Soundpoet Sternentramper mit neuem Live-Album / Fokus auf das Positive

Mit dem Gedanken, mit Musik seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, konnte sich der Hanauer René Weicherding lange nicht anfreunden. „Ich hatte immer Bedenken, mich zu verpflichten, mir war bange davor, mit Musik mein Geld verdienen zu müssen. Weil ich Angst hatte, dass die Leidenschaft kaputt geht, wenn es eine Pflicht wird“, sagt der 39-Jährige.
Hanau - Dabei war der Wunsch Musiker zu werden schon in Weicherdings Jugend da, manifestiert an der Paul-Hindemith-Musikschule (PHM), wo er klassische Gitarre lernte.
Mittlerweile hat er seine Einstellung komplett geändert. „Heute rufe ich Leute sogar dazu auf, ihrer Leidenschaft nachzugehen“, sagt er. Doch er selbst hat das nach seinem Abi zunächst nicht getan. Hat sich stattdessen an einem Mathematikstudium versucht, doch schnell festgestellt, dass er seine Zeit nicht vorm Computer verbringen möchte. Zu diesem Zeitpunkt hat Weicherding sein Wissen um das Gitarrenspiel bereits weitergegeben, hat privaten Gitarrenunterricht angeboten. Und sich als Singer und Songwriter unter dem Namen Sternentramper etabliert.
„Ich habe mich dann dafür entschieden, meinen Weg mit der Musik zu gehen“, erzählt er. Er stieg an der PHM als Gitarrenlehrer ein, studierte Musikgeragogik (beschäftigt sich mit musikalischer Bildung im Alter, Anm. d. Red.) an der Hochschule Vechta/Münster und darf sich heute staatliche geprüfter Musikgeragoge nennen. In diesem Bereich gearbeitet hat Weicherding aber nie. „Dafür war ich an der PHM zu sehr gefragt. Ich galt dort als der coole Gitarrenlehrer“, schmunzelt der Musiker. „Wahrscheinlich weil ich so jung war, nahbar und nicht so steif und konservativ.“
17 Jahre unterrichtete Weicherding an der Hanauer Musikschule. Bis er im Frühjahr eine „schwere Entscheidung“ getroffen hat, wie er sagt. „Aber man muss schneiden, um zu wachsen“, fügt er hinzu. Jetzt hat Weicherding Platz zum Wachsen. Für die Musik. Aber auch für das Schmucklabel „Katuma“, das er gemeinsam mit seiner Partnerin Mirjam Schneider und Goldschmiedin in der Hanauer Innenstadt betreibt.
„Für beides musste ich Zeit schaffen. Doch der Abschied von der Musikschule ist mir sehr schwer gefallen“, sagt er. Einige seiner Schüler hat Weicherding behalten, unterrichtet diese privat. Zeit war seitdem reichlich, denn kurz nachdem Weicherding bei der PHM gekündigt hatte, kam der Corona-Lockdown. Aber: „Jede Niederlage ist auch eine Chance zu wachsen. Niederlagen machen uns stärker“ – eine weitere Lebensweisheit die Weicherding zitiert.
Die Idee der Stadt Hanau, die mit ihrem Projekt „Hanau daheim“ Musikern im Comoedienhaus die Möglichkeit gab, Online-Konzerte auszurichten, fand Weicherding klasse. Und trat auf. Von dem Konzert schwärmt er noch heute. „Es war dort eine Technik auf höchstem Niveau aufgebaut, Licht, Ton, Kamera – alles vom Feinsten.“
Wer den Sternentramper kennt, weiß, dass seine Konzerte immer eine Mischung aus Musik und Motivations-coaching sind. Die Lebensweisheiten die Weicherding in Gesprächen einfließen lässt, gibt er bei seinen Konzerten auch an sein Publikum weiter. So auch beim Online-Konzert im Comoedienhaus. Aus dem Konzert ist nun eine CD entstanden. „Ich habe die Verantwortlichen gefragt, ob ich aus dem Livestream ein Album machen kann. Die hatten nichts dagegen, worüber ich mich riesig gefreut habe und der Stadt sehr dankbar bin. Ich habe dann alles selbst geschnitten und auch das Artwork selbst gemacht.“ Mit zwölf Songs und zwölf Motivationskeynotes, wie Weicherding seine ratgebenden Lebensweisheiten nennt. „Ich wollte den Leuten damit im Lockdown Kraft, Mut und Glaube geben“, sagt er. Im Lockdown hat Weicherding die Zeit genutzt, um elf neue Songs zu schreiben. Drei davon finden sich auf dem Live-Album. Ein weiteres Studioalbum folgt im kommenden Jahr.
Weitere Infos
Das Live-Album „Fokus auf das Positive“ erscheint am 10. Dezember als limitierte CD mit zwölf Songs, davon vier neue Lieder und Best-of-Songs; eine Woche später, am 17. Dezember, auf allen Streaming-Diensten. Vorbestellungen und Hörproben auf sternentramper.de oder auf katuma.de.
Von Kerstin Biehl