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Wisente aus Hanau in Transsilvanien ausgewildert

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Von: Christian Spindler

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Wisente sind die größten Landtiere Europas. Auch im Klein-Auheimer Wildpark gibt es eine Herde. Zwei der Tiere wurde im Rahmen eines internationalen Projekts in Rumänien ausgewildert. ARCHiV
Wisente sind die größten Landtiere Europas. Auch im Klein-Auheimer Wildpark gibt es eine Herde. Zwei der Tiere wurde im Rahmen eines internationalen Projekts in Rumänien ausgewildert. ARCHiV © Holger Hackendahl

Es war eine lange Reise für Favre und Fadel. Eine Reise in die Freiheit gewissermaßen. Rund 1500 Kilometer weit. Favre und Fadel haben sie gut überstanden. Die beiden Wisentbullen aus dem Klein-Auheimer Wildpark Alte Fasanerie wurden unlängst in einem Tiertransporter auf die lange Fahrt in die rumänischen Karpaten geschickt.

Hanau - Die aufwendige Umsiedlung der beiden eineinhalb und zweieinhalb Jahre alten Stiere ist Teil eines Auswilderungsprojekts im rumänischen Transsilvanien. Insgesamt 23 Wisente aus ganz Europa wurden in die Tarcu-Berge und ins Poiana-Rusca-Gebiet gebracht.

Die Zotteltiere aus neun verschiedenen Gehegen in Deutschland und Italien bedeuten „Zuwachs für Draculas wilde Rinderherde“, schreibt der World Wildlife Fund for Nature (WWF) über sein Projekt, an dem auch der Klein-Auheimer Wildpark beteiligt ist – eine Anspielung auf Draculas Heimat Transsilvanien.

Der 1500-Kilometer-Transport der Bullen Favre und Fadel habe „wunderbar funktioniert“, freut sich Dr. Marion Ebel, Biologin im Klein-Auheimer Wildpark.

Die Alte Fasanerie hat sich in der vergangenen Jahren mehrfach an Wisent-Auswilderungsprojekten beteiligt.

Fast immer lief alles glatt. Zuletzt hat allerdings eine Wisent-Kuh, die nach Aserbeidschan gebracht werden sollte, „die Narkotisierung nicht überlebt“, berichtet Marion Ebel.

Nach dem Auszug der beiden jungen Wisent-Bullen hat die Klein-Auheimer Herde momentan noch neun Tiere. „Das sind immer noch zu viele“, erläutert Ebel. Darum soll die Herde weiter dezimiert werden. Ideal seien im Wildpark „ein Stier und vier Kühe“.

Wisente: Zottelige Schwergewichte waren fast ausgestorben

Wisente sind die größten Landsäugetiere Europas. Große Bullen wiegen bis zu 1000 Kilogramm. Die Kühe sind kleiner und leichter, geben aber in den zehn- bis zwölfköpfigen Herden gewissermaßen den Ton an. Früher waren die Wisente in ganz Europa verbreitet. Durch exzessive Jagd und Abholzung von Wäldern erfuhren die Bestände aber einen dramatischen Niedergang. Nach dem Ersten Weltkrieg galten Wisente als fast ausgestorben. Um sie zu retten, wurde in Frankfurt die Internationale Gesellschaft zum Schutz des europäischen Wisents gegründet. Mittlerweile soll der Wisent-Bestand auf mehrere Tausend Exemplare gewachsen sein. Frei lebende Herden gibt es außer in Rumänien in Polen, in Litauen, Weißrussland, Russland, Ukraine, Kirgisien. Der europäische Bison sei zwar nicht mehr akut vom Aussterben bedroht, trotzdem könne der Erhalt der Art nicht als gesichert gelten, so der WWF. Deutschlands einzige frei lebenden Wisent-Herden gibt es seit 2013 im Rothaargebirge in Nordrhein-Westfalen. Auch aus dem Klein-Auheimer Wildpark wurden zwei Wisente im Rothaargebirge ausgewildert. Laut Dr. Marion Ebel leben sie aber nicht mehr. Medienberichten zufolge ist nach Konflikten mit Waldbesitzern außerdem ungewiss, ob das Wisent-Projekt am Rothaarsteig überhaupt weitergeführt werden kann. cs.

Vor allem auf das Zusammenleben der Stiere muss das Wildpark-Team ein Auge haben. Es funktioniert nämlich nur eine Zeit lang reibungslos. Wenn die Jungstiere ein gewisses Alter erreicht haben, kann ihr Konkurrenz-Kampf mit dem angestammten Bullen heftig und mitunter sogar blutig werden. In der Vergangenheit ist dabei im Wildpark sogar ein Stier zu Tode gekommen.

Möglichst bis Ende des Jahres sollen für die jungen Bullen, die laut Ebel schwerer zu vermitteln sind als Wisent-Kühe, neue Plätze gefunden sein, hofft die Biologin.

Dann kann Wisent-Bulle Hektober konkurrenzlos als Deck-Stier seines Amtes walten. „Etwa fünf Jahre“, so meint die Wildpark-Biologin, wird er voraussichtlich noch Herden-Chef sein. Dann wird wohl eine neue Nummer 1 in der Klein-Auheimer Herde für den Nachwuchs sorgen.

(Von Christian Spindler)

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