Heusenstammerin Sarah Eschmann vermietet Wachteln

Die Kindertagesstätte Jona in Heusenstamm ist im Wachtelfieber. Die Kinder können miterleben, wie die kleinen Vögel aufwachsen.
Heusenstamm – Die kleinen Flauschbällchen rennen durch den Käfig, immer nur ganz kurz, dann geht es schnell wieder ins Warme. In der evangelischen Kindertagesstätte Jona an der Leibnizstraße ist Mini-Nachwuchs eingezogen. Gemeinsam mit der Wachtel-Spezialistin Sarah Eschmann bietet die Einrichtung den Buben und Mädchen seit einigen Wochen ein Projekt, in dem sie sowohl die Brut- als auch die Schlüpfzeit der Mini-Hühnervögel genau beobachten können.
„Wir sind total im Wachtelfieber“, berichtet Erzieher Jared Schell. Mit einem Komplettpaket an Brutzubehör war die Heusenstammerin Sarah Eschmann vor wenigen Wochen beim Jona-Team angerückt. Im Gepäck hatte sie eine Brutmaschine, zwölf braun gesprenkelte Eier, ein Kükenheim mit Wärmeplatte und einer Trink- und Futterstation sowie Nahrung für die hungrigen kleinen Schnäbel. Damit die Kinder den gesamten Prozess begleiten können und dabei das Tierwohl nicht leidet, hat sich das Kita-Team einiges einfallen lassen. So nimmt eine Kamera die Vorgänge in Brutmaschine und Kükenheim auf und gibt das spannende Geschehen auf einer großen Leinwand und mehreren Tablets wieder. „Wir haben die Streams sogar an der Eingangstür ermöglicht, damit auch die Eltern etwas davon haben“, erzählt Schell. Überdies habe manche Kollegin ein paar Nachtstunden den Videos aus der Wachtelkinderstube geopfert.
Heusenstammerin vermietet Wachteln an Kindertagesstätte
„Wachteln haben mich schon lange fasziniert und ich konnte vor einigen Jahren einen Beruf aus dieser Faszination machen“, berichtet Fachfrau Eschmann, die kleine Gruppen von Tieren auch als sogenannte Mietwachteln anbietet. Der tägliche Blick in die Brutmaschine wurde für die Jona-Kinder schnell zur Selbstverständlichkeit. „Sie haben schon morgens beim Reinkommen gefragt, wie es den Eiern geht“, sagt Schell. Um die Wartezeit des Brutprozesses gut zu überbrücken, hatten die Erzieher zusammen mit Eschmann begleitende Maßnahmen vorbereitet. „Wir haben Bilder gemalt und uns etwa mit den Entwicklungen im Ei beschäftigt“, so der Erzieher. Dabei hätten die Kleinen viele Fragen gestellt. „Es kamen Themen, die weit über das Projekt hinausgingen“, erzählt Schell. Etwa die Unterschiede zwischen einem Menschenbaby, das im Bauch der Mutter heranreift und einem Vogelbaby, das im Ei wächst. „Sogar über den Tod haben wir gesprochen, als ein Ei so gar nicht heranreifen wollte.“
Während die Kinder entsprechend nach und nach zu Wachtelspezialisten wurden, entschlüpften schließlich die gefiederten Minis ihrer zu eng gewordenen Behausung und zogen in das Kükenheim um. Dort wimmeln die kleinen Flauschbällchen nun kräftig herum, die meiste Zeit des Tages sind sie unter einer Wärmequelle versteckt, doch ab und zu ist eine kleine lebhafte Versammlung außerhalb zugange. Beständig hat der tiergerechte Umgang Vorrang, ein Besuch bei den Wachteln ist nur in Begleitung der Erzieher möglich, eine Berührung lediglich ganz zart erlaubt. „Die Kinder begreifen schnell, dass die Tiere klein und zerbrechlich sind“, sagt Schell. „Und sie sind so weich“, ergänzt der kleine Ben.
„Wachteln wachsen sehr schnell“ - dürfen sie in der Kindertagesstätte in Heusenstamm bleiben?
Etwa drei Wochen bleiben die geschlüpften Tierchen in dem gemütlichen Heim. „Sie wachsen aber sehr schnell“, kündigt Eschmann an. Bereits nach etwa drei Wochen wird der Wachtelnachwuchs langsam von der Wärmequelle entwöhnt, dann dauert es nochmal einige Zeit, bis er in ein Gehege umziehen darf.
Ob der gefiederte Kindergarten bei den Menschenkindern bleibt, wird sich erst noch zeigen. „Das müssen wir gemeinsam besprechen, zumal es auch gilt, eine gute Zusammensetzung zu finden“, sagt Eschmann. So rechne man auf einen Hahn drei bis fünf Hennen. Komplette Gruppen von je drei Tieren für einen Zeitraum von bis zu vier Wochen vermietet Sarah Eschmann an Schulen, Kindergärten, Seniorenprojekte oder Privatinitiativen. Zur Verfügung stellt sie dabei das gesamte Equipment wie Auslauf und Futter. „Dann haben die Tiere die Gegebenheiten wie zu Hause“, betont sie. Auch dabei steht immer der korrekte Umgang mit dem Lebewesen im Vordergrund, sanft streicheln ist erlaubt, auf dem Arm herumtragen eher nicht. (Barbara Scholze)