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Firma des Heusenstammers Ernestos Varvaroussis entwickelt Smartphone-Programm für den Verkehr

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Von: Claudia Bechthold

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Mit der App Trafficpilot auf dem Smartphone kann man – etwa an der Kreuzung Alte Linde – die grüne Welle nutzen.
Mit der App Trafficpilot auf dem Smartphone kann man – etwa an der Kreuzung Alte Linde – die grüne Welle nutzen. © P

Die Schlossstadt in einer Reihe mit Düsseldorf, Wien und Salzburg? Das gibt es tatsächlich: Heusenstamm ist eine der vier Test-Kommunen, in denen der „Trafficpilot“ ausprobiert wird. Das ist eine neuartige App für das Mobiltelefon, die dem Autofahrer, aber auch dem Radler anzeigt, wie er fahren muss, um in eine grüne Welle zu gelangen oder darin zu bleiben.

Heusenstamm - Entwickelt wurde die App von der Münchner Gevas Software GmbH, die zur AVT-Stoye GmbH in Klein-Auheim gehört. Und dahinter steckt der Heusenstammer Unternehmer Ernestos Varvaroussis, vielen bekannt als Landtags- und Bundestagskandidat sowie ehemaliger Stadtverordneter der FDP.

Ernestos Varvaroussis kam als Vierjähriger in die Schlossstadt, wuchs am Goldberg auf, war unter anderem noch unter der Ägide des Postsportvereins Handballspieler. Nach dem Abitur studierte er in Darmstadt Bauingenieurwesen und gründete schließlich 1994 eine Firma für Verkehrstechnik – also für den Bau von Ampelanlagen. Daraus ist inzwischen ein Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeitern geworden. Seit rund zehn Jahren zählt jene Software-Firma zu der Gruppe, die sich mit Verkehrsmanagement-Systemen befasst.

Die AVT-Stoye GmbH hat unter anderem jene Ampelanlagen gebaut, die entlang der von Hessen Mobil betreuten Ringstraße stehen. „Da lag es nahe, unsere App auch an dieser Strecke zu testen“, erläutert der 58-Jährige. Förderung erhielt das Unternehmen dabei vom Projekt „C-Roads“ der Europäischen Union.

Die App Trafficpilot wird kostenfrei für Autofahrer und Radler angeboten. Ziel ist es, zeit- und energiesparend auf Hauptverkehrsstraßen voran zu kommen. „In Heusenstamm kenne ich die Abläufe der Ampeln auswendig“, sagt Ernestos Varvaroussis. Und wenn man weiß, wie die Ampelphasen an großen Kreuzungen geschaltet sind, kann man sich vorausschauend darauf einstellen. Darauf baut die Software des Trafficpilot auf. Sie nutzt statistische Daten der Ampeln und Künstliche Intelligenz.

Es gibt drei Arten von Ampelanlagen, erläutert der Unternehmen weiter: Festzeit-Ampeln, vollverkehrsabhängige und teilverkehrsabhängige. Bei den Festzeit-Anlagen sind die Phasen statisch eingestellt, gleich wie viel Verkehr tatsächlich gerade herrscht. Vollabhängige Ampeln stellen sich dagegen auf das Verkehrsaufkommen ein. Kleine Kameras und in die Fahrbahn eingelassene Induktionsschleifen zählen ständig die Fahrzeuge und reagieren mit den Ampelphasen darauf. Das gilt zum Beispiel für die Anlage an der Braas- oder Rainbow-Kreuzung zwischen Ringstraße und Rembrücker Straße. Nach 22 Uhr kann diese Ampel sogar auf Autos reagieren, die allein darauf zufahren. Varvaroussis: „Nach 22 Uhr steht diese Anlage, sofern gar keine Fahrzeuge die Kreuzung passieren, grundsätzlich rundum auf Rot. Nähert sich ein Auto, erhält es sofort Grün für seine Fahrtrichtung.“ Und teilverkehrsabhängige Anlagen haben feste Umlaufzeiten mit regelmäßigen Mustern, die nach Verkehrslage berechnet werden.

Vor allem für jene Anlagen, die komplett auf die Verkehrslage reagieren können, sei das Berechnen einer grünen Welle schwierig, erläutert der Heusenstammer weiter. Dennoch werde das Muster solcher Ampeln bei stärkerem Verkehr fester. Und darauf gehe die App dann auch ein. Allerdings: Wenn sich der Verkehr staut, ist auch der Trafficpilot nicht mehr in der Lage, eine grüne Welle anzubieten.

Interessant sei die Software vor allem in Großstädten. Für Frankfurt zum Beispiel werde derzeit die Nutzung des Piloten vorbereitet. Dort könnten Autofahrer also tatsächlich Zeit und Sprit sparen, wenn sie sich an die Vorgaben der App halten. Das Außergewöhnliche daran sei zudem, dass sie auch für Radfahrer geeignet ist.

Außerdem arbeitet das Unternehmen auch an Systemen, die eine Vorzugsschaltung ermöglichen. Das sei dann etwa für Radler interessant. „Wer spätabends mit dem Rad unterwegs ist, müsste dann nicht mehr sinnlos vor einer roten Ampel warten, obwohl die Kreuzung eigentlich frei ist“, sagt Ernestos Varvaroussis. (Von Claudia Bechthold)

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