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Hartmut von Kienle prägt das Stadtbild wie kein Zweiter

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Von: Lisa Mariella Löw

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Selbst gestalten: Das praktiziert Hartmut von Kienle nicht nur in seinem eigenen Garten, sondern auch in seinem Heimatort Rembrücken, für den er sich seit mehr als 20 Jahren mit Leidenschaft einsetzt.
Selbst gestalten: Das praktiziert Hartmut von Kienle nicht nur in seinem eigenen Garten, sondern auch in seinem Heimatort Rembrücken, für den er sich seit mehr als 20 Jahren mit Leidenschaft einsetzt. © löw

Hartmut von Kienle engagiert sich seit mehr als 20 Jahren im BürgerForum Rembrücken (BFR) prägt das Bild des Heusenstammer Stadtteils wie kein Zweiter

Heusenstamm – Es war im Sommer 2001: Hartmut von Kienle sitzt gemütlich im Bindinggarten und genießt sein Feierabendbier. Am Nebentisch veranstalten die Freien Wähler einen Infoabend. Als sie von den Planungen zur neuen Ampelanlage an der Hauptstraße berichten, horcht der Rembrücker auf. In Gedanken sieht er schon seine Version der Ampel, einen Brunnen am Haus der Begegnung und den teo im kleinen Ortsteil stehen. Wenig später gründet der heute 88-Jährige mit acht anderen Männern das BürgerForum Rembrücken (BFR). Wie kaum ein anderer zeigt der Sprecher des BFR seither, was es heißt, sich für seinen Ort zu engagieren.

Nach der Gründung der Initiative vor nunmehr mehr als 20 Jahren verschafft sich das neunköpfige Team einen Überblick über das Verbesserungspotenzial des Ortes: „Wir haben aufgelistet, was aus unserer Sicht so alles im Argen lag“, sagt Hartmut von Kienle. Von Anfang war es eine Herzensangelegenheit des gebürtigen Karlsruhers, Rembrücken sauber, einladend und gemeinschaftlich zu gestalten.

Eines der wichtigsten Themen damals war die Kläranlage. Sie war jahrelang außer Betrieb, sodass die Abwässer ins Stadtinnere gepumpt wurden. Das Becken der Kläranlage diente nur noch als Pufferbecken: „Im Sommer haben die Restbestände zum Himmel gestunken“, erinnert sich von Kienle. Als Sprachrohr zwischen den Bürgern und der Verwaltung setzte sich der Rembrücker für die Sanierung der Kläranlage ein: „Ich habe ständig Druck bei der Stadt gemacht und die Wahlversprechen der Bürgermeister eingeklagt“, sagt er. Mit Erfolg: Im Laufe der nächsten zwanzig Jahre wird durch seine Beharrlichkeit auch die Alte Schule renoviert, mit Spendengeldern ein großer Brunnen vor dem Haus der Begegnung errichtet und ein Radweg eröffnet. „Landrat Quilling ist mit mehreren Bürgermeistern durch Rembrücken geradelt. Wir haben die Gelegenheit genutzt und ihn damals auf den fehlenden Radweg zwischen Hainhausen und Rembrücken hingewiesen.“

Längst ist Rembrücken für den vierfachen Familienvater mehr als nur ein Wohnort, sondern richtige Heimat geworden. Als er vor fünfzig Jahren ein Haus mit großem Garten in dem Ortsteil bezieht, sucht er einen Rückzugsort für seine Familie. Geschäftlich ist der studierte Chemiker viel auf Reisen, schätzt die gute Anbindung zu Autobahn und Flughafen.

Privat genießt der Naturschützer, der 45 Jahre Mitglied in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald war, „die Freiräume, die wir in unserem eigenen Zuhause haben.“ Gärtnern ist sein Hobby, das ihn von seinem stressigen Alltag abschalten lässt. Denn nicht jedes Projekt, das er mit dem BFR anpackt, gelingt reibungslos: „Ich habe immer viele Ideen, scheitere dann aber auch mal an Vorschriften oder an der Finanzierung.“

So wie beim Weiterbau der Rodgau-Ringstraße an die A 3. Was als Wunsch der Rembrücker begann, um den Durchgangsverkehr einzudämmen, lag bald als Projekt auf dem Schreibtisch des 88-Jährigen: „Ich wusste von Anfang an, dass es sehr schwer – wenn nicht gar unmöglich – sein würde, die Straße so weit auszubauen.“ Trotzdem gibt er vollen Einsatz für das Anliegen der Bürger und sammelt mehr als 500 Unterschriften. Am Ende liegt die Entscheidungsgewalt jedoch außerhalb seiner Hände – und die Stadt Rodgau stimmt gegen die Erweiterung.

Trotz Rückschlägen kämpft er weiter für die Qualität seines Wohnortes. Ohne Auto einkaufen – das ist seit letztem Jahr dank des Einsatzes von Hartmut von Kienle nicht mehr Wunschvorstellung, sondern Realität für alle Rembrücker. „Ich freue mich sehr, dass wir jetzt unser Mehl, Nudeln und Tiefkühlprodukte zu Fuß besorgen können.“ Auf dem Weg zum teo-Supermarkt trifft er seine Freunde, denn auch Geselligkeit ist ihm sehr wichtig. Seit Jahrzehnten tanzt von Kienle im Tanzsportverein, dem heutigen Tanzsportzentrum, das er mitgegründet hat. Bis heute schwingt er seine Hüften bei Standard- und Lateintänzen.

Still sitzen fällt ihm auch mit 88 Jahren noch schwer: „Feiern kann ich immer,“ lacht er. Mit dem BFR organisiert er Feste wie den „Tag der offenen Höfe“ und die „Lange Tafel“. Seine örtlichen Bekanntschaften setzt er mit Leidenschaft für Rembrücken ein. Jahrelang verbringt der Hobbyhistoriker seine freie Zeit mit der Aufarbeitung der Ortsgeschichte: „Drei Jahre lang saß ich im Archiv und habe Bürger befragt.“ Seine Gespräche bündelt er schließlich im über 200-seitigen Buch „Rembrücker Geschichte“.

Für sein ehrenamtliches Engagement wurde er bereits von der Stadt Heusenstamm und vom Land Hessen mit dem Ehrenbrief ausgezeichnet. Müde geworden ist Hartmut von Kienle noch nicht. Vielmehr hat er schon die nächsten Ideen in seinem Kopf: „Die Mühlen der Politik mahlen langsam, aber noch diesen Sommer möchte ich den Jugendtreff am Sportplatz eröffnen.“ (Lisa Mariella Löw)

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