Rangordnung beim Heulen

Klein-Auheim - Die „11. Klein-Auheimer Wolfsheulnacht“ im Wildpark „Alte Fasanerie“ Klein-Auheim lockte am Samstag tausende Besucher aus Hanau und der Region in den 107 Hektar großen Tierpark. Und diesmal gab es den Gesang der Wölfe sogar im Doppelpack. Von Dieter Kögel
Zum ersten Mal um 15 Uhr, dann noch einmal um 19 Uhr - um den bislang immer sehr großen Besucherandrang „etwas zu entzerren“, wie Forstamtsleiter Christian Schaefer bei der Begrüßung der vielen Gäste auf der Festwiese sagte.
Die Besucher wurden nicht enttäuscht. Bereits am Nachmittag stimmten die sechs Polarwölfe auf dem Hügel in ihrem Gehege ein recht dauerhaftes und vielgestaltiges Konzert an, zu dem Wildbiologin Dr. Marion Ebel ihre Schützlinge animierte.
Bilder von der Wolfsheulnacht in Hanau
Die sechs Wölfe konnten es kaum abwarten. Schon eine halbe Stunde vor dem anberaumten Konzert hatte die „Wolfsmutter“ den Hügel nahe am Zaun bestiegen: Schmusestunde war angesagt und die Wölfe genossen die Streicheleinheiten ganz offensichtlich, konnten kaum genug kriegen. Und plötzlich legten sie die Köpfe nach hinten und heulten gen Himmel. Dr. Ebel lachend zum Publikum, das bereits lange vor Konzertbeginn das Gehege umlagerte: „Manchmal genügt es schon, wenn man einfach nur hier sitzt.“
Die Gäste nahmen die Stimmprobe erfreut an: Kameras klickten, Handys bannten auch noch den Originalton und Ferngläser brachten die Beobachter direkt ans Geschehen auf dem Hügel.

Als Dr. Ebel dann aber das offizielle Wolfsheulen anstimmte, waren es die jüngeren der Wölfe, zu erkennen am etwas dunkleren Fell, die ungeduldig einstimmten. Dies allerdings erregte den Zorn der alt eingesessenen Ayla, die sich das Recht auf den ersten Ton ausbittet. Ein Konzert also, dass durch zähnefletschende Kabbeleien gestört wurde, weil die Rangordnung nicht eingehalten wurde. Das müssen die jüngeren Wölfe lernen, die noch außerhalb der Rangordnung stehen. Aber, da ist sich die Wildbiologin sicher, „die Jungen werden noch lernen, wann es besser ist, einfach die Schnauze zu halten.“
Eine halbe Stunde später klappte es beim zweiten Versuch viel besser. Wie Sirenen erhob sich das Geheul der Polarwölfe über die Baumwipfel und schallte schaurig-schön über die Gehege des Wildparks. Gänsehaut pur bei vielen der mittlerweile unüberschaubaren Zuschauer rund um den Zaun - und die Assoziation vom „bösen Wolf“ tauchte unweigerlich auf. Vollkommen zu unrecht, wie Dr. Marion Ebel versicherte. Der Wolf falle keine Menschen an. Er suche bei einem Zusammentreffen eher das Weite.
Kein Grund zur Besorgnis
Kein Grund also zur Besorgnis, wenn man tatsächlich einmal einem Wolf gegenüber stehe. Und das ist nicht so unwahrscheinlich. Denn seit dem Fall der Mauer breiten sich die Wölfe auch wieder in Richtung Westen aus. Rund 80 Tiere in sechs Rudeln seien gesichert registriert, ein überfahrener Wolf bei Gießen mache deutlich, wie weit die Population mittlerweile in die alten Bundesländer vorgedrungen sei.

Außerdem ist der Wolf ja schließlich der Vorfahre des besten Freundes des Menschen. Und wie besonders geschulte Hunde sogar zu Lebensrettern werden können, war wenig später auf der Festwiese zu sehen. Die Rettungshundestaffel Main-Kinzig zeigte dort Übungen, mit denen die Tiere auf den Ernstfall vorbereitet werden. Bei der Suche nach Verschollenen gehen die Hunde selbst über die wackeligsten Hindernisse, durchqueren Tunnel, bewegen sich sicher auf unsicherem Untergrund. Und den Rettungshunden macht die Arbeit offensichtlich ebenso viel Spaß wie den vierbeinigen Kollegen von der Sportfraktion. Die „Lucky Dogs School“ trug zum Programm unterhaltsame Szenen unter anderem aus den Bereichen „Dog Dancing“ oder Frisbee spielen mit dem Vierbeiner bei. Und nebenan zogen die Schlittenhunde einen „Schlitten“ auf Rädern ums Karree. Während es den Huskies nicht kalt genug sein kann, wurde es für die Besucher dann doch etwas kühl. Zum Aufwärmen gab es aber Glühwein oder Kinderpunsch. Und auch Wildbratwurst und deftige Suppe hatten die Organisatoren vorbereitet.