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Fast 300 Jahre alten Grenzstein wieder an alte Stelle gesetzt

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Von: Claudia Bechthold

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Erfreut über den Fund und das Setzen des Grenzsteins an alter Stelle: Dr. Roland Krebs (links) vom Heimat- und Geschichtsverein Heusenstamm und Dr. Wilhelm Ott von der Initiative „Steine in der Dreieich“.
Erfreut über den Fund und das Setzen des Grenzsteins an alter Stelle: Dr. Roland Krebs (links) vom Heimat- und Geschichtsverein Heusenstamm und Dr. Wilhelm Ott von der Initiative „Steine in der Dreieich“. © P

Offensichtlich jahrzehntelang lag ein historischer Grenzstein unerkannt und auch völlig unbeachtet in einem Pflanzgarten des Offenbacher Forstes. Vermutlich stand er irgendwann bei Forstarbeiten im Weg, wurde dort deponiert und geriet in Vergessenheit. Der Sprendlinger Heimatforscher Dr. Wilhelm Ott von der Initiative „Steine in der Dreieich“ hat ihn dort entdeckt. Jetzt steht der fast 300 Jahre alte Stein wieder an jener Stelle, die er einst zur Abgrenzung markiert hat.

Heusenstamm - Es war die Initiative der „Freunde Sprendlingens“ und des Heusenstammer Heimat- und Geschichtsvereins, dass der Stein jetzt wieder an seinem ursprünglichen Standplatz aufgestellt werden konnte. Es handelt sich um einen Stein, der die Grenze des Deutschherrenwaldes zur Heusenstammer Feldflur markierte, erläutert Dr. Roland Krebs, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Heusenstamm. Man erkenne auf der Seite des Steins die Zahl 32 und auf der Vorderseite das Deutschherrenkreuz, die Jahreszahl 1730 sowie darüber die Buchstaben „C F“.

Das Kreuz ist das Zeichen des Deutschen Ordens oder auch Deutschherrenorden. Diese katholische Gemeinschaft wurde Ende des 12. Jahrhunderts während der Kreuzzüge gegründet. Sie entstand aus Bündnissen, die sich während der Kreuzzüge in Feldhospitalen um Verwundete gekümmert haben.

„C F“ steht für „Commende Frankfurt“, die Frankfurter Niederlassung dieses Ritterordens in Sachsenhausen. Das Wort „Commende“ wird bis heute im Deutschherrnorden für das Gebiet genutzt, in dem ein Konvent des Ordens seinen Sitz hat. Commende geht zurück auf das lateinische Wort „commendare“, das „anvertrauen“ bedeutet.

Der Deutschherrenorden in Frankfurt erwarb den Wildhofer Wald im Jahr 1343 und legte dort vom Hainbach gespeiste Fischteiche an. 1809 wurde das Gebiet säkularisiert und dem Fürstentum Isenburg zugeordnet, wenige Jahre später dem Großherzogtum Hessen. Erstaunlicherweise gelangte es nach der Absetzung des Großherzogs im Revolutionsjahr 1918 in das Privateigentum der großherzoglichen Familie.

Der Wildhofwald war eine eigenständige Gemarkung, die 1954 aufgelöst und in die Heusenstammer Gemarkung integriert wurde. 1964 kaufte die Stadt Offenbach von der Hessischen Hausstiftung das Wildhofgebiet für 30 Millionen Mark und erhob Ansprüche, es in das eigene Gemarkungsgebiet einzuverleiben. „Es kam dann zu einem Kompromiss mit einer Grenzziehung, die kaum etwas mit den historischen Grenzen gemeinsam hatte“, sagt Roland Krebs.

Der etwa 170 Kilogramm schwere Stein markiert also keine aktuelle Grenze. Trotzdem konnte der ursprünglichen Standort gefunden werden. An der Gemarkungsgrenze in der Nähe des Zeisigwegs im Stadtteil Bastenwald steht nämlich ein Grenzstein mit der Nummer 19 und am Ende der Dietrich-Bonhoeffer-Straße ein Stein mit der Nummer 46. Im Staatsarchiv Darmstadt wird eine Karte des Wildhofgebiets aufbewahrt, in der die Grenzpunkte sorgfältig eingezeichnet sind. Durch einfaches Abzählen kann man die Lage des Grenzpunkts 32 feststellen. Durch den Vergleich mit einer aktuellen Karte konnte so der ursprüngliche Standort des Steins festgestellt werden, erläutert Roland Krebs. Er steht nun am Waldrand zwischen der Stettiner und der Königsberger Straße. Die beiden Vereine danken der Steinmetzfirma Burkard aus Dreieich für den Transport und die Neusetzung dieses historischen Grenzsteins. Neben dem Stein steht eine Stele mit einem QR-Code, über den man nähere Informationen erhält. (Claudia Bechthold)

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