60 Jahre Waldjugend: Verein feiert Geburtstag nach und erinnert sich an die Anfänge zurück

Im zweiten Anlauf hat die Heusenstammer Waldjugend nun ihren Geburtstag gefeiert. Vergangenes Jahr musste er coronabedingt ausfallen.
Heusenstamm – Das waren noch Zeiten! Als sie in Zinkwannen auf Bollerwagen die fettesten Karpfen vom Schloss- in den Forstweiher chauffierten. Von den großen Tieren passten nur zwei bis drei in einen Bottich, „wir waren also tagelang beschäftigt“, erinnert sich Dietmar Tinat, Jugendleiter der Deutschen Waldjugend (DWJ), als wäre es gestern gewesen. Er ist vom ersten Tag an dabei und hat am vergangenen Samstag mit einem zweiten Anlauf zum Feiern an der Grillhütte eingeladen: Vor 60 plus einem Jahr haben sie in der Schlossstadt eine Ortsgruppe der DWJ ins Leben gerufen.
Viele Ehemalige und ein halbes Dutzend Kinder der aktuellen Gruppe sind zu dem Fest gekommen. Auch Eltern und Helfer aus der Fahrradwerkstatt der Flüchtlingshilfe sind mit dabei. Sie unterstützen die jungen Naturschützer regelmäßig. Für das Jahr 2021 war bereits ein Zelt bestellt und eine Clownin gebucht, berichtet Tinat, doch aufgrund der Corona-Regeln von Stadt und Kreis musste der Termin abgesagt werden.
Fast 50 Waldläuferinnen und -läufer, wie die Mitglieder der DWJ genannt werden, zählt die Jubel-Gemeinschaft. Sie haben sich dem Naturschutz und der Landschaftspflege verpflichtet. Alle drei Jahre wird die Horstleitung neu gewählt, doch oft springt Tinat ein, wenn die Jugendlichen die Führung wegen ihrer Ausbildung aufgeben müssen.
Verein setzt 10.000 Schlehen und Weißdornhecken
Lebhaft erinnert er sich noch an die Anfänge. Begonnen hatte alles an der „Heusenstammer Riviera“, wo Waldemar Schläfer von der Vogelschutzgruppe gegen Schwimmer und Motocross-Fahrer kämpfte. Tinat hatte damals ein Schlauchboot gefunden, darin fuhren sie als „Küstenschützer“ Patrouille um die Halbinsel, um zu kontrollieren, dass sich niemand verbotenerweise auf dem Eiland aufhält.
Die bislang größte Aktion lief zum 30. Geburtstag der Waldjugend. Nach den Stürmen Anfang der Neunzigerjahre sammelte Hortleiter Helmut Siegel in Bevölkerung und Unternehmen Spenden in Höhe von 40 000 D-Mark. Damit setzten rund 1000 Bürgerinnen und Bürger an einem Tag mehr als 10 000 Schlehen und Weißdornhecken zu Feldholzinseln am Patershäuser Feld, um Bodenerosion und am Waldrand, um Windbruch zu vermeiden. Feuerwehrleute wässerten das Grün.
Waldjugend ruft gemeinsam mit anderen Initiatoren den Frühjahrsputz ins Leben
Weitere Pflanzen verteilte ein Team auf dem Rembrücker Lärmschutzwall, doch von diesen Sträuchern fehlten bereits am nächsten Tag einige, erzählt Jugendleiter Tinat. Dann blickt er zurück auf die Zeit, bevor das Rathaus in die Schönbornschen Mauern einzog. Wo heute der Anbau steht, pflegten sie verletzte Jungvögel, Krähen, Elstern und Eichelhäher. Der damalige aufwendige Fischtransport erfolgte übrigens, weil das Wasser aus den Weihern am Schloss abgepumpt wurde, um sie zu reinigen.
Mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) riefen der Nachwuchs und die Stadt vor rund 40 Jahren den Frühjahrsputz ins Leben: Vereine und Privatpersonen reinigen dabei öffentliche Flächen von gedankenlos hinterlassenem Müll. Zudem organisierte die DJW vor 50 Jahren mit anderen Organisationen und der Adolf-Reichwein-Schule eine der ersten Jugendwaldspiele, eine Fußgänger-Rallye, auf der die Sechstklässler der Förderstufe in Gruppen Stationen anlaufen und Aufgaben lösen. Seit fast 30 Jahren ist auch das gleichnamige Gymnasium dabei.
Zu den alljährlichen Aktivitäten zählt auch die Reinigung von Nistkästen im Forst südlich des Sommerfelds. Und das war im Gegensatz zum Feiern auch während der Pandemie möglich. m
Infos
Die Waldjugend trifft sich in der Sommerzeit montags um 17 Uhr, ab November um 16 Uhr im Bauwagen an der Alten Schlossmauer, der Zugang ist an der Einfahrt zum Parkplatz am Bannturm, Dietmar Tinat ist unter z 0173 9473611 erreichbar