30 Fundräder finden bei städtischer Versteigerung einen neuen Besitzer

„Zwei Euro? – Ein Euro?“ Sven Homma blickt ratlos in die Runde, den Holzhammer angehoben. „50 Cent?“ Eigentlich macht das Polizei-Fahrzeug einen manierlichen Eindruck, blau-silber, stabiler Gepäckträger, Stützräder und Klingel. „Weiter runter geh’ ich nicht“, stellt der Ordnungsamtschef klar, aber auch diese Drohung verfehlt ihre Wirkung:
Heusenstamm – Niemand möchte das kleine Rädchen mit dem Respekt einflößenden Schriftzug haben. Dafür finden 30 andere der insgesamt 40 Zweiräder bei der städtischen Versteigerung von Fundsachen neue Besitzer.
Ein Damenrad der Marke Victoria bringt es immerhin auf 20 Euro, das Kreidler-Modell mit einem praktischen Einkaufskorb überm Hinterrad wird Homma weder für sechs noch für vier und auch nicht für zwei Euro los. Die rund 50 Gäste der Auktion im Hof des städtischen Anwesens zwischen Schloss und Kita Wiesenbornweg haben die aufgereihten Drahtesel mit der Registrierungsnummer dran vor dem Start genau inspiziert.
Eine Nummer musste sich auch jeder Bieter am Kassentisch abholen. Immerhin zwei Euro spült der Kinderroller in die Stadtkasse, dann kommt der Knaller: Eine Handvoll Teilnehmer treibt den Preis für ein orangefarbenes Mountainbike in Fünfer-Schritten in die Höhe.
Der Mann mit dem Hammer ist bemüht, dass er keinen erhobenen Nummernzettel übersieht. Die Interessierten haben sich am wärmsten Tag dieses Augusts in den Schatten der Hauswände zurückgezogen. Die Summe, die Bieter bereit sind zu zahlen, liegt jetzt bei 185 Euro. Homma schaut ungläubig in die Menge, „zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“, und der Hammer klackt sanft auf die runde Platte des weißen Bistrotisches.
„Ein Scott Aspect“, nickt ein kundiger Herr, „das ist ein hochpreisiges Gerät.“ Über Front- oder Rücklicht verfügt der Liebling der Geländefahrer allerdings nicht. Das gilt auch für ein Rennrad, das immerhin noch 97 Euro einbringt. Bei einem Drahtesel mit Hornlenker wackelt der Lenker, das Hinterrad ist platt, Elke Hild und Nadine Delrieux nehmen dennoch 75 Euro dafür ein. Gerade mal drei Euro ist Roller III wert, dessen Felgen in grasgrüner Lackierung auffallen.
Die Mitarbeiterinnen wundern sich, dass Schlüssel und Brillen nicht abgeholt werden. Dabei können sie über einen Link auf der Internetseite bundesweit gesucht werden. Abgegebene Schmuckstücke müssen erst geschätzt werden, dann sollen sie 2022 auf einer eigenen Veranstaltung angeboten werden. Der Kassensturz erbringt 810 Euro, 2019 waren es 540 Euro, informieren die Damen. (m)