Weltgrößter Bembel ziert Hanauer Bus

Der pilzförmige Korken auf der Flasche, in der Apfelschaumwein rosé glitzert, gibt sich hartnäckig, den gläsernen Hals zu verlassen. Uwe Berndt, Schriftführer des Vereins Apfelwein-Centrum Hessen (ACH), muss Thomas Schulte, Geschäftsführer der Hanauer Straßenbahn (HSB), beispringen und mit einer Nusszange den widerborstigen Verschluss entfernen, mit dem man gewöhnlich Champagner unter Druck hält.
Hanau - Nun klappt es. Schulte schüttelt die Flasche mit dem Daumen auf der Öffnung noch einige Male kräftig und lässt zur Bustaufe vor dem Gerippten-Museum am Heumarkt den Flascheninhalt unter Applaus einiger Zuschauer auf das Busheck spritzen. Der feuchte Festakt galt jedoch nicht dem Fahrzeug selbst, vielmehr der großflächigen Werbung für das Museum, die von der HSB gesponsert wird.
Eine Abbildung des größten Bembels der Welt auf dem Omnibusheck macht nun Reklame für ein wohl in Hessen einzigartiges Museum. Womöglich handelt es sich sogar um das einzige Apfelweinmuseum der Welt. Das mannshohe Steingutbehältnis, das einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde erhalten hat, steht natürlich im Museum – mit dem entsprechenden Gerippten, das immerhin 80 Liter fassen soll und somit für den größten Durst reicht.
Mit dem Museum kam man Frankfurt zuvor, das sich gern als Äppelwoi-Hochburg feiern lässt. Der dort ansässige Trägerverein Deutsches Apfelweinmuseum bemüht sich seit vielen Jahren bei der Politik um die Realisierung seiner Pläne.
Anders in Hanau. 2018 beschlossen die Stadtverordneten der Stadt einstimmig die Förderung des Apfelwein-Museums mit Geld und Bürgschaft.
Im April vergangenen Jahres wurde das Museum eröffnet. Zum Vorsitzenden des Trägervereins wurde der in Sachen Apfelwein und Genuss umtriebige Kelterer Jörg Stier aus Maintal-Bischofsheim gekürt. In dem Museum geht es um die Darstellung und den Erhalt der Apfelweinkultur, somit nicht allein um das „Stöffche“ an sich, sondern vor allem um die Dinge drumherum: etwa das Glas, dessen Schliff ihm den Namen „Geripptes“ gab.
Aber nicht nur dazu kann das Museum eine große Sammlung vorweisen, auch bei den Deckeln dazu – über die die einen sagen, er schütze vor hineinfallende Fliegen, die anderen behaupten, er verhindere, dass der Sitznachbar in einem unbeobachteten Moment hineinspucken kann.
Wie dem auch sei, die Deckel, zumeist aus Holz und oft kunstvoll verziert, standen jedoch auf jeden Fall für Zugehörigkeit zu Vereinen und für das Image. Denn wer was hermachen wollte, verschloss sein Geripptes mit einer kostbar aussehenden Holzscheibe gegen alles, was von oben kam.
Weitere Infos: Das Gerippte-Museum am Heumarkt 6 in Hanau (Eingang durch den Main-Genuss-Laden) öffnet dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos gibt es online unter: geripptes- museum.de oder apfelwein-centrum-hessen.de.