Viele Besucher beim ersten Rembrücker Hofflohmarkt

„Wir rocken das“: Die gezeichneten Mädchen und Jungen mit der Schultüte im Arm strotzen vor Optimismus. „Das wird lustig“, steht noch unter der Überschrift „Erster Schultag“.
Heusenstamm – Mit zartem Federstrich hat Künstlerin Dorothee Mundo etliche Postkarten gestaltet, die sie vor der Haustür an der Hauptstraße anbietet. Der erste Hofflohmarkt in Rembrücken ist einer mit schönen Ansichten. Und mit vielen netten Begegnungen.
„Wir haben es schlimmer erwartet“, blickt Christina Nadler-Wieck vom dreiköpfigen Organisationsteam zurück. „Wir haben schon darüber nachgedacht, den Termin wetterbedingt zu verschieben“, berichtet sie. Das haben sie zum Glück nicht getan, den ganzen Sonntag über bleibt es zwar bedeckt, aber trocken. „Und es sind mehr Leute an die Stände gekommen als gedacht“, zieht sie erfreut Bilanz.
Zwischen Hubertussiedlung und altem Ortskern sind „sehr viele unterwegs“, staunen auch andere teilnehmende Familien. Für ein kleines Gewinnspiel trägt jeder, der mitmachen möchte, an den Tischen seine Adresse ein. So hat die Sprecherin bis zum Abend einen ganz guten Überblick, woher die Bummelnden kommen: „Einige wohnen in Frankfurt, Offenbach, Dietzenbach, Mühlheim oder Obertshausen“, berichtet Christina Nadler-Wieck: „Viele haben aus der Zeitung von unserer Aktion erfahren.“
„Sehr gut angenommen haben Kundschaft wie Beschicker die Konzentration der Ware auf Kinder- und Jugendsachen“, erläutert die Rembrückerin. „Wir wollten nicht einfach alles anbieten.“ Zudem haben die drei Frauen auf einem eigenen Internetauftritt aufgelistet, was vor welchem der insgesamt 18 Häuser zu finden ist, die am Markt teilnehmen.
Bei Mundos gibt’s also die selbstgemalten Kinderkarten. Daneben steht ein Gefäß mit dem Namen Lahai-Roi, in dem Spenden für ein Kinderheim in Rumänien gesammelt werden. Freunde der Malerin fahren regelmäßig dorthin, um die Einrichtung zu unterstützen, die gerade auch viele Geflüchtete aus der Ukraine beherberge.
Fast alle Standinhaber sammeln für einen guten Zweck, ob für die Flüchtlingshilfe, die Jugendfeuerwehr, die Fußball-F-Jugend im Turnverein Rembrücken, die Nachwuchsarbeit bei der TSV Heusenstamm oder für die Tafel. „Nein, uns geht es nicht darum, einen möglichst großen Verdienst zu erreichen“, betont eine Mutter. Auf ihrem Grundstück neben der Alten Schule hat sie Kinderkleidung wetterfest in einem eigens hergerichteten Anbau aufgehängt.
Den geselligen Charakter der Idee fördern zusätzliche Angebote wie ein Glücksrad, Kinderschminken, Pommes, Popcorn und Waffeln. „Das hat schon fast Straßenfest-Charakter“, findet Christina Nadler-Wieck. „Man kann schön spazieren gehen und dabei etwas erleben.“ Das gilt für Groß und Klein: Kindergruppen ziehen durch die Straßen, junge Paare gehen mit dem Stadtplan die markierten Verkaufsstellen ab.
Beim Bauer Hubert Rücker ist die Nachbarschaft schon gewöhnt, dass durch den Hofmarkt für landwirtschaftliche Erzeugnisse immer was los ist. Diesmal haben die Hausherren ihr Areal befreundeten Familien zur Verfügung gestellt, die nach Konfektionsgrößen sortiert eine enorme Auswahl an Kinderkleidung anbieten. Vorm Eingang bereiten zwei Mädchen Crêpes mit Belag nach Wunsch. Und neben „Mein Buch vom Geld“ parkt ein knallroter Ferrari aus der Spielzeugkiste.
Das gilt wohl nicht allein für die Organisatorin: „Ich möchte mich für den Ort engagieren“, sagt die Mutter. „Zwei Jahre lang lief so gut wie gar nichts, und bei Corona ist das Modell gut, dass jeder Anbieter auf seinem Grundstück steht.“ Das bestätigen die Beteiligten. Christina Nadler-Wieck ist sehr zufrieden mit dem ersten Hofflohmarkt, „auch wenn viele Kindersachen schon für Ukrainer gespendet und einige noch im Urlaub sind“. Im Spätsommer soll es eine Neuauflage geben. (Michael Prochnow)