Kriminalität in Heusenstamm: Besonders eine Firma zieht Zahlen nach oben

Heusenstamm liegt an der traurigen Spitze der Kriminalitätsstatistik in der Region. Dahinter steckt auch ein altbekannter Fall.
Heusenstamm - Ganz oben in der Kriminalitätsstatistik des für den Main-Kinzig-Kreis sowie Stadt und Kreis Offenbach zuständigen Polizeipräsidiums Südosthessen steht Heusenstamm bei den sogenannten Häufigkeitszahlen – das ist die Zahl der registrierten Straftaten hochgerechnet auf 100 000 Einwohner. Eine Hochburg des Verbrechens ist die Schlossstadt dennoch nicht.
Denn in den 1 641 erfassten Straftaten sind 1 064 Betrugsdelikte enthalten, von denen mehr als 400 auf das Konto einer Firma gehen, die im großen Stil mit Gold gehandelt und bundesweit Anleger um ihr Geld gebracht hat.
Deutlich mehr Fahrraddiebstähle in Heusenstamm
Im September 2019 waren die Betrügereien der Firma mit Sitz an der Industriestraße entdeckt, die Verantwortlichen festgenommen worden. Der Prozess gegen die Beteiligten läuft seit Sommer 2021. „Da sind im vergangenen Jahr noch viele Anzeigen von Geschädigten eingegangen und die fließen eben in die Statistik ein“, erläutert Harry Keckeis, Leiter der Polizeistation Heusenstamm.
Dennoch, frei von Straftaten ist die Schlossstadt freilich nicht. Besonders deutlich sei die Steigerung von Fahrraddiebstählen, betont der Erste Polizeihauptkommissar. Die registrierten Fälle sind von 28 im Jahr 2020 auf 73 im Jahr 2021 gestiegen, das sind 160 Prozent mehr. Der Grund sei vor allen die wachsende Zahl elektrischer Fahrräder, die sehr viel teurer sind als ein Rad ohne eigenen Antrieb. Aber auch andere hochwertige Räder seien weiterhin im Fokus der Diebe.
Heusenstamm: Ganz oben in Kriminalitätsstatistik
Vor allem die Tatgelegenheiten seien dabei ausschlaggebend: „Vor allem aus Mehrfamilienhäusern werden die Räder gestohlen“, sagt Harry Keckeis. In Kellern, Lattenverschlägen und Tiefgaragen wurden die Gefährte abgestellt. Das gelte im Übrigen nicht nur für Heusenstamm, sondern für den gesamten Kreis Offenbach.
Die Polizei rate daher, die „Drahtesel“ auch im Schuppen oder Keller gut abzuschließen. Außerdem sollten Eigentümer grundsätzlich die Rahmennummer notieren sowie die Räder codieren lassen. Das helfe auf jeden Fall bei der Aufklärung. Immerhin 25 der 73 Delikte auf diesem Gebiet konnten im vergangenen Jahr geklärt werden. Die Quote stieg damit von 10,7 Prozent im Jahr 2020 auf 34,2 Prozent im vergangenen Jahr.
Die Zahl der sogenannten „Diebstähle unter erschwerenden Umständen“ ist ebenfalls gestiegen – von 131 auf 178 Fälle. Gemeint sind Einbrüche, bei denen Türen, Fenster oder Schlösser aufgebrochen wurden. Zieht man davon 45 Fahrraddiebstähle ab, die in diese Kategorie fallen, sei die Zahl nicht mehr ganz so erschreckend, meint der Dienststellenleiter. So sei etwa die Zahl der Einbrüche in Wohnungen einschließlich der Versuche von 35 auf 20 registrierte Fälle gesunken. Ähnliches gelte für das Eindringen in Werkstätten und Büros, die Zahl sank von 20 auf fünf.
Kriminalität in Heusenstamm: Weniger Einbrüche am Tag wegen Corona
Den Folgen der Pandemie sei zu verdanken, dass es 2021 wesentlich weniger Tageswohnungseinbrüche gab. „Weil viele Menschen zu Hause gearbeitet haben, ist die Zahl dieser Delikte von 15 auf sechs runtergegangen“, erläutert der Beamte.
Gestiegen sind dagegen in Heusenstamm Fälle sogenannter Rohheitsdelikte. Mit diesem Begriff fasst die Polizei Raub, räuberische Erpressung und Körperverletzungen zusammen. 102 Delikte wurden registriert – im Vergleich zu 91 im Jahr 2020. Allerdings liegt die Aufklärungsquote bei diesen Straftaten in der Schlossstadt bei 93,1 Prozent. Die vier angezeigten Fälle von Raub auf öffentlichen Straßen sowie 18 angezeigte Bedrohungen konnten sogar alle aufgeklärt werden.
Kein Tötungsdelikt und keine schwere Körperverletzung in Heusenstamm
Insgesamt ist Harry Keckeis mit den Zahlen der Kriminalitätsstatistik nicht zufrieden. Auch wenn man die Betrugsdelikte der Goldhändler herausrechne, sei das Ergebnis für 2021 auf einem ähnlichen Niveau wie im Jahr davor. Im Vergleich zu 2019 sei sogar eine leichte Steigerung zu verzeichnen. „Zum Glück“ habe man im vergangenen Jahr kein Tötungsdelikt und keine schwere Körperverletzung registrieren müssen.
Der Erste Polizeihauptkommissar hofft, dass sich die Statistik in diesem Jahr wieder bereinigt und sich wieder eine Entspannung einstellt. In der Summe aller Straftaten in Heusenstamm liegt die Aufklärungsquote übrigens bei 80,3 Prozent. (Claudia Bechthold)