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Traditionsgeschäft macht nach 27 Jahren dicht

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Von: Lisa Schmedemann

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Cristel und Erich Grenzius schließen die Heusenstammer Marktstubb nach 27 Jahren.
Cristel und Erich Grenzius schließen die Heusenstammer Marktstubb nach 27 Jahren. © Schmedemann

Die Heusenstammer Marktstubb in der Frankfurter Straße 50 schließt im September ihre Pforten.

Heusenstamm – Sie ist urig, bestückt mit erlesener Ware – und bald Geschichte. Die Heusenstammer Marktstubb in der Frankfurter Straße 50 schließt im September ihre Pforten. Schon jetzt räumen die Inhaber Cristel und Erich Grenzius einige Regale leer und stocken manchen Bestand schon gar nicht mehr auf. Auch die Öffnungszeiten sind bereits reduziert. „Nach 27 Jahren ist es nun so weit“, begründet die 67-Jährige. „Unsere Enkel sollen etwas von Oma und Opa haben.“

Fast drei Jahrzehnte haben die Rodgauer Unternehmer die Schlossstadt mit frischem Obst und Gemüse, französischen Delikatessen und weiteren Besonderheiten versorgt. Als gelernter Lebensmittelkaufmann – ein Beruf, der heute in dieser Form nicht mehr gelehrt wird – hat Erich Grenzius die Materie mehr als verinnerlicht. „Wir haben uns noch richtig mit den Inhaltsstoffen beschäftigt, ‚ausgeprägte Warenkunde‘ nannte sich das“, erzählt er. Aus diesem Grund befindet sich in den Regalen und der Theke kein Produkt, dessen Zutatenliste er nicht genauestens inspiziert hat. Neben der besonderen Auswahl an Lebensmitteln schätzen die Kunden das Wissen des 71-Jährigen besonders.

Heusenstamm bei Offenbach: Marktstubb schließt nach 27 Jahren

Die umfassende Beratung sei für ihn eine Selbstverständlichkeit – und das, was man im Discounter eben nicht bekomme. „Viele Menschen setzen sich gar nicht mehr damit auseinander, woher ihr Essen kommt“, bedauert der Kaufmann. Damit meint er nicht nur die Art der Erzeugung, sondern auch die Inhaltsstoffe. „Sahne wird oft mit Carrageen gestreckt, aber das ist eigentlich nicht nötig“, führt Grenzius aus. Dies sei ein Stoff, der aus der Rotalge gewonnen werde. Diese wiederum werde mit Waschbenzin behandelt. Nichts, was man zu sich nehmen möchte. „Viele Krankheiten kommen von schlechten Lebensmitteln“, ist Grenzius überzeugt. Auch nach 50 Jahren in diesem Beruf hält sich der 71-Jährige stets auf dem neuesten Stand. Seine Frau findet: „Er ist nie betriebsblind geworden.“

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Aus diesem Grund nimmt das Paar auch seine Lieferanten genau unter die Lupe. So haben die beiden etwa Molkereien oder kleinere Manufakturen besucht, um sich von der Ware und deren Produktion zu überzeugen. Persönliche Beziehungen sind den Rodgauern nicht nur zu den Erzeugern wichtig: „Manche Kunden begleiten uns seit unserem ersten Tag“, erzählt Cristel Grenzius. Denjenigen, die selbst nicht mehr imstande sind, einkaufen zu gehen, bringt ihr Ehemann die Lebensmittel auch an die Haustür. Bis diese nicht mehr aufgeht. „Man begleitet hier schon wirklich Lebenswege“, sagt die Inhaberin.

Nun schlägt der eigene Weg eine neue Route ein. Für ihren hat sich das Ehepaar vorgenommen, häufiger zu reisen. Weil sie schon früher viel von der Welt gesehen haben, soll es nun mehr in die Nähe gehen.

„Wir haben auch schon viel erlebt, sowohl in der Welt als auch hier“, resümiert die 67-Jährige. Sie erinnert sich an den mit einem Kanalausbau verbundenen Umbau der Frankfurter Straße im Jahr 2002. Erich Grenzius betont: „Während dieser 15 Monate sind 15 umliegende Geschäfte kaputt gegangen.“ Die „Marktstubb“ hat sich indes „immer wieder selbst neu erfunden“.

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Das erste Lebensmittelgeschäft betrieb der Lebensmittelkaufmann im Einkaufszentrum Alte Linde, in Hausen und in Groß-Umstadt. Während die anderen Läden schon länger geschlossen sind, bleibt die „Marktstubb“, die das Paar als ihr „zweites Kind“ bezeichnen, bis jetzt. „Es ist ein komisches Gefühl und viele Kunden bedauern das“, sagt die 67-Jährige. Einen vergleichbaren Nachfolger wird es nicht geben. Stattdessen will der Vermieter „Fahrrad Ott“ den rund 50 Quadratmeter großen Laden künftig als Ausstellungsfläche nutzen.

Die „Marktstubb“ hat von Mittwoch bis Samstag von 8 bis 13 Uhr geöffnet sowie am Freitagnachmittag von 14.30 bis 18 Uhr. Am Samstag, 18. September, wollen sich die Inhaber schließlich von ihren Kunden verabschieden. „Das wird dann aber ‚open end‘“, verspricht Cristel Grenzius. (Von Lisa Schmedemann)

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