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Technofestival „Love Family Park“: Keine Rückkehr nach Hanau

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Von: Kerstin Biehl

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Das Technofestival Love Family Park aus Hanau soll dieses Jahr in Frankfurt stattfinden. Davor sind aber noch Auflagen der Stadt zu erfüllen.

Hanau – Zehn Jahre ist es inzwischen her, dass Technobeats über die Großauheimer Mainwiesen schallten und mehrere zehntausend Fans elektronischer Musik den Love Family Park in Hanau feierten. Steffen Charles, Geschäftsführer der Agentur Cosmopop, dem Veranstalter des Love Family Parks, erinnert sich noch an die Anfänge. „In Hanau sind wir groß geworden. Vor mehr als einem viertel Jahrhundert sind wir damals im Dunlop Park gestartet, dann ging es auf die Mainwiesen. Das hat sich wahnsinnig gut angefühlt. Das sind großartige Erinnerungen. Mit Deichkind und Underworld. Und natürlich mit Sven Väth. Wir haben in Hanau immer einen unheimlich großen Support seitens der Stadt bekommen.“

2013 fand das Festival zum letzten Mal auf den Mainwiesen statt. Die Naturschutzbehörde untersagte die Nutzung der geschützten Mainwiesen, auf der eine besondere Art Magerrasen wächst. Steffen Charles erinnert sich: „Wir mussten gehen, weil sich auf einer Fläche von rund 200 Quadratmetern der Boden schon etwas verdichtet hatte und sich deshalb der Magerrasen dort nicht mehr so gut entwickelt hat.“ Man sei immer sehr bemüht gewesen, den Rasen durch das Auflegen von Brettern zu schützen, habe auch Hasenbauten vorsichtig mit Brettern abgedeckt und nach der Veranstaltung stets alles penibel gesäubert.

So wie einst in Hanau würden die Anhänger elektronischer Musik heuer auch gerne in Frankfurt feiern.
So wie einst in Hanau würden die Anhänger elektronischer Musik heuer auch gerne in Frankfurt feiern. © -

Love Family Park aus Hanau: Technofestival soll erstmals in Frankfurt stattfinden

Der Geschäftsführer betont, dass seine Agentur mit der Stadt Hanau, mit der damaligen Bürgermeisterin Margret Härtel „immer bestens zusammengearbeitet“ habe und, dass „der Einsatz von OB Claus Kaminsky und Stadtentwickler Martin Bieberle für das Festival bezüglich des Naturschutzes und um die ganze Veranstaltung herum wirklich außergewöhnlich war.“ Doch das half alles nichts. 2013 gab es keine Ausnahmegenehmigung mehr, und das Festival musste umziehen, fand zunächst in Mainz-Hechtsheim eine neue Heimat, später auf dem Mainvorland in Rüsselsheim und sollte in diesem Jahr, am 22. Juli, erstmals in Frankfurt stattfinden.

Ob daraus allerdings etwas wird, steht derzeit infrage. Denn die Lärmobergrenze bei öffentlichen Veranstaltungen liegt bei 55 Dezibel. Der Veranstalter Cosmopop hatte 65 Dezibel an der Spitze gefordert und war davon ausgegangen, dafür eine Sondergenehmigung zu erhalten. So, wie sie in den Vorjahren auch für ein auf dem gleichen Areal stattgefundenes Hip-Hop-Event erteilt wurde.

Frankfurts Stadträtin Annette Rinn, Dezernentin für Ordnung, Sicherheit und Brandschutz, äußerte sich zudem in einer schriftlichen Klarstellung: „Alle im Magistrat vertretenen Dezernate unterstützen das Ansinnen des Veranstalters nach Kräften.

Technofestival aus Hanau: Ausnahmeregelungen der Stadt Frankfurt müssen her

Allerdings kann auch der Magistrat einer Stadt nicht über bestehendes Recht und anzuwendende Gesetze hinweggehen. Anders als vom Veranstalter angenommen, gilt bei Veranstaltungen dieser Art die sogenannte Freizeitlärmrichtlinie.“ Auch die Möglichkeit der Anwendung von Sonderfallbeurteilungen sei geprüft worden, allerdings ohne Erfolg. Die Dezernentin betont: „Auf der Grundlage der gesetzlichen Vorschriften sind dem Magistrat entsprechend die Hände gebunden. Die Lärmgrenzen in der beantragten Form werden trotz allen guten Willens seitens der Politik nicht möglich sein.“

„Das ist nicht nachzuvollziehen“, sagt Steffen Charles und verweist auf den Hessentag, für den beispielsweise solche Ausnahmeregeln durchaus möglich sind. „Wir haben hier jetzt schwierige Bedingungen. Doch Frau Rinn als Ordnungsdezernentin hat ja auch einen Ermessensspielraum, den sie nutzen könnte“, so Charles.

„Zum Glück gibt es Kulturpolitiker, die uns unterstützen. Ideal wäre jetzt eine schnelle Taskforcebildung mit allen Beteiligten“, so sein Wunsch. Ein solches Festival, bringe ja für eine Stadt auch einen nicht zu unterschätzenden Umsatz mit sich. „Im Koalitionsvertrag der Stadt Frankfurt steht zudem, elektronische Musik an insgesamt sieben Standorten fördern zu wollen.“

Das waren noch Zeiten: Auf den Großauheimer Mainwiesen feierten die Techno-Jünger bis 2013.
Das waren noch Zeiten: Auf den Großauheimer Mainwiesen feierten die Techno-Jünger bis 2013. © Privat

Rückkehr des Technofestivals Love Family Park nach Hanau ist möglich

Wäre eine Rückkehr nach Hanau eine Möglichkeit? Schließlich steht sogar im Hanauer Koalitionsvertrag „Der Love Family Park soll wieder in Hanau stattfinden“ – unterzeichnet von SPD, CDU und FDP. Die Koalition zumindest würde sich über eine Rückkehr an den angestammten Ort auf den Großauheimer Mainwiesen freuen.

Und Steffen Charles? „Wir haben den Kontakt nach Hanau stets gehalten“, sagt er. „.Die Zusammenarbeit mit allen Behörden in Hanau und deren Support war stets top. Gab es Probleme, hat man gemeinschaftlich eine Lösung gefunden. Aber stand jetzt, wollen wir für dieses Jahr in Frankfurt bleiben“, so der Geschäftsführer von Cosmopop. Er hofft nun auf „realistische Alternativvorschläge vom Ordnungsamt.“ Oder doch noch auf eine Ausnahmeregelung.

„Es ist nicht ganz einfach. Aber was ist heutzutage schon einfach.“ Anfang kommender Woche soll es zu einer Entscheidung kommen. (Kerstin Biehl)

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