Glattes Gefieder, Gesang und Gepiepe

Sie blicken auf große Ausstellungen zurück, haben allerhand Erfolge eingefahren und viele schöne Stunden miteinander verbracht: Vor Kurzem feierten die Mitglieder des Vogelzuchtvereins 1982 Heusenstamm den 40. Geburtstag ihrer über die Grenzen der Schlossstadt hinaus bekannten Institution.
Heusenstamm – Bei dem festlichen Beisammensein standen auch drei Personen im Mittelpunkt: Ortrun Spengler, Christel Schmidt und Philippe Schmidt sind vom Gründungstag an und bis heute aktive und kompetente Vertreter der Zucht von Sittichen, Exoten und Kanarien; letzterer gar immer wieder als Preisträger auf der internationalen Bühne.
An die Gründungsversammlung erinnert sich Ortrun Spengler noch ganz genau. Kamen die Vogelbegeisterten doch in ihrer ehemaligen Zoohandlung an der Hohebergstraße zusammen. „Einige von uns gehörten vorher einem anderen Vogelzuchtverein an, aber dort hat es nicht mehr geklappt“, erzählt Spengler. Da sei der Schritt, einen eigenen Verein für Heusenstamm zu gründen, nicht weit gewesen. Und so stehen 15 Unterschriften unter dem sorgfältig aufbewahrten Gründungsprotokoll. Alles Namen von Vogel-Liebhabern, die mutig genug waren, bereits kurz nach der Gründung einen weiteren großen Schritt zu gehen: Die Heusenstammer Vogelzüchter organisierten eine erste Ausstellung für die eigenen Mitglieder. Unterkommen konnte die Schau damals bei den befreundeten Taubenzüchtern am Bahnhof. Größere Ausstellungen im Pfarrheim von Maria Himmelskron folgten, im Jahr 1985 setzten die Züchter einen weiteren Pflock und luden zur ersten offenen Stadtmeisterschaft. „Es hat sich schnell herumgesprochen, dass sich da jeder anmelden konnte und es kamen auch direkt Interessenten aus einem Umkreis von ungefähr 150 Kilometern“, erzählt der Vorsitzende Angelo Vitteritti.
Bis zum Jahr 2013 richtete der Verein jedes Jahr Stadtmeisterschaften aus, meist in der TSV-Turnhalle. Dabei beurteilen die Preisrichter nach strengen Kriterien etwa Farbe, Zeichnung, Kopfform und Kopfgröße der Vögel. „Die Richter schauen schon genau, ob das Gefieder glatt ist oder irgendwo eine Feder absteht“, sagt Schriftführer Marcel Frank.
„Es gab Zeiten, da hatten wir bis zu 1200 Vögel bei der Schau“, erzählt Vitteritti. Auch Ortrun Spengler erinnert sich gut an die Ausstellungen, die den Verein bekannt machten, aber ebenso an das Engagement, das dazu gehört. „Es war immer viel Arbeit, wir haben wochenlang aufgebaut und geräumt.“ Muss doch vom Ausstellungsregal bis zur Präsentationsreihenfolge der Tiere alles bestimmte Standards erfüllen. „In den ersten beiden Jahren haben wir die Regale noch aus Sprendlingen geliehen“, sagt der Vorsitzende. Später griffen die Vereinsmitglieder zum Werkzeug und fertigten Gestelle und Käfige selbst an. „So etwas gibt es ja schließlich nicht von der Stange.“ Auch das „Drumherum“ wie Tombola, Bewirtung und die Organisation der Preisrichter sei stets aufwendig gewesen. „Aber es hat uns auch zusammengeschweißt“, weiß Spengler.
Dabei seien mit Eröffnung der Ausstellung die Aufgaben noch lange nicht beendet gewesen. Die Vogelzüchter erzählen: „Während der Schau sind die Vögel meist vier Tage lang in der Halle und die Züchter verlassen sich darauf, dass wir sie gut versorgen.“ Mindestens sechs verschiedene Sorten Futter müssten dann bereitstehen und es bedürfe eines Ausstellungsleiters, der sich gut auskennt.
Seit 2014 haben die Vogelzüchter eher zu kleineren Schauen geladen, derzeit ist kein neuer Termin angesetzt. „Es ist zu teuer geworden“, heißt es. Überhaupt ist der Verein geschrumpft, unter anderem hat Corona dazu beigetragen, dass so mancher Züchter sein Hobby aufgab. Und es findet sich weniger Nachwuchs. Eine Vogelzucht brauche Platz und fordere Zeit, auch mit Gesang und Gepiepe müsse man sich abfinden, das sei heute alles schwieriger geworden. „Aber wir machen motiviert weiter“, betont Vitteritti. Einmal im Monat kommen die Vereinsmitglieder zusammen, tauschen sich über ihre Erfahrungen aus und besprechen Termine. Auch an Geselligkeit mangelt es nicht, auf dem Programm stehen Grill- und Weihnachtsfeste sowie Ausflüge. „Wir sind immer schon wie eine Familie“, sagt Ortrun Spengler. Einbezogen sind dabei auch die kleinen gefiederten Gesellen. Auf die Frage, ob man zu einem Vögelchen eine Beziehung aufbauen kann, sagt Vitteritti: „Und wie!“ (Barbara Scholze)