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Hessen-Forst will den Heusenstammer Stadtwald dem Klima anpassen

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Von: Joshua Bär

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Die Waldbrände im vergangenen Jahr spielen bei der Planung für den Stadtwald eine untergeordnete Rolle.
Die Waldbrände im vergangenen Jahr spielen bei der Planung für den Stadtwald eine untergeordnete Rolle. archi © bär

Der Heusenstammer Stadtwald hat im vergangenen Jahr wegen Hitze und mutmaßlicher Brandstiftung schwer gelitten. Hessen-Forst will ihn in den kommenden Jahren den klimatischen Bedingungen anpassen.

Heusenstamm - Der trockene Sommer 2022 und die vermutlich vorsätzlich gelegten Brände haben dem Heusenstammer Wald im vergangenen Jahr zugesetzt. Dutzende Bäume sind den Flammen zum Opfer gefallen, rund 20 000 Quadratmeter waren von den mutmaßlichen Brandstiftungen betroffen. Im aktuellen Waldwirtschaftsplan (WWP) des Landesbetriebes Hessen-Forst werden die Brände allerdings nicht aufgeführt. Das hat auch mit der Größe der von den Flammen betroffenen Fläche zu tun, wie Forstamtsleiter Melvin Mika berichtet. „Auch wenn die Fläche von rund 20 000 Quadratmetern groß wirkt, so ist sie im Vergleich zum gesamten Stadtwald klein.“ Die Waldbrände im vergangenen Jahr hätten weniger als ein Prozent des 610 Hektar umfassenden Waldgebietes geschädigt, informiert der Forstamtsleiter. „Deshalb wurde der Umgang mit den Waldbrandflächen im WWP nicht extra erwähnt.“ Mika beteuert allerdings, dass die Brände auch für das Forstamt sehr fordernd waren. „Sie konnten aber durch die ausgezeichnete Zusammenarbeit der Feuerwehren rechtzeitig eingedämmt werden.“

Im Fokus des WWP steht dagegen die Wandlung des Stadtwaldes in den kommenden Jahren. Auch wenn die Waldbrände schlimme Schäden angerichtet haben, die große Gefahr gehe von etwas anderem aus, ist sich Mika sicher. „Wir werden uns leider an heiße und trockene Sommer gewöhnen müssen, was regelmäßig zu Dürren führen wird“. Zwar hätten sich einige Baumbestände wie Kiefern und Buchen etwas erholt, der Aufbau eines klimastabilen Mischwaldes dürfte nach Meinung des Forstamtsleiters allerdings das „wichtigste Ziel in den nächsten Jahren“ sein. Derzeit besteht der Heusenstammer Wald laut Angaben des Landesbetriebes zu rund 57 Prozent aus Kiefern, 17 Prozent der Bäume sind Buchen. Dazu kommen Eichen (elf Prozent) und Fichten (fünf Prozent). „Die Fichten sind allerdings bereits am Absterben“, meint der Forstamtsleiter. Zudem beinhaltet der Wald zu geringen Teilen auch Birken und Douglasien.

Revierförster Michael Kobras hält eine höhere Zahl an Laubbäumen für nötig, um den Stadtwald an die veränderten Bedingungen anzupassen. Dies könnten, wie berichtet, zum Beispiel Esskastanien oder Vogelkirschen sein. Forstamtsleiter Mika weist jedoch darauf hin, dass aufgrund möglicher klimatischer Veränderungen eine Reihe von Baumarten berücksichtigt werden müssten, um bei Bedarf reagieren zu können. Welche Bäume gepflanzt werden, ist noch offen. Kobras: „Wir befinden uns diesbezüglich noch in Abstimmung mit der Stadt.“ Geplant sind die ersten Neupflanzungen für den Herbst dieses Jahres.

Neue Bäume zu pflanzen und die vorhandenen zu erhalten, reiche aber nicht aus, den Wald an das künftige Klima anzupassen, meint Mika. Es gelte ebenso, Bäume umzusiedeln, die den Gegebenheiten nicht mehr standhielten. Als Beispiel führt er die Fichte an. Denn die Bedingungen im Stadtwald seien für den Nadelbaum alles andere als ideal: „Die Fichte ist bei uns nur in Bergregionen heimisch. Sie wurzelt flach und ist dadurch sehr anfällig gegenüber Trockenheit.“

Die ohnehin geschwächten Bäume würden auch vom Borkenkäfer bedroht. In Nordhessen seien durch den Befall schon ganze Waldabschnitte ausgestorben, berichtet Mika. Er ist sicher: „Die klimatischen Bedingungen in der Region haben sich so stark verändert, dass die Fichte dort nicht mehr überlebensfähig ist.“ Für ihn ist die Fichte daher „aussterbende Baumart.“ (von Joshua Bär)

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