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Kita-Ärger: Eltern enttäuscht, Bürgermeister fühlt sich unfair behandelt

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Von: Claudia Bechthold

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Fünf Vollzeitstellen für Erzieherinnen sind im städtischen Kinderhaus Wiesenborn derzeit unbesetzt.
Fünf Vollzeitstellen für Erzieherinnen sind im städtischen Kinderhaus Wiesenborn in Heusenstamm derzeit unbesetzt. © Archiv (thh)

Beim Kita-Ärger in Heusenstamm geht es um den „besorgniserregenden Personalzustand“ im städtischen Kinderhaus Wiesenborn - und das schon vor Corona. Bürgermeister Halil Ötzas fühlt sich zu Unrecht angegriffen.

Heusenstamm – Enttäuscht wendet sich der Elternbeirat des städtischen Kinderhauses Wiesenborn in Heusenstamm in einem Offenen Brief an Bürgermeister Halil Öztas und den Magistrat. Die Elternvertreter melden sich nach einem Gespräch zwischen ihnen, dem Bürgermeister, der Fachdienstleitung Soziales und der Leitung des Kinderhauses Wiesenborn zu Wort. Anlass dazu war, schreiben die Eltern, im Schulterschluss zwischen Verwaltung, Erzieherinnen und Eltern nach Lösungen für die bereits seit mehr als eineinhalb Jahren andauernde sehr schwierige Personalsituation zu finden.

Demnach sind die Betreuungszeiten im Kinderhaus bereits seit 1. August 2019 reduziert – von 7.30 bis 16 Uhr – wegen der „angespannten Personalsituation“. Schon dies habe in einigen Familien zu Herausforderungen geführt, heißt es in dem Schreiben. Dennoch akzeptierten die Eltern seither diese Lage.

Heusenstamm: Betreuungszeiten wegen Corona erneut reduziert

Wie man sich vorstellen könne, stellten die nun im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie nochmals signifikant reduzierten Betreuungszeiten (von 8 bis 15 Uhr) für viele Familien eine ungleich größere Herausforderung dar. Für einige entstünden sogar schier unlösbare Probleme, da eine maximal siebenstündige Betreuungszeit nicht ausreiche, um einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen.

Der Elternbeirat habe gehofft, gemeinsam mit der Stadtverwaltung etwas erreichen zu können. „Trotz der freundlichen Gesprächsatmosphäre gingen wir als Elternbeiräte zutiefst ernüchtert – ehrlicherweise sogar mit großer Enttäuschung – aus diesem Termin. Für uns stand am Ende der Dreiklang: Die Stadtverwaltung hat bereits alles versucht – bitte seien Sie weiter geduldig – weiter so.“

Kita in Heusenstamm: Elternbeirat für professionelle Personalberatung

Aus Sicht der Beiratsmitglieder habe man mehrere konstruktive Vorschläge vorgebracht. Beispielsweise sei klar geworden, dass die Diskrepanz zwischen der Stellenlogik des Rathauses und der Kita-Leitung ein elementarer Teil des Problems sei: „Solange die Verwaltung auch mit Teilzeitkräften besetzte Stellen als besetzt ansieht, obwohl diese trotz großem Engagement nicht die erforderlichen Betreuungsstunden abbilden, wird sich das Problem niemals grundsätzlich lösen lassen.“ Dabei helfen, so die Eltern, die genannten „nicht budgetierten Stellen“ wenig bis gar nicht, da sie nur in geringem Umfang bewilligt sind. Klar geworden sei: Es fehlen in der Kita fünf Vollzeitkräfte.

Für die Eltern sei nachvollziehbar, dass sich Erzieherinnen für eine Teilzeitbeschäftigung entscheiden. Und ihnen sei bewusst, dass die Gesetzeslage den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst diese Flexibilität biete. Dennoch: Die bislang im Kinderhaus Wiesenborn gelebte Praxis, sich großteilig aus Teilzeitkräften zu rekrutieren, führt zu immensen Engpässen und einer Überlastung des unterrepräsentierten Vollzeitpersonals. Das Gespräch habe die Wahrnehmung bestärkt, dass die Stadtverwaltung aus Angst vor Kündigungen jeden Teilzeitwunsch seines Kitapersonals ohne Einschränkungen erfülle. Der Elternbeirat würde es dennoch begrüßen, wenn die Stadtverwaltung seinen Vorschlag „die Randzeiten zwischen Vollzeit- und Teilzeitkräften paritätisch aufzuteilen“ aufgreifen würde. Kritisiert wird von den Eltern auch „die offenkundig mangelnde Attraktivität der Ausschreibungen der Erzieherinnenstellen“. Auch der Vorschlag des Beirats, eine professionelle Personalberatung zu nutzen, habe offenbar wenig Anklang gefunden.

Schließlich heißt es in dem Brief: „Wir sind zutiefst enttäuscht darüber, dass Halil Öztas diesen Termin offensichtlich mehr dazu nutzt, uns zu erklären, was alles nicht geht. Die erforderliche Kreativität und Lösungsorientierung konnten wir nicht spüren. Statt die kritischen Situationen in den bereits bestehenden Kindertagesstätten zu lösen und vorhandene Arbeitsplätze attraktiver zu machen, plant man den Bau weiterer Einrichtungen.“

Bürgermeister Halili Öztas zu Kita in Heusenstamm: „Unfaire und unberechtigte“ Kritik

Die Kritik des Elternbeirats sei unfair und unberechtigt, betont Bürgermeister Halil Öztas auf Anfrage. Er habe nach der „freundlichen und konstruktiven Videokonferenz“ mit den Eltern den Eindruck gehabt, dass alle Fragen zu deren Zufriedenheit beantwortet und Hintergründe erörtert worden seien. Es sei richtig, dass im Kinderhaus Wiesenborn derzeit fünf Vollzeitstellen unbesetzt seien, unter anderem wegen Elternzeit von Erzieherinnen. Und man versuche alles, um diese zu besetzen. So habe man eine spanische Fachkraft eingestellt. Dennoch sei es schwer, neue Mitarbeiterinnen zu finden. „Wir haben aber die Verwaltungsvorgänge so optimiert, dass zwischen einer Bewerbung und der Einstellung nur noch etwa zwei Wochen liegen“, versichert er. Und für die Reduzierung der Öffnungszeiten habe man sich entschieden, um nicht eine Gruppe ganz schließen zu müssen. Zudem erschwerten die Corona-Vorgaben des Landes, dass Erzieherinnen in anderen Gruppen einspringen können.

Auch zum Thema Kreativität bei der Personalsuche äußert sich der Rathauschef: „Wir haben den Eltern erläutert, dass wir derzeit einen eigenen Internetauftritt der städtischen Kitas vorbereiten, damit sich potenzielle Bewerber, aber auch Eltern besser über die Einrichtungen und deren pädagogische Konzepte informieren können. Denn das spielt auch bei den Fachkräften eine große Rolle. Ich hoffe, dass diese Seiten in etwa sechs Wochen online gehen können.“ Und allein im vergangenen Jahr habe man etwa 20 Erzieherinnen neu eingestellt.

Kitas in Heusenstamm: Bürgermeister verwundert über Elternbrief

Grundsätzlich sei er verwundert über den Brief des Elternbeirats, fügt Öztas an. Vor allem den Vorwurf, man sei nicht lösungsorientiert, könne er nicht nachvollziehen: „Nur bei der Idee, Teilzeitstellen auf zwei Kräfte zu verteilen, haben wir gesagt, dass dies tarifrechtlich nicht möglich ist.“ (Claudia Bechthold)

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