Es fehlen Babybrei und Schlafsäcke

Der Hilfstransport aus der Schlossstadt ins polnische Przemysl soll in der kommenden Woche starten. In der Stadt nahe der Grenze sind tausende Menschen aus der Ukraine gestrandet, meist nur mit dem Nötigsten im Gepäck. Doch noch fehlen viele Dinge, die dringend benötigt werden.
Heusenstamm – Für den Heusenstammer Georg Slusarek, der wie auch seine Frau Elisabeth polnische Wurzeln hat, war es selbstverständlich, Hilfe zu organisieren (wir berichteten). Und die Spedition Duwensee hat sofort zugesagt, den Transport der Güter nach Polen zu übernehmen. Doch noch fehlen einige Artikel, die zu den Geflüchteten aus der Ukraine gebracht werden sollen.
Schlafsäcke, Decken, Babynahrung und Wurstkonserven werden noch benötigt, sagt Georg Slusarek. Bei der Babynahrung sei vor allem Obstbrei in Gläsern geeignet, bei den Wurstkonserven zum Beispiel Presskopf oder Leberwurst in Dosen.
Nur noch heute von 10 bis 12 Uhr können solche Sachspenden noch am eigens dafür genutzten Lager im Seligenstädter Grund 3 abgegeben werden.
„Je mehr Helfer dabei sind, je schneller geht es“
Außerdem sucht der Heusenstammer noch Helfer, die in der kommenden Woche beim Beladen des Lastwagens dabei sein können. „Je mehr Helfer dabei sind, je schneller geht es“, sagt er. Ein genauer Termin für die Aktion wurde noch nicht festgelegt. Wer aber gern dabei sein möchte, kann sich per Mail an hst-hilft-ua@t-online.de melden.
Derweil haben am Donnerstagabend erneut viele Heusenstammer der Menschen gedacht, die in der Ukraine unter den Folgen des Krieges leiden. Die Ereignisse dort nicht stumm erleben, sondern dem Leid eine Stimme geben, sei das Ziel dieser Zusammenkünfte im Schlossgarten, betonte Bürgermeister Steffen Ball.
Um die Folgen von Flucht und Vertreibung deutlich zu machen, hatte er die ehrenamtliche Stadträtin Barbara Horn von den Freien Wählern gebeten, von den Erfahrungen ihrer Familie im und nach dem Zweiten Weltkrieg zu berichten. Barbara Horn ist Heusenstammerin, aber väterlicherseits stammt ihre Familie aus Ostpreußen.
Im April 1945 wurde auch ihre Familie aus ihrer Heimat vertrieben. „Mein Großvater, seine Tochter, eine Schwiegertochter und drei seiner Enkel waren in einem Zug unterwegs, in einem Waggon mit vielen anderen Flüchtlingen“, berichtete sie: „Als der Zug auf freier Strecke von sowjetischen Soldaten angehalten wurde, sollte mein Opa die Tasche, die er bei sich führte und in der vermutlich Dokumente waren, den Soldaten übergeben. Als er sich weigerte, wurde er einfach erschossen. Der Zug musste weiterfahren und die Leiche meines Opas zurückgelassen werden. Ein Abschied nehmen war nicht möglich.“
Und dennoch ergänzt sie, habe ihre Familie Glück gehabt: „Eine Nichte meiner Großmutter wohnte in Heusenstamm und die ganze Familie traf sich in Heusenstamm.“ Und alle seien gut aufgenommen worden.
Umrahmt wurde die Veranstaltung im Schlossgarten von Musikern des TSV Blasorchesters und der Stadtkapelle, die trotz langer Probenpausen vier Stücke spielten.
Spenden für die Ukraine sammelt morgen übrigens auch der TV Rembrücken während der beiden Heimspiele, die um 13 und 15 Uhr am Bindingweg starten. (Claudia Bechthold)