Schülervertretung des Reichwein-Gymnasiums startet Aktion für Obdachlose

Heusenstamm – „Gemeinsam Bescheren – Ein Weihnachtsprojekt für Jeden“ nennt die Schülervertretung (SV) des Adolf-Reichwein-Gymnasiums (ARG) ein gemeinnützigen Projekt, das sie schon zu Beginn der Weihnachtsferien verwirklicht hat. Ganz bewusst haben die Schülerinnen und Schüler dies erst jetzt öffentlich gemacht, weil sie zunächst Erkenntnisse und Effekte daraus abwarten und diskutieren wollten, schreibt Schulsprecher Henri Ruff.
Es ging bei dem Projekt darum, die Weihnachtsfreude der Schülerinnen und Schüler mit den in den Wintermonaten gefährdetsten Mitgliedern der Gesellschaft zu teilen – mit Menschen ohne Obdach. Dazu trafen sich rund 30 Jugendliche des ARG zu Beginn der Ferien am Mittwoch vor Weihnachten, um mehr als 100 Portionen Essen für obdachlose Menschen zu präparieren und zu verpacken.
Schon vorher hatten Bürgerinnen und Bürger der Städte Heusenstamm und Obertshausen großzügige Hilfe angeboten und die jungen Leute mit Lebensmitteln unterstützt. Auch Bäckereien spendeten auf Anfrage eine Menge übrig gebliebener Backwaren. Unter Beachtung der entsprechenden Hygiene- und Schutzmaßnahmen packten die Freiwilligen Lebensmittelpakete, gefüllt unter anderem mit geschmierten Broten, Obst, Plätzchen, Süßigkeiten und Nudeln. Anschließend fuhr die Gruppe nach Frankfurt, um ihre Pakete dort in der Innenstadt und dem Einzugsgebiet des Hauptbahnhofs zu verteilen.
Henri Ruff schreibt: „Der pädagogische Auftrag unserer Aktion war, die eigenen Privilegien und Positionen in der Gesellschaft zu hinterfragen, sich damit kritisch auseinander zu setzen, und nicht zuletzt unsere Ressourcen solidarisch zu nutzen, um unter anderem Menschen in prekären Lebenslagen zu helfen. Es hatte sich sowohl im Vorfeld als auch im Nachhinein gezeigt, dass das Wissen der Schülerinnen und Schüler über und das Bewusstsein für Bedürftige sehr mangelhaft sind. Ebenso war vielen nicht bewusst, wie wenig Schuld man Betroffenen an ihrer Situation überhaupt zurechnen kann.“ Die Aktion sollte die Freude, die viele zu Weihnachten durch das Beisammensein und die Bescherung erfahren, weitergeben. Besonders zur kalten Jahreszeit sei das Leben auf der Straße gefährlich: „Umso mehr wollten wir etwas dagegen unternehmen.“ Dies sei auch gelungen, resümiert der Schulsprecher. Das Projekt sei reibungslos verlaufen, die Beschenkten hätten dankbar und glücklich reagiert, zum Teil auf eine Weise, die den Teilnehmenden lange im Gedächtnis bleiben werde.
Jetzt, einen Monat nach der Aktion, zieht die Schülervertretung Bilanz: „Es war unser erfolgreichstes Projekt der vergangenen Jahre mit einer überragenden Teilnahmebereitschaft. Für uns ist klar, dass dies keine einmalige Hilfe bleiben darf. Wir können nur einem Bruchteil der Menschen an einem Bruchteil der Tage helfen, dennoch dürfen wir nicht den Eindruck hinterlassen, dass einmalige Unterstützung das Leben von obdachlosen Menschen grundlegend verbessern kann. Auch ist bei solchen Projekten wichtig, die Betroffenen als gleichwertige Menschen wahrzunehmen mit denselben Gefühlen, so auch Scham, wie wir.“
Das Thema, betont Heni Ruff, solle künftig in den Unterricht, etwa bei Projektwochen, integriert werden. (Claudia Bechthold)