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Schmittgraben wird vorerst nicht renaturiert

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Von: Joshua Bär

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Das Flussbett des Schmittgrabens ist großteils ausgetrocknet. Auch der Lauf an der Grenze zu Dietzenbach führt kein Wasser mehr.
Das Flussbett des Schmittgrabens ist großteils ausgetrocknet. Auch der Lauf an der Grenze zu Dietzenbach führt kein Wasser mehr. © Bär, Joshua

Der Schmittgraben, zwischen Heusenstamm und Dietzenbach fließend, wird vorerst nicht renaturiert. Das hat das zuständige Regierungspräsidium Darmstadt beschlossen.

Heusenstamm/Dietzenbach – Resigniert schaut Dietmar Tinat in das ausgetrocknete Bachbett des Schmittgrabens. Schon lange führt der linke Zufluss der Bieber, der zwischen der Schlossstadt und Dietzenbach verläuft, auf vielen Abschnitten kein Wasser mehr. Eigentlich sollten die Arbeiten zur Renaturierung des Baches nach dessen Aufnahme in das Landesförderprogramm „100 wilde Bäche Hessens“ (wir berichteten) bis zum Jahresanfang beginnen. Doch die zuständigen Behörden haben sich nach einer Überprüfung dagegen entschieden.

Der Naturschutz ist Tinats Leidenschaft. Seit mehr als 60 Jahren ist er Mitglied bei der Deutschen Waldjugend Heusenstamm, kennt die Flora und Fauna rund um die Schlossstadt bestens. Der Wald um das Hofgut Patershausen, aber auch der Schmittgraben liegen ihm sehr am Herzen. „Früher gab es viele Feuchtgebiete in dem Waldgebiet“, erinnert sich Tinat. Die meisten davon seien inzwischen verschwunden, der Boden nach zu trockenen Jahren nicht mehr nass genug.

Trocken ist auch der Schmittgraben – zumindest in den meisten Abschnitten. „Der Fluss ist etwa acht Kilometer lang, Wasser führt er aber nur auf rund einem Kilometer“, berichtet Tinat. Aus dem Wald in Richtung Dietzenbach fließt das kühle Nass dann bis zur Brücke Renigishausen, dort mündet der Schmittgraben in die Bieber. Auf einer Seite der Brücke hat ein Biber einen Staudamm errichtet. Das führt zu gelegentlichen Überschwemmungen, die die Brücke unpassierbar machen, zudem sorgt der Damm dafür, dass sich die Bieber hinter der Brücke zu einem kleinen See entwickelt hat. „Dort zeigt uns der Biber, wie eine Renaturierung aussehen kann“, meint Tinat.

Zu Fuß unpassierbar ist ein Spazierweg im Waldgebiet Nahe des Patershäuser Hof, nachdem ihn der Schmittgraben überflutet hat.
Zu Fuß unpassierbar ist ein Spazierweg im Waldgebiet Nahe des Patershäuser Hof, nachdem ihn der Schmittgraben überflutet hat. © bär

Eine unkontrollierte Rückkehr zur Natur bringt aber nicht nur Vorteile, wie sich in einem nahe gelegenen Waldstück beobachten lässt. Dort hat sich das restliche Wasser, das der Zufluss noch führt, in eine kleine Seelandschaft verwandelt. Erfreut ist Tinat darüber nicht, denn das Wasser hat auch einen Spazierweg überflutet und schneidet den Schlossstädtern somit den Weg ab. „Ein Teil des Bachlaufs ist verstopft, deshalb sucht sich das Wasser einen anderen Weg“, sagt der Naturschützer. Eine geordnete Renaturierung könnte Abhilfe schaffen, den Strom wieder in geordnete Bahnen zu lenken. „Dazu müssen die ganzen Blätter und Äste aus dem Flussbett, damit das Wasser richtig fließen kann.“

Eine Renaturierung des Schmittgrabens wird es aber vorerst nicht geben. Die Obere Wasserbehörde des Regierungspräsidiums Darmstadt – für eine mögliche Renaturierung des Schmittgrabens zuständig – hat diese zunächst abgelehnt. Begründung: Der Schmittgraben liege im Oberlauf überwiegend trocken. Zudem habe der Zulauf „aufgrund seiner geringen Fließlinge nur ein eingeschränktes ökologisches Entwicklungspotenzial“, informiert Ingo Pfeiffer von der Hessischen Landgesellschaft mbh (HLG). Sie berät die Kommunen und Behörden des Landes Hessen bei der Entscheidung, welche Flüsse renaturiert werden.

Ähnlich argumentieren die Stadtwerke Dietzenbach, die die Renaturierung des Flusses angestoßen haben. So habe die HLG bereits im Juni vergangenen Jahres mitgeteilt, dass der Schmittgraben aufgrund seiner geringen Fließlänge aus dem Programm ausgeschlossen werde. Pfeiffer fügt hinzu, dass der Schmittgraben aufgrund seines teilweise durchgehend trockenen Flussbettes zudem „keine dauerhafte Lebensraumfunktion erfülle“. Eine Rückkehr zum natürlichen Zustand sei daher nicht vorgesehen. Der HLG-Mitarbeiter weist allerdings darauf hin, dass die Entscheidung nur für die aktuelle Legislaturperiode gilt und somit auch geändert werden kann – allerdings erst ab 2028.

Dietmar Tinat hofft weiter auf Verbesserungen für den Wald um das Hofgut Patershausen. Denn aufgrund des trockenen Bodens würden nicht nur viele Bäume absterben, sondern auch viele Tierarten ihren Lebensraum verlieren. (Von Joshua Bär)

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