Verhindert Hamster das Baugebiet?

Mittelbuchen - Das Baugebiet Mittelbuchen Nordwest stößt trotz einiger Zugeständnisse des Bauträgers weiter auf große Skepsis. Das wurde am Dienstagabend bei einer zweiten Bürgerversammlung in der Mehrzweckhalle deutlich, zu der mehr als 200 Bürger gekommen waren. Dabei stand zunächst ein possierlicher Nager im Mittelpunkt. Von Dirk Iding
Allein gut eineinhalb Stunden der mehr als dreistündigen Versammlung ging es um den Feldhamster, der auf den zur Bebauung vorgesehenen Feldern am Nordwestrand des Stadtteils eines seiner letzten Rückzugsgebiete in Hessen hat. Um den europaweit streng geschützten Feldhamster steht es nicht gut. Seine Bestände sind auch in Hessen zum Teil dramatisch eingebrochen, wie Experte Manfred Sattler von der AG Feldhamsterschutz erläuterte. Hauptgründe für den Rückgang des Feldhamsters, der früher in rauen Mengen vorkam und als Ernteschädling galt, sind landwirtschaftliche Bewirtung der Felder und die vielen Fressfeinde des Hamsters, dazu zählen freilaufende Hunde und Katzen.
Aus Sicht von Heidi Ohl, die sich intensiv mit der Rechtslage auseinandergesetzt hat, schließe das Vorkommen des streng geschützten Feldhamsters im vorgesehenen Bebauungsgebiet Baumaßnahmen aus. Das wird von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Hanau anders gesehen. Sie geht bislang davon aus, dass es möglich ist, die dortigen Hamster umzusiedeln. Thomas Müller von der Terramag AG, die im Auftrag des Bauträgers, der Hanauer Bien Ries AG, das Baugebiet entwickelt, erinnerte daran, dass auch beim Bauprojekt Kinzigbogen (Mauereidechse) und beim Neubaugebiet New Argonner-Wiese (Kreuzkröte) seltene Tierarten umgesiedelt worden seien. Notfalls, so Stadtentwickler Martin Bieberle, müssten diese Frage die Gerichte klären.
Auch die städtebauliche Gestaltung des Neubaugebiets, in dem auf 33.000 Quadratmetern mehr als 120 Wohneinheiten in Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern sowie Mehrfamilienhäusern entstehen sollen, die Wohnraum für gut 400 Menschen bedeuten würden, stößt bei der Interessengemeinschaft Bauvorhaben Mittelbuchen-Nordwest, die den Protest im Stadtteil organisiert, weiter auf Kritik. Und dies, obschon, wie Rudolf Weber von der IG anerkennend konstatierte, der Bauträger bei der Gestaltung der Häuser „einen Schritt auf uns zugekommen ist“. So wurden mehrere Umplanungen vorgenommen. Wichtigste Änderung: Die der Altbebauung direkt gegenüber liegenden neuen Häuser am Ostrand des Baugebietes werden nur noch zweigeschossig ausgeführt. Außerdem wird ein neuer Haustyp mit Souterrain für Gebäude in besonderer Hanglage angeboten, die dadurch ebenfalls um zwei Meter niedriger ausfallen werden. Zudem werden Häuser „gedreht“, um mögliche Konflikte mit Altbewohnern zu entschärfen.
Für Weber und viele andere Kritiker reicht das nicht aus. Sie fordern ein 3D-Modell und noch ausführlichere Verschattungssimulationen. Weber sieht in dem Neubaugebiet weiterhin einen „Schandfleck für Mittelbuchen“, denn es mache keinen Sinn, ausgerechnet an der höchsten Stelle im Stadtteil die höchsten Häuser zu bauen.
Breiten Raum nahm erneut die verkehrliche Situation rund um das geplante Neubaugebiet ein. Obschon Verkehrsexperten festgestellt hatten, dass es das von manchen im Stadtteil befürchtete Verkehrschaos durch die neuen Mitbürger nicht geben werde, sämtliche Verkehrsknoten im Stadtteil leistungsfähig genug sind und auch die Erschließung über die zum Teil enge Zufahrtsstraße zum geplanten Neubaugebiet den gesetzlichen Vorgaben entspreche, entzündet sich am Thema Verkehr mit die meiste Kritik. Bisher sind aus Mittelbuchen mehr als 200 Einwendungen gegen das Bauvorhaben eingegangen. Gut möglich, dass am Ende die Gerichte über das Bauvorhaben entscheiden müssen.