Neubau für Wasserwerk III in Hanau soll Ende 2023 den Betrieb aufnehmen

Der Neubau des Wasserwerks III in Hanau ist „voll im Zeitplan“, wie Dirk Drescher, Stadtwerke-Bereichsleiter Betrieb, sagt. Er soll 4,5 Millionen Euro kosten.
Hanau – Etwas versteckt im Wald, zwischen dem historischen Wasserwerk von 1912 und den beiden Tiefbehältern neben dem Herbert-Dröse-Stadion an der Burgallee in Wilhelmsbad, entsteht seit etwa einem Jahr ein neues Betriebsgebäude. Ende 2023 wird es den Betrieb mit komplett neuer Technik aufnehmen, kündigte Dr. Dirk Drescher, Stadtwerke-Bereichsleiter Betrieb, bei einer Baustellenbesichtigung an.
Immer am Donnerstag treffen sich Mitarbeiter der Stadtwerke als Auftraggeber, des Planungsbüros, des Architekten, der Baufirma und ein externer Berater zur Baustellenbesprechung, diskutieren alle aufgetretenen Probleme und suchen nach Lösungen. Und es können schon einige Baustellen auf der Baustelle sein, denn der anspruchsvolle neue Technikbau grenzt unmittelbar an ein Bestandsgebäude von 1911, wo derzeit noch die alte Technik zur Reinigung des Wassers untergebracht ist. „Im Übergang von neuer zu alter Bausubstanz dürfen wir nur nach Vorgaben des Denkmalschutzes arbeiten. Das ist nicht immer einfach, aber bislang sind dadurch keine Bauverzögerungen entstanden, wir sind voll im Zeitplan“, freut sich Drescher.
Den Übergang zum Bestandsbau im Innern des Neubaus soll ein „Fenster in die Vergangenheit“ bilden: der ehemalige Eingang zur Technik und den beiden Tiefbehältern mit einem Fassungsvermögen von jeweils 2000 Kubikmetern Trinkwasser.
Wasserwerk III in Hanau: Bakterien verwandeln Eisen in Rost
Der massive Betonbau wird nach der Fertigstellung Passanten im Wald vermutlich nicht besonders auffallen, ist er doch weiter von der Straße entfernt als das alte Wasserwerk. Der Neubau wird zusätzlich mit Holz verkleidet, ist 40 Meter lang, sieben Meter breit und sieben Meter hoch. Bei der Gründung musste die Baufirma zunächst reichlich Material entfernen, das damals einfach eingebaut worden ist, heute aber in einem Wasserschutzgebiet nicht verwendet werden darf. „Ähnlich war es beim Zufahrtsweg, wo ebenfalls ein Materialaustausch notwendig war“, blickt Drescher zurück. Diese Maßnahmen haben aber den Bau nicht verzögert. Die Kosten für den Rohbau werden Stand heute wohl kaum überschritten, weil die beteiligten Firmen schon vor den derzeitigen Preissteigerungen genügend Material bestellt hatten, berichtet Drescher. Allerdings gilt dies nicht für weitere bauliche Aufwendungen und die technische Ausstattung, und so summieren sich die erwarteten Kosten auf inzwischen 4,5 Millionen Euro.
Im Inneren teilt sich der Bau in zwei Bereiche auf. Im linken Teil ist die Filterung untergebracht, die aus drei jeweils 4,6 Tonnen schweren Kesseln besteht mit einem Durchmesser von 2,5 Metern und einer Höhe von über vier Metern – Fassungsvermögen etwa 20 Kubikmeter. In den drei Mehrschichtkiesfiltern verrichten künftig in einem geschlossenen Kreislauf spezielle Bakterien ihr Werk und wandeln das Eisen 2 im Wasser in Eisen 3, also Rost, um, der absinkt und so aus dem Trinkwasser entfernt werden kann. „Es gibt auch die Möglichkeit der Sauerstoffzufuhr mit demselben Ergebnis, aber die Bakterien schaffen die Umwandlung des Eisens um ein Vielfaches schneller“, berichtet der Fachmann. Sollte die Filteranlage einmal komplett ausfallen, steht eine Notfallchlorierung bereit. Die Dachkonstruktion ist übrigens so gewählt, dass bei einem notwendigen Austausch der Filterkessel diese mittels eines Krans aus dem Gebäude gehoben werden können und nur ein kleiner Teil der Dachfläche dafür entfernt werden muss.

Neubau des Wasserwerks III in Hanau: Das alte Wasserwerk ist bereits verkauft
Im rechten Teil des Neubaus werden nach der Fertigstellung im Sommer die Pumpen aus dem alten Pumpenhaus des Wasserwerks eingebaut und deren Leistung von 600 auf 700 Kubikmeter pro Stunde erhöht. Dort münden dann auch die Zuleitungen der insgesamt 23 Flachbrunnen, die im angrenzenden Waldgebiet verteilt sind. Dieses Wasser wird über die Filterkessel in die zwei Tiefbehälter geleitet und von dort in das Verteilnetz für die Weststadt und Kesselstadt gepumpt. Der Umzug und die Aufrüstung der Pumpen sollen Ende 2022 abgeschlossen sein, dann geht es an den Einbau der Mess- und Regeltechnik mit computerüberwachtem Betrieb. Mit der Inbetriebnahme und Einmessung der Filterkessel kann dann das neue Wasserwerk voraussichtlich Ende 2023 den Vollbetrieb aufnehmen.
„Da das alte Wasserwerk mit dem Pumpenhaus bereits verkauft ist, wollen wir natürlich so schnell wie möglich dieses historische Gebäude räumen“, stellt der Stadtwerke-Bereichsleiter fest. In einem Teil des Neubaus entstehen auch Lagerflächen, Technikräume, Labor, Werkstatt, ein Büro und Sozialräume für die Stadtwerke-Mitarbeiter, die mehrmals die Woche nach dem Rechten sehen sollen. Denn die Fachleute können trotz Computerüberwachung oft schon früher erkennen, ob etwas mit der Technik nicht stimmt – zum Beispiel durch Erfühlen der Temperatur bei einer Pumpe.
1911 erbaut
Das Wasserwerk III wurde von 1911 bis 1912 durch den Architekten Jean Bernges erbaut und ist eines von sechs, die von den Stadtwerken Hanau betrieben werden. Das gesamte Trinkwasser-Leitungsnetz in Hanau misst derzeit 367 Kilometer. Rund drei Viertel fördern die Stadtwerke aus Grundwasser. Ein Viertel beziehen sie aus dem Landkreis Offenbach, dem Vogelsberg und dem Spessart.
Wasserwerk in Hanau: Neue Wasserleitung nach Mittelbuchen geplant
Geplant ist außerdem der Bau einer neuen Wasserleitung nach Mittelbuchen. „Hanau ist Mitglied im Wasserverband Kinzig und muss eine bestimmte Menge abnehmen. Das geschieht an der Leitung, die an Mittelbuchen vorbei nach Frankfurt führt. Das Vogelsbergwasser wird dann in Wilhelmsbad mit dem Wasser aus den Flachbrunnen gemischt, was den Effekt hat, dass das bislang sehr kalkhaltige Wasser in diesem Teil von Hanau weicher wird. Und falls die Vogelsbergleitung einmal ausfallen sollte, kann Mittelbuchen mit Trinkwasser aus Wilhelmsbad versorgt werden, weil das dortige Wasserwerk den Bedarf nicht decken kann“, erläutert Dirk Drescher. Allerdings wird dieses Projekt nicht vor dem Jahr 2026 realisiert sein, wobei der Wasserverband den Großteil der Kosten übernimmt. (Thomas Seifert)