Künstlerverein Heusenstamm eröffnet Sommerausstellung im Haus der Stadtgeschichte

Tiefe „Einschnitte“ erfährt das Haus der Stadtgeschichte. Denn so lautet der Titel der Sommerausstellung des Künstlervereins Heusenstamm, das ein Dutzend Mitglieder sehr kreativ und fantasievoll aufgriff. Die Vernissage garnierte der Vorstand um den Vorsitzenden Wolfgang Franz mit dem Duo Suerte, das die Bilder und Schmuckstücke mit südländischen Rhythmen umspielte.
Heusenstamm – Die passenden Motive schuf Franz auf der kargen spanischen Insel La Gomera. Sonne pur erhellt altes Gemäuer und aufgeschichtete Steine, allein die grünen Blätter der zahlreichen Kaktusstauden bringen Farbe ins Bild. Vorstandsmitglied Doris Bloes entführte die Gäste in die Provence. Betrachtern lässt sie mit den weiten blauen Feldern beinahe schon den intensiven Geruch der Blüten riechen. Dazu öffnet sie Blicke in die verträumten Gassen und auf alte Hausfassaden im Dorf Cotignac.
Einschnitte ganz anderer Technik ritzte Brigitte Fischer in ihren farbigen Grund und schuf so die Umrisse von Körpern. Auf anderen Werken schlitzte sie die Leinwand auf und lässt ein weiteres Muster darunter erkennen. Dieselbe Technik wählte Christel Ruckwied, die Quadrate diagonal aufschnitt. Bei Ludwig Mühlenberg und Elke Römer sind es Einkerbungen in Baumrinde, er blickte durch enge Gassen auf den Seligenstädter Rathausturm.
Den Frankfurter Messeturm versteckte Monika Neeser hinter transparenten Buchstaben. Sie präsentierte und verkaufte neben Panama-Hüten Kristall- und Holzkugelketten aus, Perlenohrhänger mit Silber und Silberblüten Ohrstecker. Margret Mühlenberg lässt Zahlen in einen Erdeinschnitt purzeln, schuf Collagen auf weinrotem Metall und auf einem hölzernen Findling, verschob die Farbstreifen in einer Patchwork-Arbeit.

Auch Klaus Hartung dachte beim Stichwort Einschnitte an eine Felsplatte, er malte rauschende, brechende Wellen mit Aquarellfarben, einen „Abend am Meer“ und einen abstrakten „Tropenwind“ in unwirklichen Farben. Ähnlich wirken die Pfähle im Wasser von Gaudalquivir, die Irene Rekus neben weiteren Felsspalten zeigt.
„Einschnitte: Jeder kennt sie, jeder fürchtet sie“, begann der Vorsitzende Wolfgang Franz und sprach mit einer guten Portion Ironie von „Einschnitte in unsere Ernährungsweise – wenn der Rotwein zu teuer wird“. Oder in die Lebensweise – wenn das Auto kaputt ist, in die Existenz – wenn die Lieblingsfernsehserie abgesetzt wird. Franz bewährte sich auch als Sprachkünstler, beschrieb den „gewaltigen Einschnitt, wenn sie die Bekanntschaft ihres Lebens machen. Und den noch tieferen Einschnitt, wenn diese Bekanntschaft sie wieder verlässt!“
Einschnitte gehören eben zum Leben, „und es gibt nur eine Möglichkeit, damit umzugehen: Freuen Sie sich und genießen Sie die positiven Einschnitte ihres Lebens“, empfahl der Vereinsvorsitzende Wolfgang Franz seinen Zuhörern. (Michael Prochnow)
ÖFFNUNGSZEITEN: Die Ausstellung „Einschnitte“ des Künstlervereins ist im Haus der Stadtgeschichte (Eckgasse 5) noch bis zum 29. Mai zu sehen. Die Öffnungszeiten sind donnerstags und freitags von 16 bis 18 Uhr, samstags ab 14 und sonntags von 11 bis 19 Uhr.