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Geflüchtete haben sich in Heusenstamm neues Leben aufgebaut

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Von: Joshua Bär

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Sie haben in Deutschland eine neue Heimat und eine berufliche Zukunft gefunden: Esmatullah Rezaie (von links), Abdulkerim Mohamed Abdo und Marzia Amini.
Sie haben in Deutschland eine neue Heimat und eine berufliche Zukunft gefunden: Esmatullah Rezaie (von links), Abdulkerim Mohamed Abdo und Marzia Amini. © bär

Drei Geflüchtete berichten, wie sie ihre Heimat verlassen und sich in Heusenstamm zurück ins Leben gekämpft haben.

Heusenstamm – Marzia Amini, Abdulkerim Mohamed Abdo und Esmatullah Rezaie haben eins gemeinsam: Sie alle sind aus ihrer Heimat nach Deutschland geflüchtet. Über Umwege gelangten sie nach Heusenstamm. Dort haben sich die Drei nun ein neues Leben aufgebaut. Abdulkerim Abdo ist erst 16 Jahre alt, als er seine Heimat Äthiopien 2014 verlässt. Sechs Monate ist er unterwegs, flieht erst durch den Sudan nach Libyen, von dort geht es auf einem Boot über das Mittelmeer nach Italien, bis er 2015 in Frankfurt ankommt und in ein Flüchtlingsheim nach Obertshausen gebracht wird. „Das war eine schwere Zeit. Die Zimmer waren klein und wir hatten nur ein Stockbett“, erinnert sich Adbo, der als Minderjähriger damals noch vom Jugendamt des Kreises betreut wird.

In Obertshausen besucht Adbo die Georg-Kerchensteiner-Schule, macht dort erfolgreich seinen Sprachkurs B1, lernt dabei unter anderem ein Gespräch ohne Vorbereitung zu führen. Mit 18 muss er dann auf eigenen Füßen stehen. „Das Jugendamt war nicht mehr für mich zuständig.“ Abdo nimmt die Herausforderung an, absolviert Praktika als Rohrreiniger, Elektriker oder bei einem Umzugsunternehmen. Einen Ausbildungsplatz findet er schließlich in Frankfurt, macht dort eine Lehre als KFZ-Lackierer, zieht zwischenzeitlich aus der Unterkunft in Obertshausen in eine andere in Heusenstamm. 2021 schließt er seine Lehre ab. Aktuell arbeitet Abdo als Lackierer bei Karosseriebau Arno Möser in Dietzenbach. „Wenn man etwas erreichen will, dann kann man es auch schaffen“, resümiert er. Was ihm noch fehlt, ist ein eigenes Zuhause. „Ich hoffe, dass ich bald eine Wohnung finde, am liebsten in Heusenstamm.“

Geflüchtete in Heusenstamm: Lehre trotz Corona erfolgreich abgeschlossen

Die hat Esmatullah Rezaie inzwischen gefunden. Der heute 26-jährige Afghane verlässt sein Land im Juni 2015. „Meine Familie lebt im Iran, nur ich bin nach Deutschland gekommen.“ Nach der Erstaufnahme in Frankfurt und einem Aufenthalt in Gießen findet er im Sportzentrum Martinsee ein vorläufiges Zuhause. 2016 zieht er in die Unterkunft in der Industriestraße 2. Seine ersten Sprachkenntnisse erwirbt Rezaie in einem Kurs der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe in Heusenstamm. Nach dem Besuch der Schule für Erwachsene in Dreieich mit Abschluss B1 nimmt er am Projekt „Einstiegsqualifizierung und Sprache“ teil, das unter anderem die IHK Offenbach ins Leben gerufen hat. Dort absolviert er erfolgreich einen Sprachkurs mit dem Abschluss B2.

Seine Einstiegsqualifizierung absolviert er beim Großhandelsunternehmen Michel Herbelin in Obertshausen, das ihn 2018 als Auszubildenden für den Beruf des Groß- und Außenhandelskaufmann übernimmt. 2021 schließt er die Lehre trotz Coronapandemie erfolgreich ab und wird in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. „Es war nicht einfach und ich hätte das ohne Hilfe kaum geschafft“, versichert der 26-Jährige

Heusenstamm: Geglückte Integration dank Eigeninitiative

Marzia Amini ist von den Dreien am längsten in Deutschland. Vor zwölf Jahren flieht sie mit ihrem Mann und ihren Kindern aus Afghanistan. „Schon damals war die Situation für Frauen sehr schwierig“, erinnert sie sich. Nach einer Zwischenstation in der Unterkunft in der Industriestraße 13 lebt Amini nun mit ihrer Familie in einer Wohnung in der Schlossstadt.

Bei ihrer Ankunft sieht sie sich mit gleich zwei Herausforderungen konfrontiert. Da sie in Afghanistan keine Schule besucht hat, muss sie nicht nur Deutsch lernen, sondern auch, wie sie ihre Muttersprache Dari fließend schreibt. Ihre ersten Deutschkenntnisse erwirbt Amini, die inzwischen als Reinigungskraft im Horst-Schmidt- Haus arbeitet, ebenfalls bei der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe. Sie nutzt das Angebot auch weiterhin, um ihre Kenntnisse zu verbessern. In Heusenstamm fühlt sie sich wohl. „Mir geht es sehr gut“, betont sie.

Auch Abdulkerim Adbo und Esmatullah Rezaie fühlen sich wohl in der Schlossstadt. „Wir haben die Möglichkeit bekommen, etwas zu schaffen, dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Abdo, betont aber auch: „Wer sich integrieren will, muss sich anstrengen und bereit sein, Eigeninitiative zu zeigen.“ (Joshua Bär)

Infos im Internet

Die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe bietet montags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr Sprachkurse im Evangelischen Familienzentrum Leibnizstr. 57. Die Kurse gehen von der Alphabetisierung bis zum Abschluss B1.

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