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AUS DEM GERICHT: Prozessauftakt um Schuss im Hanauer Drogenmilieu

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Von: Thorsten Becker

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Gut beraten: Einer der beiden mutmaßlichen Räuber hört auf den Rat von Strafverteidiger Peter Oberländer. Er will in Kürze offenbar ein Teilgeständnis ablegen.
Gut beraten: Einer der beiden mutmaßlichen Räuber hört auf den Rat von Strafverteidiger Peter Oberländer. Er will in Kürze offenbar ein Teilgeständnis ablegen. © Thorsten becker

An diesem Abend ist es ein unmoralisches Angebot, auf das Herr A. eingeht. Hat er vielleicht deshalb 1000 Euro in seinem Portemonnaie? A. hat mit einer jungen Dame am Kinzigheimer Weg ein nächtliches Treffen vereinbart. Könnte es um Sex gegen Bezahlung gehen?

Hanau – Doch zu irgendwelchen amuorösen Begegnungen kommt es in der Nacht zum 25. Oktober vergangenen Jahres nicht. Dafür sorgen Sercan T. (33) und Eugen O. (31), zwei Männer, die schon etliche Vorstrafen haben. Beide, so ist sich Staatsanwältin Melissa Pfaffenberger sicher, sind an diesem Abend auf „Dope“ aus. Doch die Männer wollen nicht für ein paar Euro einen Joint kaufen. Sie haben es auf eine fettere Beute abgesehen. Daher lauert das maskierte Duo auch in einem Gebüsch in der Nähe der Westerburgstraße (B 43). Bewaffnet sind sie mit einem Elektroschocker und einer Pistole der Marke Cerna, 7.65 Browning.

Und so dürfte die Rolle der angeblichen liebeshungrigen Dame auch relativ schnell zu klären sein: Sie ist der mutmaßliche Lockvogel in diesem brutalen Spiel im Hanauer Drogenmilieu.

„Die beiden Angeklagten haben A. aufgelauert. Als er auf dem Weg zu der genannten Adresse war, sprangen beide aus dem Gebüsch“, schildert Staatsanwältin Pfaffenberger den Ablauf aus Sicht der Anklagebehörde. A. sei mit einem Schuss ins Knie kampfunfähig gemacht und sofort mit Klebeband gefesselt worden.

Die Beute des Duos: 1000 Euro, ein Handy – und den Schlüsselbund des Opfers. Genau auf diesen sollen T. und O. aus gewesen sein. Denn sie lassen den Verwundeten zurück, steigen in dessen VW Passat und fahren zu der Wohnung von A. in Offenbach. „Dort haben beide 1,3 Kilogramm Haschisch mitgenommen“, so Pfaffenberger in ihrer Anklageschrift. Beide scheinen sich ihrer Sache recht sicher gewesen zu sein. Denn die Beute und die Waffe versteckten sie unter einem Himbeerstrauch in unmittelbarer Nähe des Bieberer Bergs.

Doch die Polizei kam ihnen auf die Schliche und griff knapp zwei Monate später durch. Beide Männer wurden festgenommen, bei Wohnungsdurchsuchungen jede Menge Drogen und Waffen sichergestellt. Das Haschisch hätten beide „gewinnbringend verkaufen“ wollen.

Für das Opfer hatte der bewaffnete Überfall schmerzhafte Folgen: „Der Schuss verursachte eine mehrfache Zertrümmerung der Kniescheibe. Er musste insgesamt zwei Wochen stationär behandelt werden“, berichtet die Anklägerin. Für die beiden Angeklagten dürften die Aussichten nicht ganz so rosig sein. Vor allem, weil Pfaffenberger zum Abschluss ihrer Anklage eine ganze Latte von Paragrafen aus dem Straf-, Waffen- und Betäubungsmittelgesetz vorliest.

Der gravierendste Vorwurf ist der des schweren Raubes, gefolgt von bewaffnetem Drogenhandel sowie weiteren Vergehen gegen Waffenvorschriften. Die Marschrichtung aus Sicht der Anklage ist eindeutig: Sollten sich die Vorwürfe als wahr herausstellen, soll das Duo die volle Härte des Gesetzes treffen. Vor allem, weil beide offenbar schon einiges auf dem Kerbholz haben.

Das wissen die Verteidiger und offenbar auch die beiden Angeklagten, denn sie kündigen bereits an, dass in Kürze „Teilgeständnisse“ geliefert werden sollen.

Auch Dr. Katharina Jost, die Vorsitzende Richterin der 2. Großen Strafkammer machte bereits deutlich, dass es für die beiden Angeklagten um recht hohe Freiheitsstrafen gehen könnte. Die Hauptverhandlung, die bis Mitte November terminiert ist, wird am 14. September fortgesetzt.

Von Thorsten Becker

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