Heusenstamms Bürgermeister Steffen Ball ist seit hundert Tagen im Amt

Vor genau 102 Tagen hat Steffen Ball (CDU) sein Amt als Bürgermeister der Stadt Heusenstamm angetreten, nachdem er die Direktwahl Anfang Juli gegen seinen Vorgänger Halil Öztas (SPD) mit 59,5 Prozent der Stimmen gewonnen hatte.
Heusenstamm – Nun beantwortet der neue Verwaltungschef Fragen zu den ersten drei Monaten mit dieser Aufgabe:
Herr Ball, Sie sind nun seit hundert Tagen im Amt des Bürgermeisters. Haben sich Ihre persönlichen Erwartungen an das Amt und die Aufgabe erfüllt?
Erwartungen an das Amt? Ich sehe mich als ersten Diener der Stadt, als Dienstleister für die Bürgerinnen und Bürger. Insofern ist Dienen und Leisten die Kernaufgabe. Und ja, die Aufgabe ist spannend und herausfordernd. Ich gehe morgens gerne ins Rathaus.
Wie sind Sie von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgenommen worden, wie läuft die Zusammenarbeit?
Ich bin sehr dankbar dafür, wie sich die Zusammenarbeit in den ersten Monaten gestaltet, denn ich habe sehr viel Unterstützung erfahren. Und ich bin beeindruckt, wie die Kolleginnen und Kollegen im Rathaus und allen Außenstellen, von Bauhof über Betreuungseinrichtungen bis Schwimmbad und Martinsee, die aktuellen Herausforderungen annehmen und Veränderungswillen und -bereitschaft dokumentieren.
Seit Januar hat sich schon viel ereignet in der Schlossstadt. Was war in diesen mehr als drei Monaten die bisher größte Herausforderung für Sie?
Sicherlich die Aufgaben rund um die sehr kurzfristige Organisation von Betreuung und Unterbringung von Kriegsflüchtlingen. Unser Ziel ist, dass Heusenstamm ein sicherer Hafen ist für Menschen aus der Ukraine und für alle, die vor Krieg und Elend flüchten.
Worüber haben Sie sich besonders geärgert?
Dass die Überdachung am Bannturm durchgefault war und die Gefahr bestand, dass kurz vor dem Beginn der Sommersaison eine der schönsten Kulturspielstätten im weiten Umkreis nicht mehr bespielt werden könnte. Zum Glück konnten wir sehr schnell eine Zeltlösung finden.
Und worüber haben Sie sich am meisten gefreut?
Schon seit meiner Wahl habe ich mich dafür engagiert, dass aus der Problemimmobilie Campus ein lebendiges Quartier wird. Insofern habe ich mich sehr gefreut, dass der Caritasverband Offenbach einen langfristigen Mietvertrag abgeschlossen hat und wir die Infrastruktur für Ältere in Heusenstamm signifikant verbessern können – vorbehaltlich einer Zustimmung des Stadtparlaments zum neuen Bebauungsplan. Die intensive Diskussion im Parlament hat die Pläne besser gemacht.
Die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an Sie sind hoch. Im Wahlkampf haben Sie den Menschen doch eine ganze Reihe von Zusagen gemacht, zum Beispiel ein neues Verkehrskonzept für die Frankfurter Straße. An welchen Stellen hat die Realität Sie inzwischen eingeholt?
Ich bewege mich jeden Tag in der Realität. Selbstverständlich möchte ich auf Basis einer politischen Mehrheit Ziele durchsetzen – und das wird auch gelingen. Und konkret zum Thema Verkehrskonzept: Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen im Bauamt sind wir das Thema schon angegangen.
Und welche Ihrer Pläne können Sie tatsächlich relativ schnell und unproblematisch verwirklichen?
Wir konnten beispielsweise sehr schnell neue Akquise-Ideen für Erzieherinnen und Erzieher umsetzen, ein Bistrokonzept für das Schwimmbad fertigstellen, endlich eine Corona-Teststation für Rembrücken eröffnen – vor allem aber gemeinschaftlich mit Kämmerer, Politik und Verwaltung den Haushalt für dieses Jahr erstellen. An dieser Stelle werden wir in diesem Jahr schneller sein müssen, Kämmerer Uwe Michael Hajdu und ich haben gemeinsam mit den Führungskräften schon für diesen Monat eine Planungswoche für den Haushalt 2023 terminiert. Beeindruckt hat mich auch das Engagement vieler Menschen aus unserer Stadt bei den Friedensbekundungen.
Sind neue Projekte dazu gekommen, die sich für Sie erst durch die Einblicke in die Verwaltung der Stadt ergeben haben?
Die völlig intransparente und überfallartige Vorgehensweise der Fluglärmkommission bei der Erweiterung des Anflugverfahrens „Segmented Approach“ hat mich geärgert. In den letzten Wochen war ich in stetem Kontakt mit anderen Kommunen, um weitere Maßnahmen abzustimmen, wie wir uns gegen dieses unsinnige Verfahren wehren können. Die breite Zustimmung zu einer kommunalen Resolution von unserem und vielen anderen Stadtparlamenten kann da nur ein erster Schritt sein.
Wie sieht Ihr Terminkalender aus? Hat der Bürgermeister noch Termine frei? Und wenn ja, haben Sie auch noch ein wenig private Freizeit? Oder sind Sie schon auf Monate ausgebucht?
Na klar sind die Tage voll. Bewusst habe ich Lücken gelassen, wenn Bürgerinnen und Bürger um ein Gespräch bitten. Und ich freue mich auf die Freizeit mit meiner Frau bei den vielen Veranstaltungen im Sommer in Heusenstamm.
Letzte Frage: Macht Ihnen Ihre Aufgabe Spaß? Hat sich Ihr Lebensgefühl verändert?
Heusenstamm ist die Perle des Kreises Offenbach. Ich mag unsere Stadt und ihre Menschen. Ich bin froh und dankbar, für die Stadt und die Bürgerinnen und Bürger arbeiten zu dürfen. Spaß? Ja!(Das Interview führte Claudia Bechthold.)