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Tafel Heusenstamm: Bedarf wächst

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Von: Joshua Bär

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Die Ausgabestelle der Offenbacher Tafel am Campus ist schon kurz nach Öffnung gut besucht.
Die Ausgabestelle der Offenbacher Tafel am Campus ist schon kurz nach Öffnung gut besucht. © Bär

In dicken Winterjacken stehen die Männer und Frauen vor den beiden geöffneten Fenstern und warten auf ihre Ware. Dahinter packen die Ehrenamtlichen fleißig frisches Obst, Gemüse oder Milchprodukte in die mitgebrachten Tüten. Schon am Vormittag ist die Ausgabestelle der Offenbacher Tafel in Heusenstamm gut besucht.

Heusenstamm – „Jetzt, wo es kalt wird, kommen wieder mehr Menschen zu uns“, berichtet Christine Sparr, Geschäftsführerin der Tafel Offenbach. Rund ein Dutzend Bedürftige hat sich an diesem Dienstagmorgen auf den Weg zum Gebäude J am Campus Heusenstamm gemacht. Während die einen mit gefüllten Tüten den Heimweg antreten, stellen sich die nächsten bereits an. Etwa 60 bis 70 Prozent der Bedürftigen kämen regelmäßig, sagt Sparr, doch auch Neuankömmlinge begrüße sie fast jedes Mal, wenn die Ausgabestelle von 9.30 Uhr bis 13 Uhr öffne.

„Wir haben heute Morgen wieder zwei neue Menschen bei uns registriert.“ Kaum spricht Sparr die Worte aus, meldet sich eine Ukrainerin bei ihr. In einer Mischung aus gebrochenem Deutsch und Englisch sagt sie, dass sie zum ersten Mal hier sei und sich anmelden möchte. Sparr verweist die Frau mittleren Alters an Philipp Türmer, den Leiter der Ausgabestelle in Heusenstamm. Fünf Minuten später händigt er der Frau einen Ausweis aus, nun kann sie sich in die Schlange einreihen.

„Die meisten Menschen wollen frisches Obst oder Gemüse, aber auch Milchprodukte sind begehrt“, berichtet Türmer und zeigt auf die Kisten auf den Tischen und an den Wänden in Innenraum. Das Lager ist gut gefüllt, sogar Adventskalender und Tiernahrung können die Helferinnen und Helfer verteilen.

Doch warum dürfen die Bedürftigen nicht rein, sondern müssen in der Kälte warten? Sparr klärt auf: „Die Ausgabe erfolgt bei all unseren Standorten im Außenbereich, damit wir niemanden ausschließen müssen, zum Beispiel Menschen, die nicht gegen Corona geimpft sind.“ Das sei aber nicht bei allen Tafeln so geregelt. Daher kämen auch Menschen aus anderen Kommunen hierher.

Katja und Ingrid (Namen von der Redaktion geändert) haben an diesem Tag unter anderem Brot und Salat bekommen. Beide Frauen gehen regelmäßig an den Campus. „Meine Rente reicht einfach nicht aus und bei den immer weiter steigenden Preisen wird es noch schwieriger, über die Runden zu kommen“, sagt Ingrid. Freundin Katja, die mit einer Erwerbsminderungsrente auskommen muss, ist ebenfalls froh über die Ausgabestelle: „Die Menschen hier sind sehr freundlich zu uns.“ Zudem sei es einfacher, hier Lebensmittel zu bekommen, da nicht nach Nummern verteilt werde, sondern nur zu bestimmten Zeiten geöffnet sei, meint sie.

Auch Thorsten und Katrin sind an diesem Dienstagmorgen zur Ausgabestelle gekommen. Der 49-Jährige musste seinen Beruf bei einer Holz- und Bautenschutzfirma wegen gesundheitlicher Probleme aufgeben, lebt nun von Grundsicherung. Seine Frau führte bis zur Corona-Pandemie einen eigenen Friseursalon, musste diesen allerdings schließen. Seitdem sind die beiden auch auf die Lebensmittel der Tafel angewiesen. „Wir sind sehr froh, dass es diese Möglichkeit für uns gibt“, sagt Katrin. Und sie sind nicht die einzigen, die sich über die über die Tafel freuen. „Als wir auf Facebook geschrieben haben, dass es hier einen Standort gibt, war die Resonanz riesig.“

Das merken auch Sparr und Türmer. Derzeit kommen vor allem vermehrt Familien an die Jahnstraße, sagt Sparr. Das habe natürlich auch etwas mit dem Winter zu tun. Sparr: „Im Januar steigen die Preise für das Heizen weiter an, das spüren die Menschen.“ Die Tafel benötigt daher mehr Ware. Die ist aber nicht mehr so leicht zu besorgen, wie Türmer berichtet: „Viele Supermärkte bestellen ihre Ware effizienter. Das heißt für uns, dass weniger übrig bleibt.“

Die Tafeln sind daher verstärkt auf persönliche Spenden angewiesen. „Das können Lebensmittelspenden oder auch Geldspenden sein“, erläutert Türmer. Spendenquittungen könne die Tafel jederzeit ausstellen. Wer Lebensmittel vorbeibringen möchte, kann dies immer dienstags ab 8 Uhr tun. Sie können direkt an der Ausgabestelle am Gebäude J auf dem Campus Heusenstamm, Jahnstraße 64, abgegeben werden. Türmer: „Am meisten freuen wir uns über haltbare Lebensmittel wie Nudeln, aber auch Milchprodukte und am Tag selbst gekaufte, frische Waren nehmen wir gern entgegen.“ (Joshua Bär)

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