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„Wer zu uns kommt, braucht Zeit“: Der Weltladen in Hanau besteht seit 15 Jahren

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Der Hanauer Weltladen ist einer von 800 in ganz Deutschland.
Eine von rund 20 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern im Hanauer Weltladen ist Daniela Rock. Der Weltladen ist einer von 800 in ganz Deutschland. © MICHAEL PROCHNOW

Bananen aus Ecuador, Ledertaschen aus Indien, Filzpantoffeln aus Nepal, handgemachter Schmuck aus Südamerika, Kaffee, vertrieben in der Brüder-Grimm-Stadt, und Verkäuferinnen, die ehrenamtlich arbeiten - wo gibt’s denn so was? Die Adresse liegt gerade einen Steinwurf vom Neustädter Rathaus entfernt an der Lindenstraße. Dort feiert der Weltladen seinen 15. Geburtstag.

Hanau - „Manche kommen ganz spontan, weil sie die hölzerne Tänzerin aus Burkina Faso im Schaufenster angelacht hat“, berichtet Maria Hoffmann. Sie ist eine von rund 20 freiwilligen Helferinnen und Helfern im Weltladen, die das Geschäft in Vier-Stunden-Schichten führen. Am besten gehen nach wie vor Kaffee und Schokolade, die wie alle Produkte in dem hellen Verkaufsraum fair gehandelt werden. Das Fairtrade-Konzept wurde in den 1970er Jahren durch den Holländer Frans van der Hoff bekannt.

Dabei geht es um Nachhaltigkeit, um eine umweltfreundliche Produktion von der Anpflanzung bis zur Ernte und Verarbeitung. Die Betriebe in Afrika und Lateinamerika müssen alle Angestellten angemessen bezahlen, sodass sie von ihrer Arbeit leben und auch ihre Familien versorgen können. Dafür kostet die Ware im Weltladen oft ein paar Cent mehr als im Supermarkt.

Viele der Filialisten haben inzwischen eine überschaubare Auswahl zertifizierter Lebensmittel in den Regalen, in der Lindenstraße gibt es aber auch Kunsthandwerk, verweist Sprecherin Hoffmann auf die originellen Deko- und Geschenkideen.

„Wer zu uns kommt, braucht Zeit“, sagt sie. Um sich umzuschauen, zu informieren oder einen Plausch bei Kaffee zu halten. So ist das vor allem in der Vorweihnachtszeit. „Wir haben freilich unsere Stammkunden“, erklärt Hoffmann, aber der Laden würde seine Auswahl auch gerne in weiteren Kirchengemeinden und Firmen-Kantinen feilbieten. Dabei werben die Aktiven mit der hohen Qualität der Produktpalette fast ohne Chemie.

Am 28. April 2008 eröffnete die Gruppe 50 Quadratmeter Verkaufsfläche. Auf weiteren 45 Quadratmetern sind Lager, Küche und Sozialräume vereint. Die drei bereits laufenden Läden in Gelnhausen, Hailer und Großauheim hoben die Filiale aus der Taufe. Republikweit sind rund 800 Verkaufsstellen gemeldet, informiert Rudi Pfeifer, etwa die Hälfte ist dem Dachverband der Weltläden in Mainz angeschlossen. Pfeifer führt Banafair, der einzige Importeur seiner Art in Hessen.

Die Geschichte des gerechten Handels in Hanau führt zurück vor die Jahrtausendwende. Bis in die 90er betrieben mehrere Kirchen ein Geschäft am Freiheitsplatz, erinnert sich Ingo Jacobsen. „Ohne uns könnte sich die Kommune nicht mit dem Titel Fair-Trade-Stadt schmücken“, betont der Helfer. Die Auszeichnung setze neben der angemessenen Bezahlung voraus, dass Lieferketten nachvollziehbar sind. „Unser Kaffee kommt mit Segelschiffen“, nennt Jacobsen ein Beispiel, „wir haben keine Ware, die mit dem Flugzeug transportiert wird“. Natürlich spüren auch die Weltläden die Störungen bei den Lieferketten, erläutert Pfeifer. Auch die Corona-Einschränkungen haben ihre Spuren hinterlassen, monatelang musste der Betrieb geschlossen bleiben, auch weil viele Aktive als Ruheständler der Risikogruppe angehören. Aber „die Branche verzeichnet Wachstumsraten“, informiert der Unternehmer.

Jetzt stehe das Team auch bereit, interessierten Gruppen und Schulklassen den Weltladen vorzustellen.

Weitere Informationen: Der Weltladen an der Lindenstraße ist montags, dienstags und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet, mittwochs, donnerstags und freitags von 10 bis 18 Uhr z 06181 507 23 14, Infos im Internet unter weltladen-hanau.de

Von Michael Prochnow

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