„Essen gehen ist Luxus geworden“: Gastronomen spüren Auswirkungen der Inflation

Gastronomen in Heusenstamm berichten, dass Reservierungen für Weihnachtsfeiern zurückgehen - viele Gäste achten jetzt vermehrt auf’s Geld.
Heusenstamm – Die Weihnachtszeit ist in der Gastronomie eine der umsatzstärksten im Jahr. Firmen, Familien oder Vereine legen ihre großen Feiern meist an das Ende des Jahres – eigentlich. Denn in diesem Winter wird der Ansturm in manchen Restaurants wohl ausbleiben, wie Heusenstammer Gastronomen berichten.
Erst kam Corona, nun kämpfen Restaurants mit steigenden Preisen. „Die Inflation macht sich bemerkbar“, berichtet Ante Milanovic von der Gaststätte Bindingsgarten in Rembrücken. Seit Oktober ist er mit Sohn Stipe der neue Pächter des Restaurants am Sportplatz des TV. Für die Weihnachtszeit hätten sich bisher wenig Gäste angekündigt. sagt der Wirt.
So ergeht es auch Familie Vuko, die seit nunmehr 32 Jahren das Restaurant Martinsee betreibt. „Es ist schwierig“, beschreibt Filipa Vuko die Lage. Vor Corona seien deutlich mehr Menschen in ihr Restaurant gekommen, gerade zur Weihnachtszeit. „Wir hatten immer Weihnachtsfeiern von kleinen und mittleren Unternehmen, da waren mindestens hundert Gäste bei uns“, erinnert sie sich. Dieses Jahr seien zwar wieder einige Anfragen eingegangen, viele davon aber wieder abgesagt worden. „Es ist nicht das Weihnachtsgeschäft, wie es früher war. Wir merken, das die Menschen nicht mehr so viel Geld haben wie früher.“
Gastronom in Heusenstamm: „Wir halten als Familie zusammen, wir werden es überstehen“
Manche würden sich überlegen, ob sie sich einen Restaurantbesuch überhaupt noch leisten können. „Essen gehen ist Luxus geworden“, meint Vuko. Trotz der schwierigen Lage: Filipa Vuko ist sicher, diese Herausforderung zu meistern. „Wir halten als Familie zusammen, wir werden es überstehen.“

Ein Familienbetrieb ist auch der Alte Bahnhof. Dort bieten die Singhs um Inhaber Narinderjit eine Mischung aus indischer und deutscher Küche. „Die Bestellungen nehmen bei uns etwas ab, aber dennoch laufen unsere Geschäfte gut“, sagt Narinderjit Singh. Zur Weihnachtszeit biete das Restaurant am Heusenstammer Bahnhof klassische Gerichte wie Ente und Gänse an – aber auch Rinderrouladen stehen auf der Karte. Das wünschten sich seine Gäste so, sagt der Inhaber. „Sie wollen das einfach einmal in Jahr essen“, sagt der Gastronom.
Heusenstamm: Große Feiern gibt es seltener
Mit den Reservierungen für die kommenden Wochen ist Singh zufrieden, er habe immer eine kleine Gruppe von Gästen im Lokal. Große Feiern gebe es allerdings seltener. Abgenommen haben auch die Reservierung für den Silvesterabend, berichtet der Restaurantchef. Kamen sonst rund 120 Personen zu dem Fest, hätten bisher etwa 20 ihr Kommen zugesagt.
Stephan Baist kann sich dagegen nicht über fehlende Nachfrage beklagen. „Wir sind in Grunde ausgebucht“, berichtet der Inhaber des Caterers Löffel und Co auf der Frankfurter Straße. Allein fünf Familienfeiern stünden bis Jahresende noch an. Dazu beliefere er auch Veranstaltungen von etwa 40 bis 50 Personen. „Da sind auch Meetings dabei, nicht nur Weihnachtsfeiern“, sagt Baist. Bestellt würden auch bei ihm meist die Klassiker: Ente, Gans oder Rinderfilet. „Viele Menschen wollen an Weihnachten nicht selbst kochen, sondern sich verwöhnen lassen.“ Die Nachfrage nähere sich dem Niveau vor der Pandemie an, meint Baist und fügt hinzu: „Ich spüre zum Glück bisher nichts davon, dass die Menschen weniger Geld haben.“ (Joshua Bär)
Trotz der schwierigen Situation gibt es im Kreis Offenbach auch Neueröffnungen: Das Ristorante Italiano will beweisen, dass die Speisekarten in Südeuropa mehr zu bieten haben als Pizza und Pasta.