für zwei Jahre, sie kann zweimal um ein Jahr verlängert werden. In dieser Zeit kann die Stadt ein Bebauungsplan für die gut 22 Fußballfelder große Fläche aufstellen.
Thomas Straub (SPD), Vorsitzender des Struktur- und Umweltausschusses, erklärte im Stadtparlament, dass dort Einzelhandel, Gastronomie und Vergnügungsbetriebe nicht erwünscht seien. Die Ansiedlung von kleinteiligem Gewerbe sei jedoch im Sinne der Stadt. Straub betonte, dass sich die Veränderungssperre für Hitachi womöglich nachteilig auf den Verkaufspreis auswirken werde. „Das ist auch das Ziel“, so Straub.
Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sprach von einem „ganzen traurigem Stück Firmengeschichte“. Die Schließung erfolge nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus ideologischen Gründen, so der OB. „Wer die Geschichte des Standortes mit Füßen tritt, zu dem können wir sagen: Bis hier her und nicht weiter“, bemerkte Kaminsky.
Ab 1905 baute die Frankfurter Maschinenfabrik dort Maschinen zur Holzverarbeitung. 1929 zog das Schweizer Unternehmen BBC an den Standort und produzierte Haushaltsgeräte. Die schwedische ABB übernahm 1988 die Werkshallen. Die Sparte PowerGrid fertigt darin Hochspannungsschalter und -antriebe. Die Übernahme von Hitachi begann 2018 mit einem Joint Venture. Die Produktion der Bauteile soll in die Schweiz und nach Bulgarien verlagert werden, hieß es bei Bekanntwerden der Schließungspläne.